Die Bundesbürger setzen bezüglich des Sparverhaltens vermehrt auf den Kapitalmarkt. Netto 59,9 Milliarden Euro sind den Fondsgesellschaften in Deutschland von Januar bis Ende März zugeflossen. Wie der Branchenverband BVI mitteilt, ist das beste Neugeschäft seit sechs Jahren erreicht worden (2015: 73,2 Milliarden Euro). Spitzenreiter bei den Zuflüssen sind demnach Publikumsfonds (29,4 Milliarden Euro) und Spezialfonds (31,2 Milliarden Euro). Rund 1,6 Milliarden Euro seien geschlossenen Fonds zugeflossen.  


Nachhaltige Fonds: 41 Prozent des Neugeschäfts


Für Publikumsfonds war es den Angaben zufolge der zweitbeste Jahresstart – nur das erste Quartal im Jahr 2000 konnte leicht höher performen (32,9 Milliarden Euro). Ganz vorn dabei: Aktienfonds (22,8 Milliarden Euro). „Zuletzt erzielten Aktienfonds so hohe Zuflüsse zum Jahresauftakt 2000, als ihnen 25 Milliarden Euro zugeflossen waren“, teilt der BVI mit. Die guten Ergebnisse seien mit den Kurssteigerungen an den Börsen zu erklären. Fast die Hälfte des Neugeschäfts entfiel auf nachhaltige Fonds (41 Prozent). „Der Zuwachs um 107 Milliarden Euro gegenüber dem Jahresende 2020 (147 Milliarden Euro) erklärt sich durch die seit dem 10. März 2021 gültige EU-Offenlegungsverordnung zur Einordnung nachhaltiger Fonds“, so der Verband weiter. Seitdem müssen Fondsgesellschaften die eigenen ESG-Fonds als Artikel-8-Fonds (Integration von ESG-Aspekten im Investmentprozess) oder als Artikel-9-Fonds (explizites Nachhaltigkeitsziel) kennzeichnen. Der BVI geht davon aus, dass viele Gesellschaften das Regelwerk genutzt haben, um bisher konventionelle Produkte auf nachhaltige Anlagestrategien im Sinne der Offenlegungsverordnung umzustellen. Das Vermögen nachhaltiger Fonds ist allein im März in der BVI-Statistik um knapp 100 Milliarden Euro gestiegen.


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Performance: konventionelle Energie als Gewinner zum Jahresstart


Nachhaltigkeit war eines der großen Themen des vergangenen Jahres. Laut dem Magazin e-fundresearch konnte neben Technologie vor allem der Sektor alternative Energien performen. Den Push des Sektors machen die Experten an drei Faktoren fest: dem politischen Wandel zugunsten des Klimaschutzes, dem wirtschaftlichen Aufschwung der erneuerbaren Energien und den geplanten Geldanlagen in den Energiesektor von öffentlicher und privater Seite. Umso überraschender ist es, dass sich der grüne Energiesektor im ersten Quartal dieses Jahres nicht einmal in der Top 25 von e-fundresearch finden lässt. Ganz oben in der Performance-Auswertung stehen die konventionellen Energien („Equity Energy). Diese Bewegung im Ranking ist nach Ansicht des Magazins mit dem Durchbruch in der Impfforschung gegen das Coronavirus entstanden. Value- und Small-Cap-Fondskategorien befinden sich demnach weiterhin im oberen Mittelfeld des Rankings. Unter den Value Fonds konnte sich die Kategorie US Large-Cap Value Equity auf Platz fünf und Global Large-Cap Value Equity auf Platz acht durchsetzen.


Dass auch Small-Caps zu den Gewinnern der Krise gehören, liege vermutlich daran, dass sich kleinere Unternehmen schneller anpassen können, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, erklärt boerse-online.de. Die Strukturen sind dem Onlinemagazin nach häufig unkomplizierter, Entscheidungen werden schneller und leichter getroffen als in großen Unternehmen, in denen die Prozesse festgefahren sein können. Die Umstellung von der reinen Büroarbeit hin zum Homeoffice, die Verlagerung von Einkäufen aus dem Einzelhandel in die Onlineshops oder die Automatisierung in der Produktion durch Roboter gehören zu den Veränderungen, die länger als die eigentliche Coronakrise anhalten könnten, so vermutet boerse-online.de weiter. Einige mittelständische Betriebe hätten die neue Bedarfssituation erkannt und sich darauf eingestellt. Zudem habe sich der Markt konsolidiert. Finanziell stärkere Betriebe haben demnach auch während der Pandemie investiert und neue Produkte auf den Markt gebracht, was sie als Gewinner aus der Krise hervorgehen lässt. Darüber hinaus stand bei mittelständischen Unternehmen zunehmend das Thema ESG (Environment Social Governance) im Fokus, womit diese bei den Anlegern punkten konnten.


Zuwachs auch europaweit


Wie der BVI meldet, verwaltete die Fondsbranche zu Ende März 2021 ein Vermögen von insgesamt 3.950 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2.985 Milliarden Euro Ende März 2018. Der größte Zuwachs sei durch das verwaltete Vermögen offener Spezialfonds generiert worden. Bei offenen Publikumsfonds (AuM: 1.282 Milliarden Euro) betrug dieser laut BVI 271 Milliarden Euro.


Auch im europäischen Kontext konnten am Jahresanfang hohe Zuflüsse verbucht werden. Das Vermögen offener Publikumsfonds erreichte laut Morningstar einen historischen Höchststand. Demnach steig es allein im Februar um 190 Milliarden Euro auf 10.608 Milliarden Euro. Innerhalb von drei Jahren sei dieser Monat der drittstärkste gewesen. Die höchsten Zuflüsse unter Morningstar-Kategorien konnten demnach Ökologie-, Technologie- und globale Large-Cap-Blend-Aktienfonds im Februar verzeichneten. Im Fokus der Anleger seien auch wachstumsorientierte Aktienfonds gewesen. BlackRock, JPMorgan und Allianz Global Investors führen die Gewinnerliste an.