FondsDISCOUNT.de: Sie gelten als ausgewiesener Kenner der Emerging Markets. Kaum ein anderer Markt hat so ein „schwaches Immunsystem“, ist also stark ansteckungsgefährdet, und Krisen einzelner Regionen können sich in gewaltige Flächenbrände entwickeln. Gleichzeitig haben politische Einflüsse eine ungleich höhere Auswirkung. Was, würden Sie sagen, ist die größte Konstante oder das meisten verbindende Element dieser Assetklasse?


Mark Mobius: Risiko bedeutet Möglichkeit. Je größer die Krise, desto höher ist die Zahl der Möglichkeiten, erfolgreiche Investments abzuschließen. Während meiner 30-jährigen Investmentkarriere habe ich gelernt, dass Emerging Markets zwischen irrationaler Unvernunft und exzessivem Pessimismus schwingen. Was am Wichtigsten ist, ist ein tiefes Verständnis der Grundsätze. Die derzeitige Marktkorrektur eröffnet viele aufregende Möglichkeiten.


 


Wenn bei den Emerging Markets die Stimmung ständig zwischen unglaublicher Euphorie und absolutem Pessimismus schwankt: Wo liegt dann die Wahrheit?


Wie eben erwähnt, sind Emerging Markets stark beeinflusst von der Gefühlslage der Investoren. Infolgedessen ist es weise, gegen den Strom zu schwimmen. Wenn die Leute euphorisch sind, ist dies oft der beste Zeitpunkt, um zu verkaufen. Wenn die Leute „über“pessimistisch sind, ist der Zeitpunkt gut, um zu kaufen.


Sie waren über 30 Jahre erfolgreich bei Franklin Templeton. Nun fangen Sie noch einmal „ganz von vorne“ an und haben eine Fondsboutique mit Emerging-Markets-Fokus namens „Mobius Capital Partners“ gegründet. Was war Ihre Motivation weiterhin aktiv mitzumischen und was können Sie nun umsetzten, was vorher vielleicht nicht möglich war?


Ich habe die Zeit bei Franklin Templeton genossen, mich aber bereit für eine neue Aufgabe gefühlt. Ich habe mir einen größeren, noch stärker fokussierten Denkansatz gewünscht. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass das Arbeiten mit Unternehmen und das Verbessern ihrer Unternehmensführung, der effektivste Weg ist, um Wert zu schaffen. Ich möchte dieses Konzept nehmen und es als zentrale Stütze eines Investmentprozesses nutzen. Dies ist der Grund, weshalb ich mich auf diese neue, aufregende Reise begeben habe.


 


Sie konzentrieren sich bei Ihrer neuen Gesellschaft auf nachhaltige Investments in den Schwellenländern, vor allem auf den Punkt Governance – gute Unternehmensführung – als Schlüssel fürs Risikomanagement. Wie unterscheidet sich die asiatische Unternehmenskultur von jener in den USA oder Europa?


Grundsätzlich sind die Leute überall auf der Welt gleich. Die asiatische Unternehmenskultur unterscheidet sich nicht groß von anderen auf dieser Welt. Wachstum und Profit sind grundlegende Ideen.


 


Viele haben ein Bild von Asien im Kopf, dass als nicht besonders umweltbewusst gilt – etwa beim Verbrauch von Plastik(-tüten). Welches Bewusstsein gibt es mittlerweile in Asien für Nachhaltigkeit, was hat sich da die vergangenen Jahre verändert?


Da sie beginnen, den größeren Einfluss von Umweltstandards auf eigene Gemeinden zu erleben, entwickeln viele Unternehmen in Asien ein zunehmendes Bewusstsein für diese Fragen. Die meisten Unternehmen sind diesbezüglich immer noch ein gutes Stück hinter ihren nordamerikanischen und europäischen Kollegen. Aktuell ist in Asien der Fokus auf ESG bisher nicht die Norm, allerdings nimmt hier die Wichtigkeit schnell zu.


 


Zahlreiche asiatische Länder, ob Japan, China, Taiwan oder Südkorea, gelten als unglaublich technikaffin und haben zahlreiche Innovationen entwickelt. Was könnten sich die USA oder Europa hier von den Asiaten aneignen?


Neugier und den Willen, zu lernen und sich zu verändern.


 


Gerade Technologie-Unternehmen legen mittlerweile größeren Wert auf Nachhaltigkeit als andere. Können Sie das bestätigen und wenn ja, warum ist das so, und wie verträgt sich das gleichzeitig mit dem Abbau Seltener Erden, der bislang selten unter hervorragenden Bedingungen passiert?


Technologieunternehmen erscheint Nachhaltigkeit oft einfacher, als Fachgenossen in anderen Bereichen, da die meisten ihrer Handlungen keine Aktivitäten beinhalten, die zu direkter (Umwelt-)Verschmutzung führen. Trotzdem ist es wichtig, dass diese sich darüber im Klaren sind, dass sie durch den Abbau seltener Rohstoffe indirekt verschmutzen können.


 


Sie warnen seit einiger Zeit vor einem Einbruch auf den Märkten und kritisieren die Politik des billigen Geldes. Was der Auslöser sein wird, ist schwer vorherzusagen, aber in welcher Region, in welchem Markt wird ein Crash Ihrer Meinung nach die fatalsten Auswirkungen haben?


Die Unternehmen und Länder, die am ehesten betroffen sein werden, sind jene mit den meisten (US-Dollar-)Schulden.


 


Was sehen Sie als wichtigste Trends und welche Kernthemen werden die Anlegerwelt in naher Zukunft positiv beeinflussen?


Die zunehmende Zugänglichkeit des Internets ist wirklich bemerkenswert. Im Jahr 2000 hatten noch weniger als 6 Prozent der weltweiten Bevölkerung eine Internetverbindung. Heutzutage ist diese Zahl auf 54 Prozent gestiegen. In der Zeit von 2000 bis 2017 hat sich die Zahl der Internetnutzer um 1.052 Prozent erhöht. Dieses Wachstum wird sich in nächster Zeit nicht verlangsamen.


 


Als einer der größten Trends gilt die Elektromobilität: Wenn Sie 10.000 US-Dollar investieren müssten: Kaufen Sie Tesla oder Byd?
Elektronische Fahrzeuge und ihre Technik werden von allen Autounternehmen übernommen werden, somit ist gut daran getan, sich auf die großen renommierten Namen zu konzentrieren.


 


Ihr Publikumsfonds „Mobius Emerging Markets“ (ISIN: LU1846739917) öffnete sich am Ende September für Investoren. Was ist die Strategie, was werden die Kernregionen bzw. die Kerninvestments und an welche Anleger haben Sie bei diesem Fondskonzept gedacht?


Wir glauben daran, dass der „Mobius Emerging Market Fund“ ein wirklich einzigartiges Produkt ist. Wir übernehmen ein stark spezialisiertes Aktiv-Investmentkonzept mit einem Schwerpunkt auf der Verbesserung der Governance-Standards in Unternehmen der Emerging und Frontier Markets.


Derzeit bieten wir ein vielversprechendes Portfolio, welches aus 25 bis 40 Aktien besteht. Das Ziel der Marktkapitalisierung liegt zwischen einer halben und zehn Milliarden US-Dollar. Im Moment liegt unser Branchenschwerpunkt auf Basiskonsumgütern, Nicht-Basiskonsumgütern und der Informationstechnologie. Unser geografisches Exposure wird aktuell in Richtung Brasilien und Indien gewichtet, aber unser Portfolio wird eine breitere Palette an Ländern der Emerging und Frontier Markets umfassen.


 


Wie viel Prozent vom Volumen soll in die Frontier Markets fließen?


Nicht mehr als 20 Prozent wird in Frontier Markets investiert.


 


Was sind die weiteren geplanten Schritte von Mobius Capital Partners?


Seit dem Start im Mai 2018 haben wir bereits zwei Anlageinstrumente geschaffen – „Mobius Investment Trust“ und „Mobius Emerging Markets Fund“ –, die Zugang zu unserer einzige Strategie ermöglichen. Wir konzentrieren uns nun auf die Entwicklung dieses Kapitals und auf die erfolgreiche Umsetzung unserer innovativen Strategie.


 


Letzte Frage: Wenn Sie heute am Beginn Ihrer Karriere stehen würden, was würden Sie – mit heutigem Wissen – anders machen?


Nichts. Man lernt das Meiste aus seinen Fehlern!


 


Herr Mobius, vielen Dank für das Interview!


 


Zur Person: Mark Mobius ist einer der bekanntesten Portfoliomanager und war viele Jahre bei Franklin Templeton Investments. Der US-Amerikaner ist Pionier für Investments in den Schwellenländern, ihm wurden mehrere Beinamen verliehen, wie etwa „Altmeister der asiatischen Aktie“. (Im Bild: Greg Konieczny, Mark Mobius und Carlos von Hardenberg (v.li.), die drei Gründer von Mobius Capital Partners)


 


Tipp: Über FondsDISCOUNT.de erhalten Sie den „Mobius Emerging Markets“ (ISIN: LU1846739917) ohne Ausgabeaufschlag. Wenn Sie sich für den Fonds interessieren, nutzen Sie gerne unserer Kontaktformular.