Inhalt


Warum gibt es ELTIFs?


Was macht ELTIFs aus und wie investieren sie?


Charakteristika von ELTIFs


ELTIF 2.0


Kriterien und Regeln des ELTIF 2.0


Für wen ist ein ELTIF-Investment geeignet?


Status quo


Diese ELTIFs sind eine Ansicht wert



Es war eine beachtliche Idee der EU-Kommission, mehr Marktteilnehmern den Zugang zu Investitionen in Infrastrukturprojekte sowie in außerbörslich gehandelten Unternehmensbeteiligungen zu ermöglichen. So sollte der Geldfluss in der Kapitalmarktunion angekurbelt werden. Wegen der strengen Vorschriften und Einschränkungen im Vertrieb wurden ELTIFs allerdings bis 2023 kaum wahrgenommen. Die EU sieht sie dennoch weiterhin als wichtiges Vehikel für die wirtschaftliche sowie sozial-ökologische Entwicklung in den nächsten Jahren innerhalb der EU. So hat man stark an einer „ELTIF 2.0“-Reform gearbeitet. Ab 2024 bekommen die neuartigen Fonds eine Aktualisierung. Viele neue ELTIFs befinden sich bereits jetzt in den Startlöchern und laut Scope darf man in den nächsten Jahren mit einer Vervielfachung des ELTIF-Marktvolumens rechnen. Zu diesem Anlass wollen wir uns genauer ansehen, was hinter ihnen steckt.


Warum gibt es ELTIFs?


Ein ELTIF, ausgeschrieben „European Long Term Investment Funds“, ist ein 2015 von der EU als spezieller Alternativer Investmentfonds (AIF) zugelassenes Anlageinstrument. Er stellt die erste und einzige grenzüberschreitende Art Fonds dar, die eine langfristige Anlagemöglichkeit für Profis und Kleinanleger anbietet. AIFs, die wie ELTIFs für den europaweiten Vertrieb keiner weiteren Anzeige bedürfen, konnten nach dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich in Form von Spezialfonds an professionelle Anleger vertrieben werden. Außerdem waren vor den ELTIFs Investitionen in größere Infrastrukturprojekte sowie der Zugang zum Private-Equity-Markt in der Regel Großinvestoren vorbehalten. Doch die EU hat erkannt, dass auch Privatanleger die Möglichkeit haben sollten, Großprojekte für Infrastruktur oder erneuerbare Energien sowie mittelständische Unternehmen zu unterstützen. Schließlich kostet der erforderliche digitale und ökologische Wandel Geld. Und die Kluft zwischen Unternehmen und Privatanlegern zu schließen, kann diesen Wandel fördern.


Die Grundidee von ELTIFs ist es, den ökologischen und digitalen Wandel voranzutreiben sowie die Kapitalmarktunion zu vertiefen. Das soll insbesondere erreicht werden, indem man kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Infrastrukturprojekte, die für eine hohe Beschäftigungszahl und Wettbewerbsfähigkeit sorgen, langfristig durch Kapitalzufluss fördert. Oft können Banken wegen steigender Regulatorien keine Kredite mehr anbieten. ELTIFs sollen diesen Unternehmen unter die Arme greifen. Mit ihnen können sich auch Privatanleger an nicht an der Börse notierten Unternehmen und Infrastrukturprojekten beteiligen. Nach Schätzungen der EU-Kommission sind bis 2030 jährlich 350 Milliarden Euro an Neuinvestitionen in Energiesysteme notwendig, um die gesteckten Ziele bei der Senkung der Emissionen zu erreichen. So investieren ELTIFs nicht selten im Bereich der erneuerbaren Energien wie bspw. Wind- oder Solarparks. Doch auch andere Netzwerkindustrien wie Kommunikation, Transport oder die soziale Infrastruktur genauso wie große Immobilienprojekte können zu den Themenbereichen von ELTIFs gehören.


Was macht ELTIFs aus und wie investieren sie?


ELTIFs arbeiten langfristig. Sie haben 70 Prozent ihres Geldes entweder in der ersten Hälfte ihrer Laufzeit oder innerhalb von fünf Jahren zu investieren. Die europäischen Anlagefonds zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine Laufzeit von mindestens fünf und bis zu 80 Jahren haben, da sie die Investitionsempfänger langfristig unterstützen sollen. Zur besseren Diversifizierung dürfen die Anlagewerte einzeln jeweils maximal 20 Prozent des Portfolios ausmachen. Derivate dürfen nur zur Kapitalsicherung dienen und Leerverkäufe sowie Rohstoff-Investitionen sind verboten, um Spekulation zu unterbinden.


Viele ELTIFs fallen unter die Produktkategorie nach Artikel 8 oder Artikel 9 SFDR und fördern damit mit Investments in die Bereiche Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Energiewende und Innovationen die UN-Nachhaltigkeitsziele.


ELITFs können innerhalb der gesamten EU mit einem EU-Pass vertrieben werden, ohne zusätzliche nationale Vorschriften erfüllen zu müssen. Mittlerweile gibt es ELTIFs in verschiedenen Anlageklassen wie Private Equity, Private Credit (Fremdkapitalfinanzierung), Infrastruktur oder Multi Asset. Vor allem der Bereich Private Equity (= privates Beteiligungskapital bzw. außerbörsliches Eigenkapital) ist in seiner Wertentwicklung größtenteils von der Börsenvolatilität unabhängig.


Charakteristika von ELTIFs


ELTIFs werden als grenzüberschreitende AIFs eingestuft und stellen damit eine Alternative im Bond-Bereich dar. Grundsätzlich ist das Kapital für die Laufzeit des Fonds, die mindestens bei fünf Jahren liegt, gebunden. Die Unternehmen bzw. Projekte sollen Planungssicherheit haben. Auch sollen sie nicht gezwungen sein, das Geld sofort zu investieren, sondern überlegt und nachhaltig agieren können. Auf der anderen Seite kann es für Anleger Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien für ihre Geduld geben.


Es ist Fondsmanagern jedoch freigestellt, ob und unter welchen Umständen sie ihren Investoren Möglichkeiten wie etwa Zweitmärkte oder Rücknahmekurse bieten wollen, um ihre Anteile zurückzunehmen.


ELTIFs investieren in Unternehmensanteile bzw. außerbörsliches Eigenkapital (Private Equity), Kredite bzw. Fremdkapitalfinanzierungen (Private Debt) für gesellschaftsbezogene Immobilien wie etwa Schulen oder Krankenhäuser sowie in Infrastrukturprojekte wie Flughäfen, Straßen oder Telekommunikationsnetzwerke. Zu den „qualifizierten Portfoliounternehmen“ gehören nicht börsennotierte Unternehmen sowie KMUs mit maximal 500 Millionen Euro Marktkapitalisierung. Darüber hinaus investieren ELTIFs auch in geistiges Eigentum wie Bildung und Forschung oder (maximal 20 Prozent) in Umbrella Funds wie etwa andere ELTIFs.


ELTIF 2.0


Ab 2024 bekommen ELTIFs nun von der EU einen ordentlichen Schub verpasst und sollen durch die Senkung der Einstiegshürden mehr Marktteilnehmern zugänglich gemacht werden. Die Zahl der ELTIFs ist allein im Jahr 2022 von 23 auf 77 gestiegen und eine Vielzahl von ELTIFs warten in den Startlöchern. Seit dem 08.04.23 können ELTIFs nach neuen Vorschriften auferlegt werden, die ab dem 10.01.2024 verbindlich in Kraft treten werden.


Bis zu diesem Zeitpunkt gab es für ELTIFs striktere Vorschriften und starke Einschränkungen für ihren Vertrieb. So waren ELTIF-Manager gezwungen, 70 Prozent des Fondskapitals in illiquide Anlagen zu investieren. Auch gab es für Anleger eine Mindestanlage-Hürde von 10.000 Euro sowie eine Nachweispflicht für ein Anlagevermögen von mindestens 100.000 Euro. Zudem durften sie bisher maximal zehn Prozent ihres Nettovermögens in einen ELTIF investieren.


Mit der „ELTIF 2.0“-Reform lockern sich unter anderem diese Hürden für Manager und Anleger. Die Fonds können bspw. auch in Strukturen investieren, die mehrere ELTIFs bündeln. Bei ELTIFs für professionelle Anleger sollen die Anforderungen für die Portfoliozusammensetzung aufgehoben werden. Die Anforderungen in Bezug auf die zulässigen Vermögenswerte, Diversifizierung und Portfoliozusammenstellung, Fremdkapitalquote, Barkreditaufnahme, Zulassungsvoraussetzungen sowie die Anlagepolitik werden aktualisiert.


Dennoch ist es der EU weiterhin wichtig, den Schutz der Anleger zu stärken und ihnen alle relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen.


Kriterien und Regeln des ELTIF 2.0


1. Aufsicht und Management: ELTIFs können nur von zugelassenen Verwaltern gemäß der Richtline über die Verwalter alternativer Investmentfonds (Alternative Investment Fund Managers Directive, kurz AIFMD) mit einem EU-Pass angeboten werden, nachdem sie von einer nationalen Behörde als EU-AIF zugelassen wurden. Die AIFMD ist ein striktes Regelwerk und schreibt AIF-Verwaltern vor, dass sie insbesondere hinsichtlich ihrer Verwahrstellen, Bewertungen, Mechanismen zum Umgang mit Interessenkonflikten sowie der Offenlegung von Informationen gegenüber Anlegern „fit und proper“, also ordentlich und akkurat sein müssen. Auch für den Vertrieb gibt es hohe Schutzstandards. Im Verkaufsprospekt müssen die Kosten offengelegt werden und für Privatanleger müssen die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) bereitgestellt werden. 


2. Wertpapierstatus: Mit einer ISIN und WKN ausgestattet, stellt ein ELTIF ein Wertpapier dar, welches in einem entsprechenden Depot verbucht wird.


3. Zulässige Anlagevermögenswerte: ELTIFs sollen vor allem in Infrastrukturprojekte, Sachwerte und mittelständische Unternehmen investieren, die langfristig wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Mehrwert für die Kapitalmarktunion bringen. Mit dem ELTIF 2.0 müssen 55 Prozent des Fondsvolumens in zulässige Anlagevermögenswerte investiert werden.


4. Langfristigkeit und Diversifikation: Wie oben erörtert, wird das Kapital bei ELTIFs langfristig gebunden und es gibt Anforderungen an die Portfoliozusammenstellung bzw. Diversifizierung.


5. Transparenz: Besonders beim Marketing und Vertrieb wird zum Schutze der Anleger auf Transparenz hinsichtlich Zielportfolio, Verwahrstelle, Fondsmanager und Kostenstruktur geachtet. Neben der Bereitstellung des KIDs ist auf die Beratungspflicht sowie die Hervorhebung der Langfristigkeit der Anlage besonders zu achten.


Für wen ist ein ELTIF-Investment geeignet?


Der EU-Rat rät Privatanlegern mit weniger als 500.000 Euro im Portfolio, nicht mehr als zehn Prozent in ELTIFs anzulegen. Vor dem ELTIF 2.0 war das sogar Voraussetzung für eine Investition. Im Vergleich zu börsengehandelten Fonds sind ELTIFs nämlich nicht liquide.


Ansonsten investieren viele Pensionskassen, Kommunen mit Rentenverpflichtungen, Versicherungsunternehmen und auch diversifizierende Kleinanleger in ELTIFs.


Anleger sollten nur Geld in einen ELTIF investieren, wenn sie sich absolut sicher darüber sind, dass sie es für diese Zeit nicht benötigen. Es ist empfehlenswert, nur einen Teil der eigenen Ersparnisse in einen ELTIF anlegen.


Status quo


Nach mehreren Pressemitteilungen von der EU-Kommission darf mit einer Einigung zwischen EU-Rat und dem Europäischen Parlament im Laufe des Kalenderjahres 2023 ausgegangen werden, nachdem das Parlament seinen Standpunkt dargelegt hat. Daraufhin wird eine endgültige Neufassung des Textes über ELTIFs [Verordnung (EU) 2015/760] veröffentlicht.


Das Marktkapital der ELTIFs hat sich allein im Jahr 2022 auf 11,5 Milliarden Euro verdoppelt. Immer mehr Banken nehmen ELTIFs in ihr Angebot auf. Laut Scope soll sich dieses Volumen in den kommenden Jahren vervielfachen. Während 32 Prozent dieses Kapitals in Private Equity investiert werden, machen Infrastrukturprojekte 31 Prozent und Private Debt 27 Prozent des Kapitals aus. Frankreich und Italien führen derzeit den ELTIF-Markt an. Doch auch der deutsche Markt lebt auf. Viele deutsche ELTIFs sind bereits in der Zeichnungsphase.


Diese ELTIFs sind eine Ansicht wert


klimaVest


Hierzulande flossen bis Ende 2021 mehr als die Hälfte der Anlagegelder in den 2020 aufgelegten Infrastrukturfonds klimaVest (ISIN: LU2183939003) der Commerz Real. klimaVest investiert den Großteil seines Kapitals in Solar- und Windparks verteilt in Europa sowie in mehrere Projektentwicklungen und fällt als Impact Fonds unter Artikel 9 SFDR. Obwohl Commerz Real eine Haltedauer von mindestens fünf Jahren empfiehlt, veröffentlicht sie banktäglich Rücknahmekurse und nimmt Anteile bis zu einer halben Millionen Euro ohne Kündigungsfrist und Mindesthaltedauer zurück. FondsDISCOUNT.de-Kunden können den ELTIF zu exklusiven Vorteilskonditionen erwerben.


BlackRock Private Equity ELTIF


Der BlackRock Private Equity (ISIN: LU2575673624) ist der erste ELTIF der US-amerikanischen Investmentgesellschaft, der mit einer Mindesteinlage von 30.000 Euro auch an Privatanleger adressiert ist. Als Teil des Umbrella-Fonds BlackRock Alternative Funds II ELTIF SICAV will er in den nächsten zwei Jahren ein Portfolio mit 25 bis 30 Co-Investments aufbauen. Die Haltedauer liegt bei acht Jahren und ist verpflichtend. Für risikoaverse Anleger ist dieser ELTIF eher ungeeignet.


Schroders Capital Private Equity ELTIF 2023


Erst im März 2023 aufgelegt wurde der Schroders Capital Private Equity ELTIF 2023 (ISIN: LU2523383904). Mit ihm können Privatanleger ab einer Anlagehöhe von 10.000 Euro breit gestreut in nicht börsennotierte Unternehmen und Projekte investieren. Im Fokus stehen solche Unternehmen, die sich Familienbesitz befinden oder von Gründern geführt werden. Die Haltedauer beträgt acht Jahre und ist verpflichtend. Der Fonds fällt unter die Produktkategorie nach Artikel 8 SFDR und investiert 15 Prozent in nach SFDR nachhaltige Investitionen.


Aquila Capital ELTIF


Der nachhaltigkeitsorientierte Asset Manager Aquila Capital plant im dritten Quartal dieses Jahres die Auflage seines ersten ELTIFs. Der ELTIF soll als Impact Fonds alle Aspekte der angestrebten Energiewende in Angriff nehmen – von der Erzeugung erneuerbarer Energien über die Speicherung bis hin zur Effizienzsteigerung sowie den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur. Die angestrebte Zielrendite des Infrastrukturfonds liegt bei sechs bis acht Prozent p. a.


Union Investment


Nachdem wegen mangelnden Anlegerinteresses der Vertrieb des ersten ELTIF-Entwurfs im letzten Jahr gestoppt wurde, plant auch Union Investment, der Fondsanbieter der Genossenschaftsbanken, im vierten Quartal dieses Jahres, seinen ersten ELTIF an den Markt zu bringen. Mehr Informationen zum Infrastrukturfonds sollen erst nach der Veröffentlichung der überarbeiteten ELTIF-Verordnung bekanntgegeben werden.


Aufgrund der noch hohen Beratungsauflagen sind die meisten ELTIFs für Privatanleger digital noch nicht erwerbsfähig. Lediglich für Deutschlands größten ELTIF klimaVest existiert eine Online-Strecke zum Kauf. Falls Sie sich für eine Investition in den klimaVest interessieren, fragen Sie gern unsere FondsDISCOUNT.de-Vorteilskonditionen bei uns ab.