Zahlreiche Investoren wie Pensionskassen, Stiftungen oder Staatsfonds und auch viele Family Offices wollen direkt über ihr finanzielles Engagement in Fonds Wirkung erzielen, setzen also auf so genanntes Impact Investing. Neben dem guten Gewissen unterstreichen  wissenschaftliche Untersuchungen, dass Investments, die nach ESG-Kriterien und im Sinne der von den Vereinten Nationen definierten Global Goals erfolgen, Kursrisiken ganz überwiegend senken und Mehrertrag generieren. Und schließlich rückt eine Gesetzesinitiative der Europäischen Kommission verantwortliche Anlagen in den Fokus: Der Kapitalmarkt soll durch gesetzliche Vorgaben dahingehend gelenkt werden, vermehrt auf ESG-konforme Anlagen zu setzen.


EU-Ziel: Kapitalflüsse in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken


Der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums nimmt zunehmend Gestalt an. Mittlerweile hat die Technical Expert Group on Sustainable Finance (TEG) im Auftrag der Europäischen Kommission ihren zweiten Bericht vorgelegt – den Taxonomy Technical Report – wie auch einen ersten Leitfaden für die spätere Nutzung. Insgesamt werden sechs Umweltziele vorgegeben, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel dürften einstweilen die wichtigsten sein. Ziel des EU-Aktionsplans ist es, Kapitalflüsse in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken, finanzielle Risiken zu bewältigen sowie Transparenz und Langfristigkeit zu fördern.


„Die Taxonomie birgt das Potenzial, hierzu und im Sinne der relevanten internationalen Rahmenwerke – der Agenda 2030, der Aktionsagenda von Addis Abeba und dem Klimaabkommen von Paris – substanzielle Beiträge zu leisten. Die Taxonomie bietet erstmals ein einheitliches Rahmenwerk zur Bewertung von ökonomischen Aktivitäten im Hinblick auf Umweltziele und hilft damit, eine gemeinsame Sprache für Investoren, Emittenten, die Politik und Aufsichtsbehörden zu etablieren“ befindet ein breites Bündnis aus gemeinnützigen Initiativen sowie Banken und Investoren in einer gemeinsamen Stellungnahme. Zu den Initiatoren der Stellungnahme zählen unter anderem das Corporate Responsibility Interface Cente (CRIC e.V.), der Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage (FNG e.V.) und Ökofinanz 21 e.V., ein breites Netzwerk für nachhaltige Vermögensberatung. Zu den Unterstützern zählen  kirchliche Banken und weitere Fondsanbieter. Insgesamt weist die europäische Politik der nachhaltigen Finanzwirtschaft zukünftig eine wichtige Rolle für eine Transformation in eine CO2-ärmere oder gar freie Wirtschaft zu.


Zur Begriffsbestimmung: Der Begriff der Nachhaltigkeit beschränkt sich nicht auf Umweltaspekte im Sinne verringerten Schadstoffausstoßes, minimierten Ressourcenverbrauchs oder ökologischer Landwirtschaft, sondern umfasst ebenso Grundsätze guter Unternehmensführung als auch die Entwicklungsziele der UNO, wie sie in den UNPRI (United Nations Principles for responsible Investments) verankert sind.


Verantwortliches Investieren senkt nachweislich zahlreiche Risiken


Bedenken, eine Einengung des Anlageuniversums drücke auf die Performance, das gute Gewissen koste mithin bares Geld, zerstreuen Befürworter dieses Investmentansatzes mit dem Hinweis auf wissenschaftliche Untersuchungen. Eine Meta-Studie von Friede et.al. , die 334 Untersuchungen dazu ausgewertet hatte ergibt, dass bei Anleihen und Immobilien in etwa zwei Dritteln der Anlagen positive Auswirkungen auf die Performance nachzuweisen sind, bei Aktien beträgt die Rate gut 50 Prozent – und nur bei 4,4 Prozent negative Auswirkungen festzustellen waren. Verantwortliches Investieren zahlt sich demnach vor allem durch verminderte Risiken aus: Regulations-, Ereignis-, Klage-, Reputations- und Technologierisiken werden deutlich minimiert.


Weder in der Rückschau noch aktuell herrscht ein Mangel an Beispielen für die einzelnen Rückschlagpotenziale. Als größte Reputationsschäden gelten Umwelt-Katastrophen, etwa das Brent-Spar-Disaster von Shell, die Havarie der Exxon Valdez vor Alaska und der Deepwater Horizon-Brand (British Petroleum), aber auch die Partyexzesse von Versicherungsangestellten der ERGO-Gruppe sorgten für erhebliches Aufsehen. Kinderarbeit bei Hershey (weltgrößter Schokoladenhersteller) oder das aggressive Abholzen von Urwald für Palmölplantagen (Wilmar Inc.) führten ebenfalls zu herben Kursrücksetzern. Über Klagerisiken können die Aktionäre der Deutschen Bank oder Volkswagen ein Buch schreiben, die Kernschmelze in Fukushima pulverisierte als Ereignis den Wert von Tepco. Als jüngste Technologierisiken lassen sich das Verbot der Glühbirne und das phase-out des Verbrennungsmotors anführen.


Getrieben wird die Nachfrage nach verantwortlichen Geldanlagen einstweilen laut den Erhebungen des Forums Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland von institutionellen Anlegern, zum Teil natürlich, weil deren Kunden ihre Mittel etwa aus Ansparplänen entsprechend ethisch korrekt angelegt wissen will.


Angebot verantwortlich investierender Vehikel wächst


Die Zahl verantwortlich und nachhaltig investierender Fonds und Vermögensverwalter, die solche Fonds einsetzen, wächst kontinuierlich. Stiftungen, Pensionskassen und Anleger mit kirchlich-karitativem oder ökologischem Hintergrund stehen dabei an der Spitze. Von daher ist es nicht überraschend, dass insbesondere die Institute der beiden großen Konfessionen wie die Evangelische Bank in Kassel, die Bank für Kirche und Caritas in Paderborn oder die Bank im Bistum Essen sowie ökologisch ausgerichtete Institute wie die Umweltbank in Nürnberg zum Teil bereits mehrere Jahrzehnte Erfahrung mit dem Thema besitzen.


Mittlerweile gibt es weitere Produkte, die neben den Zielen der UN und ökologischen Vorgaben zum Beispiel auch die Ethiklehre der Franziskaner zur Bewahrung der Schöpfung in den Screeningprozess vor einer Investitionsentscheidung einfließen lassen. Auch bei den großen Fondsanbietern und Banken finden sich zunehmend entsprechende Vehikel, zum Teil sogar mit Transparenzbericht, also einer externen Prüfung, die die Anlageentscheidungen gegencheckt. Gleichzeitig wird die Luft für nicht-nachhaltige Anlagen dünner: Die Europäische Investitionsbank gab Mitte November bekannt, ab 2021 keine Darlehen mehr für fossile Energieprojekte zu vergeben. Der Ausstieg aus der Unterstützung fossiler Brennstoffe kommt damit zwar ein Jahr später als ursprünglich geplant, sendet aber dennoch ein klares Signal.


Fazit


Nachhaltige Geldanlagen werden von „grünen“ Anbietern zwar seit Jahrzehnten angeboten, sind aber noch ein Stück weit vom Mainstream entfernt. Doch der Trend weist eindeutig auf Nachhaltigkeitsfonds hin, wobei die größten Impulse derzeit von Europa ausgehen. Anleger sind gut beraten, sich dem Thema zeitnah zu nähern, denn sowohl die Gesetzgebung der EU als auch die Bemühungen der Vereinten Nationen werden dieses Segment wachsen lassen.