FondsDISCOUNT.de: Herr Terwey, wir haben vor etwa einem Jahr zuletzt über Ihren Food-and-Beverage-Fonds „DWS Concept GS&P Food“ (ISIN: DE0008486655) gesprochen. Aufhänger war damals das veränderte Konsumentenverhalten in Bezug auf Zucker. Inzwischen startete ein neues Unternehmen durch: Beyond Meat bedient den Zeitgeist – oder mehr noch: das veränderte Bewusstsein – im Hinblick auf unseren Fleischkonsum. Inwiefern spielt dies auch für Ihren Fonds eine Rolle?


Philip Terwey: Der Trend ist ganz eindeutig zu erkennen. Das Bewusstsein der Konsumenten bezüglich WAS sie essen und WO es herkommt nimmt immer weiter zu. Allerdings darf man sich von der Entwicklung und der medialen Aufbereitung hier bei uns in Deutschland und in arrivierten Industrieländern nicht blenden lassen. Knapp die Hälfte der Umsätze weltweit agierender Nahrungsmittelunternehmen wird eben nicht in Industrieländern gemacht, sondern in Ländern und Regionen, der zweiten Reihe und in Schwellenländern.


Mit Bezug auf Beyond Meat ist es allerdings so, dass hier Zeitgeist auf gutes Marketing und perfektes Timing trifft. Innovativ ist Beyond Meat keinesfalls. Bereits seit den 1970er Jahren gibt es in den USA das Unternehmen Morningstar Farms, eine 100prozentige Tochter von Kellogg´s und Marktführer bei vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten in den USA. Kaum jemand hierzulande kennt das Unternehmen und seine Marktpräsenz. Das zeigt eindrucksvoll die Informationsverzerrung, der wir unterliegen.


Grundsätzlich lässt sich in Bezug auf den DWS Concept GS&P Food sagen, dass es meistens die großen und potenten Lebensmittelunternehmen sind, die kleine und innovative Unternehmen akquirieren und deren Produkte in das eigene Markenportfolio integrieren. Beste Beispiele der jüngeren Vergangenheit: Danone kauft WhiteWave (US-Marktführer für Sojamilch und -joghurt), Nestlé kauft Garden Gourmet (bekannt für den Incredible Burger, genutzt für den Big Vegan TS von McDonalds) oder Diageo kauft Monkey 47 (kleine Gin Destillerie).  Somit profitiert der Investor direkt von der Innovationskraft kleinerer Firmen, die man meistens aufgrund fehlender Börsennotiz gar nicht selber kaufen kann.


Allgemein gefragt: Wie schnell können Sie solche Trends oder veränderte Präferenzen im Lebensmittelbereich in Ihr Anlagekonzept integrieren bzw. ist das überhaupt Ihr Ziel?


Eine ausgeprägte Veränderung der Fondsstrukturen ist im Allgemeinen nicht sofort notwendig, da es nicht das Ziel des Fonds ist, sich an kurzfristigen und global kaum relevanten Modetrends zu orientieren. Aufgrund unseres Ansatzes und des Innovationsdrucks auf die großen Nahrungsmittelunternehmen, welche immer wieder kleine disruptive und innovative Unternehmen akquirieren und in das eigene Markenportfolio integrieren, sind wir in den meisten Fällen indirekt an den neuestens Trends über die großen Titel unseres Portfolios beteiligt.


Mit Bezug auf Beyond Meat hat uns explizit die kaufmännische Grundlage gefehlt, beim IPO dabei zu sein. Das Unternehmen hat sehr viel Umsatz- und Gewinnphantasie eingepreist. Wir vertrauen lieber auf belegbare Fakten. Dennoch, über unsere Beteiligung an Tyson Food waren auch wir indirekt an Beyond Meat beteiligt. Tyson hat sich nämlich bereits vor geraumer Zeit an Beyond Meat über Venture Capital beteiligt, diese Position jedoch vor IPO wieder abgestoßen. Kurz darauf hat Tyson verkündet, selber veganen Fleischersatz herzustellen. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, ist Tyson Food doch der weltgrößte Fleischproduzent.


Mit anderen Worten, wir beteiligen uns nur an solchen Unternehmen, bei denen man auf Basis einer detailreichen fundamentalen Analyse unter kaufmännischen Aspekten gerne investiert. Wir spekulieren nicht auf mögliche Umsatzsteigerungen, die jeder Grundlage entbehren.


Die größte Position in Ihrem Portfolio ist Nestlé, ein Konzern, der international sehr umstritten ist. Als Food-Fonds kommt man an diesem Megaplayer wohl kaum vorbei. Vorwürfe gegen Nestlé bezüglich Wasserausbeutung oder zum Beispiel Regenwaldzerstörung zeigen aber, dass der Lebensmittelbereich immer auch eine politische Dimension hat. Wie gehen Sie damit um und welchen Stellenwert nimmt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Anlagestrategie ein?


Ganz im Gegenteil gehört Nestlé mittlerweile, nach der fast zehn Jahre alten Kritik bezüglich der Vermarktung von Wasser, zu den nachhaltigsten Lebensmittelunternehmen die man kaufen kann. Ein Sustainalytics Rank von 99,2 bestätigt das eindrucksvoll. Nestlé hat in den letzten Jahren viel getan, um sein Image zu wandeln. Unternehmen, besonders im Nahrungsmittelsektor, kommen nicht mehr darum herum nachhaltig zu denken und zu agieren. Im Gegenteil, unseres Erachtens werden gerade solche Firmen wirtschaftliche Vorteile haben, da die Konsumenten und Verbraucher viel mehr auf Nachhaltigkeit achten und lieber Produkte kaufen, die ihr Gewissen beruhigen.


Im Gegensatz zu anderen Lebensmittelaktienfonds, die sich zwar Nachhaltigkeit in den Namen schreiben, aber nicht nachhaltiger sind als wir, haben wir sogar noch eine deutlich bessere Wertentwicklung und bessere Risikokennzahlen vorzuweisen. Da helfen uns natürlich als ältester Nahrungsmittelaktienfonds der Welt auch unsere mehr als 24 Jahre Expertise in diesem Sektor.


Die Ratingagentur Morningstar bestätigt die Nachhaltigkeit unseres Ansatzes mit fünf (von fünf) Morningstar Globes für Nachhaltigkeit.


Ihr Fonds ist seit 1995 am Markt und kann als Langstreckenläufer im Depot bezeichnet werden. Welche Wertentwicklung konnten Sie für Ihre Anleger bislang erzielen?


Seit Auflage haben wir für unsere Investoren eine Rendite von 720,71% erzielt. Das entspricht durchschnittlich 8,94 Prozent p.a. die Investoren für sich vereinnahmen konnten. (Stand 27.09.2019)


Welche Werte sind die Renditetreiber in Ihrem Portfolio?


Das wechselt je nach Marktsituation und ist nicht pauschal zu beantworten. Aktuell sind es die großen, bekannten Unternehmen wie Nestlé, McDonalds, Pepsico oder Heineken.


Was zeichnet den Lebensmittelmarkt gegenüber anderen Branchen aus?


Das besondere an Aktien von Lebensmittelunternehmen – und nur in solche investieren wir als einziger Fonds weltweit lupenrein – ist der konjunkturresistente Charakter. Natürlich gehen die Amplituden der Märkte nicht spurlos am Nahrungsmittelsektor vorüber. Jedoch ist die Belastbarkeit wesentlich höher. Die CashFlows sind auch in Rezessionen sehr stabil. Hohe Eigenkapitalquoten sorgen für zusätzliche Sicherheit. Das führt dann dazu, dass Food & Beverage Unternehmen wesentlich schneller reüssieren, die Drawdowns deutlich geringer ausfallen und gleichzeitig noch Dividenden gezahlt werden können, die aus dem freien CashFlow bedient werden und nicht aus der Substanz.


Superfoods, Low Carb, Zuckerfasten, vegane Ernährung – sehen Sie schon den nächsten großen Trend, der bald in die Supermärkte kommen wird?


Letztlich wird es in den Industrieländern wohl einen sich weiter verstärkenden Trend zu fleischlosem Protein und lokal produzierten Lebensmitteln geben. Hierbei jedoch in allen Ausprägungen, wie zum Beispiel Proteingewinnung aus Luft und Sonnenenergie (*).


In den Schwellenländern hingegen hält der Trend einer „Verwestlichung“ der Essgewohnheiten im altbekannten Sinn an. Das bedeutet, dass der Fleischkonsum weiter ansteigt im Zuge steigender Einkommen. Nachhaltigkeit ist dort nicht das Gebot der Stunde. Es geht dort viel mehr darum, dass die Menschen ihr steigendes Einkommen in Form von besserem und vor allem mehr Essen genießen. 


(*) Hintergrund: Das finnische Start-Up Solar Foods arbeitet an einem innovativen Nahrungsmittel: So soll klimaschädliches CO2 aus der Luft gefiltert und als Basis für ein Nahrungsmittel verwendet werden. Dieses „Solein“ soll zu 50 Prozent aus Protein, 20 Prozent Kohlenhydrate und zehn Prozent aus Fett bestehen. Die Markteinführung dieser revolutionären Produktidee ist für das Jahr 2021 geplant.


Herr Terwey, vielen Dank für diese interessanten Informationen!


Investoren-Info: Den DWS Concept GS&P Food“ (ISIN: DE0008486655, vormals unter dem Namen „OP Food“ erhältlich) kaufen Sie über FondsDISCOUNT.de ohne den bankenüblichen Ausgabeaufschlag.