Flugzeug als Ersatzteillager? Super-Jumbo A380 droht die Verschrottung
Singapore Airlines verliert das Interesse an der ersten Generation des Riesen-Fliegers A380. Käufer gibt es offenbar keine. Den Maschinen droht nun die Zerlegung in Einzelteile, den Anlegern der Flugzeugfonds ein Geduldsspiel.
Vier der fünf von Singapore verschmähten Jets gehören dem Fondshaus Dr. Peters. Für die Flugzeuge gebe es drei Optionen, so der Anselm Gehling, CEO von Dr. Peters, zum Hamburger Abendblatt: „Entweder finden wir einen neuen Leasingnehmer oder wir verkaufen sie. Die dritte Möglichkeit besteht darin, Ersatzteile aus den Maschinen zu vermarkten.“
Aktuell spricht vieles dafür, dass zumindest für eines dieser Flugzeuge eine Zukunft als Ersatzteillager bestimmt ist. Denn laut Gehling gäbe es zu wenig Ersatztriebwerke für diesen Flugzeugtyp. So könne vermutlich derselbe Preis erzielt werden, wie mit dem Verkauf eines ganzen Flugzeugs. Mit Blick auf die Investoren wäre dies zumindest eine gute Nachricht.
Zu alt, zu schwer
Rund 25.000 Investoren haben über Dr. Peters neun A380 finanziert, neben den vier für Singapore weitere fünf für Air France. Wenn jemand Interesse an einem Kauf zeige, können die Fonds auch vor ihrer Laufzeit von 15 Jahren aufgelöst werden, so Gehling zum Abendblatt.
Generell will Singapore Airlines allerdings nicht vom A380 abrücken, allerdings auf jüngere Nachfolge-Modelle desselben Typs setzen. Eine Erklärung, warum die älteren A380 nicht attraktiv sind, liefert der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt dem Abendblatt. So seien die älteren Maschinen vergleichsweise schwer, die neueren Modelle der Serie hätten eine viel bessere Leistung. Seiner Meinung nach sei es kompliziert, einen Abnehmer für die alten A380 zu finden.
Laut Dr.-Peters-CEO Gehling verhandelt das Fondshaus mit British Airways und Iberia über Leasingverträge zum A380. Zu Langstrecken-Billigfliegern soll auch Kontakt bestehen. Luftfahrtexperte Großbongardt glaubt jedoch nicht, dass ein Jet mit 700 Passagierplätzen für Billigairlines interessant sei, da es schwer sei, so viele Sitze zu füllen.
Möglicherweise könne aber Airbus selbst die Singapore-Maschinen übernehmen – aus einem einfachen Grund: „Die möchten sicher nicht, dass ein A380 nach nur zehn Jahren zum Ersatzteillager wird“. Airbus könne mit dem Kauf diese „Schmach“ abwenden, so Großbongardt.
Gute Nachrichten für Airbus aus China
Am Mittwoch wurde bekannt, dass Airbus einen Großauftrag mit China abgeschlossen hat. Für rund 20 Milliarden Euro wollen die Chinesen 140 Maschinen des Flugzeugherstellers kaufen. Der Deal bezieht sich jedoch auf 100 Flugzeuge des Kurz- und Mittelstreckenfliegers vom Typ A320 und 40 Langstreckenflieger vom Typ A350-XWB. Laut Airbus-Chef befinde sich das Unternehmen zudem in Verhandlungen über eine Lieferung des A380 nach China, jedoch sei in dieser Sache noch keine Einigung erzielt. Der Vorgang ist insofern interessant, da sich China und Russland erst kürzlich zusammengetan haben: Am 22. Mai gaben Fluggesellschaften beider Länder den Eintrag ihres Gemeinschaftsunternehmens im Handelsregister von Shanghai bekannt. Geplant ist die Kooperation zum Bau eines Langstreckenflugzeugs.