„So viel steht fest: Das Thema Sustainable Finance und damit auch nachhaltige Geldanlagen sind auch in diesem Jahr weiter auf dem Vormarsch“, leitet etwa das Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG) seinen Jahresbericht ein, in dem die Verbandsarbeit näher beschrieben wird. Der im Juni veröffentlichte Marktbericht, in dem das FNG jährlich den Markt für nachhaltige Geldanlagen unter die Lupe nimmt, konkretisiert und bestätigt den Trend: Für Deutschland wurde ein Wachstum von 117 Prozent bei Privatinvestitionen in nachhaltige Fonds festgestellt. Die enormen Mittelzuflüsse in 2020 bescherten nachhaltigen Fonds ein Wachstum in Höhe von 69 Prozent. Der Anteil von Nachhaltigkeitsfonds am Gesamtfondsmarkt beträgt zudem laut FNG-Marktbericht 6,4 Prozent – 71 Prozent der Studienteilnehmer rechnen demnach auch für 2021 mit weiterem Wachstum in diesem Bereich.


Bezahlt der Anleger für mehr ESG?


Diese Entwicklung dürfte durch die Anfang dieses Jahres in Kraft getretene EU-Offenlegungsverordnung weiter befeuert werden, welche Fondsgesellschaften zu mehr Transparenz hinsichtlich der Nachhaltigkeit ihrer Fonds verpflichtet. Viele Anleger stellen sich allerdings die Frage, ob dieses Mehr an ESG (Environment, Social, Governance) nicht teuer erkauft wird, sprich: Ob Nachhaltigkeitsfonds unterm Strich nicht höhere Fondskosten aufrufen als herkömmliche Aktien- oder zum Beispiel Rentenfonds.


Wie das Fachmedium ECOreporter aktuell berichtet, ist dem nicht so. Der Artikel zitiert aus einer aktuellen Untersuchung des europäischen Branchenverbands European Fund and Asset Management Association (EFAMA), in der die Jahresgebühren verschiedener Fondskategorien verglichen wurden. Im Jahr 2020 kosteten nachhaltige Aktienfonds demnach im Schnitt 1,0 Prozent und waren damit sogar günstiger als konventionelle Aktienfonds, für die im Schnitt 1,2 Prozent Kosten aufgerufen wurden. ECOreporter weist darauf hin, dass in beiden Angaben auch die Gebühren von Fonds-Tranchen für institutionelle Investoren enthalten seien.


Im Bereich Rentenfonds, so der Bericht weiter, ließ sich ebenfalls eine günstigere Kostenstruktur für nachhaltige Produkte feststellen: 2020 lagen die Jahresgebühren nachhaltiger Rentenfonds im Schnitt bei 0,5 Prozent, konventionelle Anleihenfonds kamen hingegen auf 0,8 Prozent.


Warum ist dies so?


ECOreporter führt als Begründung für diesen Effekt an, dass nachhaltige Fonds in der Regel noch nicht so lange am Markt sind und die Fondsgebühren generell in den vergangenen Jahren gesunken seien. Dies führe dazu, dass die (oft jüngeren) Nachhaltigkeitsfonds kostenseitig besser abschneiden.


Allerdings handelt es sich bei den Angaben der EFAMA um Durchschnittswerte und einzelne Fonds können hier unter Umständen teurer sein. Daher lohnt sich ein genauer Blick auf den einzelnen Fonds. Falls dieser rückblickend eine herausragende Performance abliefern konnte bzw. auch die aktuellen Aussichten sehr gut sind, können sich hochpreisigere Produkte aber ebenfalls rechnen und zur Vermögensmehrung beitragen.


Unterm Strich zeigt die Kurzbetrachtung, dass der Mythos „ESG ist teurer“ im Durchschnitt keinen Bestand hat. Investoren sollten sich hiervon also keineswegs irreführen bzw. abhalten lassen, sondern ihre Investitionsentscheidung rein rational, nach eingehender Prüfung der Anlageziele, der Kennzahlen und natürlich des Kosten-Nutzen-Profils eines Fonds, treffen.