FondsDISCOUNT.de: Herr Dr. Funke, bevor wir auf Ihren Investmentansatz näher zu sprechen kommen, würde uns zunächst Ihre Meinung zum immer noch die Märkte beherrschenden Thema Brexit interessieren: Welche Folgen erwarten Sie für die Anleger in Deutschland?
Dr. Christian Funke: Dass Großbritannien die EU wahrscheinlich verlassen wird, ist per se zunächst einmal negativ für die deutschen Anleger. Positiv für den Aktieninvestor ist jedoch die zu erwartende Antwort der weltweiten Notenbanken: Wir gehen – wie ein Großteil der Marktteilnehmer – davon aus, dass die internationalen Zentralbanken die Schleusen weiterhin offen halten werden, um etwaigen Brexit-bedingten Turbulenzen entgegenzuwirken. Aufgrund dieser Erwartung an die Notenbankpolitik konnten sich die Kurse in den letzten Wochen schon wieder deutlich erholen.

Halten Sie die Erholung an den Börsen für nachhaltig?
Wir glauben nicht, dass die Märkte in den kommenden Monaten einfach stetig steigen werden. Wir denken vielmehr, dass die Situation der europäischen Wirtschaft im Allgemeinen sowie der deutschen Volkswirtschaft im Besonderen in den nächsten Monaten von zwei Themen dominiert wird: Ängste vor einem etwaigen Einbrechen der Weltkonjunktur aufgrund verschiedener Ereignisse – Brexit, Grexit, China-Krise, etc. – sowie den geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken als Antwort auf eventuelle Turbulenzen. Dieses Spannungsfeld zwischen dem positiven geldpolitischen Impuls und den negativen weltweiten Konjunkturängsten wird die grundlegende Umgebung sein, innerhalb derer sich alle Marktakteure bewegen müssen.

Für Anleger, die breitgestreut in deutsche Unternehmen investieren möchten, haben Sie den Aktienfonds „S4A Pure Equity Germany“ (ISIN: DE000A1W8960) konzipiert. Seit Auflage im Jahr 2013 konnten Sie den Dax als Benchmark jedes Jahr schlagen. Wie ist Ihnen das gelungen, wie wählen Sie die Titel in Ihrem Portfolio aus?
Der S4A Pure Equity Germany folgt wie alle unsere Portfolios bei Source For Alpha einem wissenschaftlich fundierten, regelgebundenen Investmentprozess. D.h. bei uns entscheidet nicht das Bauchgefühl des Fondsmanagers, sondern wir folgen klare Anlageregeln bei unserer Portfolioumsetzung. Dieser systematische Prozess schaltet psychologische Restriktionen aus, sodass bei uns keine „Gier“ aufkommen kann. Gleichzeitig kann unser Fondsmanagement nicht „in Panik geraten“, wenn es an den Aktienmärkten zu Turbulenzen kommt. Dieser Vorteil gegenüber klassischen Fondsmanagementansätzen hat sich in den vergangenen Jahren in einer stetigen Outperformance gegenüber dem Dax manifestiert.

Welche Unternehmen halten Sie derzeit für aussichtsreich?
Um die Frage zu beantworten bietet sich ein Blick in die jüngere Vergangenheit an: In dem beschriebenen Spannungsfeld zwischen positiven geldpolitischen Impulsen und negativen Konjunkturängsten konnte der Dax im Jahr 2015 eine Rendite von knapp zehn Prozent verbuchen. Eine derartige positive Marktentwicklung ist nicht ungewöhnlich. Überraschend war jedoch, wie sich die unterschiedlichen Aktiensektoren entwickelt haben. Normalerweise gewinnen zyklische Titel – wie z.B. Banken und Industriewerte – in einem positiven Marktumfeld deutlich mehr als der Gesamtmarkt, während defensive Titel der Marktentwicklung hinterherhinken. Im Jahr 2015 war es genau umgekehrt: Ganz vorne waren defensive Titel wie bspw. Adidas, während zyklische Titel wie bspw. ThyssenKrupp der allgemeinen Marktentwicklung nicht folgen konnten. Diese unterschiedliche Wertentwicklung spiegelt den Effekt der entgegengesetzten, dominierenden Faktoren wider: Alle Aktien konnten von der expansiven Notenbankpolitik profitieren, aber vor allem zyklische Werte waren von der unsicheren Lage der Weltkonjunktur betroffen. Da die wirtschaftliche Lage in Deutschland auch in den kommenden Monaten von diesem Spannungsfeld bestimmt wird, sollten Anleger vor allem in defensive Branchen wie bspw. die Konsumgüterindustrie investieren.

Sie verfolgen mit Ihrem Team wie bereits angesprochen einen wissenschaftlich fundierten Ansatz, „Wissenschaft als Anlagestrategie“ lautet auch Ihr Slogan. Könnten Sie Ihre Systematik bzw. Ihre Arbeitsweise etwas genauer erklären?
Wissenschaft als Anlagestrategie bedeutet, dass in unseren Fonds nur regelgebundene Investmentprozesse zum Einsatz kommen, welche sich konsequent an den Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung orientieren – d.h. wir basieren unsere Anlageregeln nur auf Renditemustern, welche von der Wissenschaft verifiziert wurden. Zur Veranschaulichung folgendes Beispiel: Eines des am meisten untersuchten Renditemusters der Welt ist die sogenannte Risiko-Anomalie. Eigentlich sollten Anleger für die Übernahme höherer Risiken entlohnt werden. Die empirische Kapitalmarktforschung hat jedoch gezeigt, dass diese positive Rendite-Risiko-Austauschbeziehung innerhalb des Aktienmarktes nicht bestätigt werden kann. Im Gegenteil: Untersuchungsergebnisse haben gezeigt, dass die Firmen mit dem höchsten Risiko eine deutliche Minderrendite aufweisen. Unser wissenschaftlicher Investmentprozess folgt den Ergebnissen der empirischen Kapitalmarktforschung, d.h. wir vermeiden alle Titel mit übermäßigem Risiko.

Für welchen Anlegertyp eignet sich Ihr Fonds?
Alle Anleger die regelgebundene Ansätze bevorzugen, da psychologische Restriktionen häufig den Investmenterfolg klassischer aktiver Investmentfonds verhindern, sind mit dem S4A Pure Equity Germany sehr gut aufgehoben. Seit unserer Fondsauflage im Dezember 2013 konnten wir den Dax in jedem Jahr schlagen. Dies wurde nicht durch zusätzliches Risiko erkauft: Die Schwankung (Volatilität) des S4A Pure Equity Germany war deutlich geringer als das Risiko des Gesamtmarktes.

Herr Dr. Funke, vielen Dank für dieses Interview!