Konsumenten und Unternehmen freuen sich über niedrige Kraftstoff- und Energiepreise. Auch die Industrie profitiert von billigen Industriemetallen. Für Produzenten dieser Rohstoffe sind jedoch harte Zeiten angebrochen. Prominentestes Beispiel ist der Rohstoffkonzern Glencore: Die Aktie des Betreibers von Kupfer-, Eisen- und Kohleminen ist in den vergangenen drei Jahren um 65 Prozent gefallen. Auch der Ölpreisverfall setzt Glencore zu. Im Nachgang belastet die aktuelle Rohstoffbaisse auch Fonds, die in Aktien von Öl- und Bergbaukonzernen investieren.

Der Preisverfall bei Rohstoffen hat mehrere Gründe. Für den schwachen Ölpreis ist ein Kampf um die Vorherrschaft auf dem Ölmarkt zwischen den OPEC-Staaten und den USA verantwortlich. Die niedrigen Industriemetallpreise sind Auswirkungen der schwachen Wirtschaftsleistung der Schwellenländer. Allen voran China wird für die Krise am Rohstoffmarkt verantwortlich gemacht. Im Folgenden wird die Preisentwicklung bei Rohöl und Industriemetallen genauer beleuchtet.

  • Rohöl: Innerhalb eines Jahres hat sich der Ölpreis mehr als halbiert. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet am Montag 48,25 Dollar. Der in den USA ausgelöste Schieferöl-Boom löste eine Überproduktion aus drückt den Preis. In der Folge erhöhten auch die arabischen Länder ihre Produktion, um sich Marktanteile durch Kampfpreise zu sichern. Mehreren Medienberichten zufolge könnte die Überproduktion von den USA und den OPEC-Staaten zu Beginn des Jahres billigend in Kauf genommen worden sein, um Russland im Konflikt um die Ukraine wirtschaftlich unter Druck zu setzen. Nicht zuletzt die schwache wirtschaftliche Entwicklung in China senkt die Nachfrage nach Öl zusätzlich ab. Der Ölkonzern Shell hat aufgrund der niedrigen Preise ein Förderprojekt in der Arktis auf Eis gelegt, berichtet die Financial Times. Ein Ende des Preiskampfes um die Vorherrschaft auf dem Ölmarkt ist erst dann in Sicht, wenn alle Hauptakteure –Russland, die USA und die OPEC-Staaten – ihre Ölförderung drosseln. Doch so eine einvernehmlich koordinative Strategie ist nicht in Sicht.

  • Platin: Die Automobilbranche ist der größte Abnehmer der Platinindustrie. Die Platinpreise könnten infolge des VW-Abgasskandals daher weiter abrutschen. Das Metall wird überwiegend in Dieselfahrzeugen verbaut. Die Manipulationen der Emissionsdaten bei VW und BMW Dieselmotoren könnten die Nachfrage nach diesen Fahrzeugen einbrechen lassen. Platin ist mit 936,75 Dollar pro Feinunze so billig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Infolge der schwachen Nachfrage aus China ist der Platinpreis seit Beginn des Jahres um 20 Prozent eingebrochen. 70 Prozent der weltweiten Förderung von Platin kommt aus Südafrika. Der Abbau von Platin ist mit hohen Investitionssummen verbunden. Weil Investoren in Südafrika fehlen, haben die Produzenten vor Ort den Abbau kontinuierlich zurückgefahren.

  • Palladium: Der Abgasskandal senkt nicht nur den Platinpreis, er kann auch den Palladiumpreis ansteigen lassen: Palladium wird in Otto-Motoren eingesetzt, die in einer kommenden Krise der Dieselfahrzeuge stärker nachgefragt werden könnten. Ein erster Impuls dafür ist bereits zu erkennen. Der Palladiumpreis stieg auf ein Zwei-Monats-Hoch am Freitag und kostet 660 Dollar je Feinunze.

  • Kupfer: Der China-Schock trifft auch den Kupferpreis. Die Ankündigung großer Infrastrukturprogramme in China lässt darauf hoffen, dass die Preise mittel- bis langfristig wieder steigen könnten. Doch danach sieht es derzeit nicht aus. Seit Mai ist der Preis von über 6.400 Dollar auf 5.042 Dollar pro Tonne gefallen. Der Rohstoffkonzern Glencore muss aufgrund der hohen Verluste zahleiche Kupferminen schließen. Wie wallstreet:online berichtet, könnten dem Markt auf diese Weise in den nächsten 18 Monaten 400.000 Tonnen entzogen werden, was sich stabilisierend auf die Preise auswirken kann. Die International Copper Study Group (ICSG) schätzt, dass das Überangebot von Kupfer für das laufende Jahr 91.000 Tonnen beträgt.

  • Zink: Zink erfreute sich lange Zeit einer hohen Beliebtheit bei Anlegern. Noch in der ersten Jahreshälfte 2015 stieg der Preis auf 2.398 Dollar. Der Einbruch an der Börse in China machte diese Hausse zunichte. Der Preis sackte ab und liegt derzeit bei einem Fünf-Jahres-Tief von 1.642,50 Dollar. China ist sowohl der wichtigste Produzent als auch Verbraucher auf dem weltweiten Zinkmarkt.

  • Aluminium: Die Aluminiumproduktion ist viel zu hoch, um das Preisniveau zu halten. Im August gab es dem International Aluminium Institute (IAI) zufolge ein Rekordhoch von 4,95 Millionen produzierten Tonnen. Das entspricht einer Steigerung von 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Insgesamt liegt die Produktion für das laufende Jahr schon jetzt knapp 21 Prozent über der von 2014. Der Preis fällt entsprechend stark von über 1.950 Dollar im Mai bis aktuell 1.571 Dollar pro Tonne (finanzen.net). Verantwortlich für die hohe Produktion ist wieder einmal China, einer der größten Exporteure von Aluminium. Der weltgrößte Aluminiumhersteller Rusal in Russland hat angekündigt, die Produktion im kommenden Jahr drosseln zu wollen, sollte der Preis weiter fallen.


Fonds hoffen auf Ende der Talfahrt
Anleger in Rohstoff-Fonds müssen hoffen, dass sich die Schwellenländer bald wieder erholen und die Baisse auf dem Rohstoff-Markt ein Ende nimmt. Der Allianz-Rohstofffonds investiert zum Beispiel zu über 50 Prozent in Metall- und Bergbau-Unternehmen, sowie in Stahl (18%) und fossile Brennstoffe (7%), was sich auch in der 12-Monats-Performance des Fonds ablesen lässt.

Ähnlich sieht es beim BGF World Mining Fonds aus. 70 Prozent des Fondskapitals steckt in Bergbau- und Metallgesellschaften, davon 19 Prozent in Kupfer-Unternehmen.

Etwas besser schlägt sich der Carmignac Portfolio Commodities. Das Portfolio umfasst zu etwa gleichgroßen Anteilen Aktien von Chemie-, Erdöl- und Erdgas-Unternehmen, Energieausstattern sowie Metall- und Bergbauunternehmen. In den vergangenen 12 Monaten verlor der Fonds jedoch 15,81 Prozent an Wert.

Der Pioneer Aktien Rohstofffonds hält sich im FondsDISCOUNT.de-Jahresvergleich am besten (siehe Chartbild). Über 40 Prozent seines Kapitals steckt er in Rohstoffe, Hilfsgüter und Betriebsstoffe. 35 Prozent gehen in den Energiesektor und bei 17 Prozent handelt es sich um Basiskonsumgüter.

Fazit
: Eine Umfrage der Commerzbank ergibt, dass die Bodenbildung bereits erreicht sei, die Preise für Rohstoffe könnten bald wieder steigen. Sicher ist das allerdings nicht, da sich keine Impulse für ein stärkeres Wachstum der Weltwirtschaft abzeichnen. Sorge bereitet die Überproduktion, die hauptsächlich von China ausgelöst wird. Aber auch andere Schwellenländer wie Brasilien entwickeln sich unterdurchschnittlich.