Es ist ein neuer Rekord, der Anlegern dieses Jahr die anstehende Dividendensaison versüßen könnte: Der Investmentmanager Allianz Global Investors geht davon aus, dass europaweit mehr als 315 Milliarden Euro ausgeschüttet werden. Im vergangenen Jahr lagen die Dividenden im MSCI Europe bei insgesamt 302 Milliarden Euro und damit auf erwartetem Rekordniveau. Allerding habe der schwache Pfund-Sterling das Gesamtergebnis infolge des Brexits negativ belastet, so die Analysten von Allianz GI. 2017 nun zeichne sich ein konjunktureller Frühling in vielen Euroländern ab.
Aufgrund der politischen Unsicherheiten in Europa – die Märkte müssten sich auf extreme Wahlentscheidungen einstellen – blieben kurzfristige Kursschwankungen in den kommenden Monaten wahrscheinlich. „Europa ist zu wichtig, als dass solche Probleme den Fortbestand der Union grundsätzlich in Frage stellen und damit zu nachhaltigen Marktverwerfungen führen könnten. Das gilt auch im Wahljahr 2017, in dem in wichtigen EU-Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und Deutschland die politischen Karten neu gemischt werden“, ist Jörg de Vries-Hippen, CIO Equity Europe bei Allianz GI, jedoch überzeugt. Der Kapitalmarktexperte sieht eine vorsichtige Aktienauswahl dennoch als oberstes Gebot. „Allgemeine Prognosen für ein Wachstumsfeld für Dividendenwerte sind schwierig, solange das politische Umfeld unklar ist. Auch in Italien bleibt erst einmal abzuwarten, welche Tendenzen sich verfestigen.“

Einschätzung der europäischen Märkte
Betrachtet man die Unternehmensebene, erwarten die Experten von Allianz GI in ganz Europa höhere Gewinne und bessere Margen. In Deutschland etwa könnten sowohl die Unternehmen als auch die Investoren profitieren: „Die stabilen, kontinuierlichen Cashflows können durch überdurchschnittliche Dividendenzahlungen ausgeschüttet werden. Damit zahlt sich Vertrauen auf Basis einer langfristig soliden Geschäftslage aus, und wirkt präventiv als belastbares Fundament in schwierigen Zeiten“, erklärt Vries-Hippen.

Neben den deutschen Unternehmen seien auch Schweizer Konzerne für ihre Zuverlässigkeit bekannt – auch wenn der starke Schweizer Franken die Traditionsunternehmen weiter belaste. Schwierig dürfte es auch in Frankreich werden. „2017 wird sicher nicht einfach für die Grande Nation. Mit einer instabilen Regierungssituation stottert in diesem Fall nicht nur der politische Motor der Europäischen Union, es leiden auch die heimischen Unternehmen. Aber einige traditionelle französische Konzerne werden sich aufgrund ihrer internationalen Aufstellung von ihrem Umfeld abkoppeln können“, so Vries-Hippen. Für Großbritannien ist der Finanzexperte auch vor dem Hintergrund des Brexits nicht allzu pessimistisch. Zwar werde die Umsetzung des EU-Austritts Auswirkungen auf die britischen Unternehmen haben, der besondere Vorteil der im Königreich ansässigen Qualitätsunternehmen sei jedoch die internationale Vernetzung und die relative Unabhängigkeit von den heimischen politischen Rahmenbedingungen. Die Aktienmärkte in Dänemark, Norwegen und Schweden bewertet Vries-Hippen als sehr solide infolge der dort starken und damit stabilisierenden Finanzinstitute und separaten Währungen.

Dividenden bleiben wichtige Renditequelle
„Auch wenn die Zinsen in absehbarer Zeit ihr Rekordtief durchschreiten dürften, werden sie sich noch lange nicht auf einem Renditeniveau wie traditionelle Dividendentitel bewegen", sagt Vries-Hippen. Das Renditeniveau liegt etwa beim Allianz European Equity Dividend-Fonds (ISIN: LU0414045582, siehe Chartbild) nach Angaben von Allianz GI bei durchschnittlich rund fünf Prozent pro Jahr seit Auflage 2011. Die durchschnittliche Dividendenrendite lag Ende 2016 europaweit bei rund 3,5 Prozent. Doch die Rendite ist nicht der einzige Vorzug von Dividenden. Die Titel können den Analysten von Allianz GI zufolge auch Kursverluste ganz oder zumindest teilweise kompensieren. Über den gesamten Untersuchungszeitraum von 1971 bis 2016 wurde die annualisierte Gesamtrendite der Aktienanlage für den MSCI Europa zu rund 38 Prozent durch den Performance-Beitrag der Dividenden getragen, heißt es in einer aktualisierten Studie der Gesellschaft. Dieser Effekt gelte nicht nur für Europa, sondern in ähnlicher Weise auch für Nordamerika und den asiatisch-pazifischen Raum.

Wie sich Dividendenfonds mit Fokus Europa in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben, zeigt der folgende Chartvergleich:

Weitere Informationen zu global anlegenden Dividendenfonds erhalten Sie in diesem Beitrag: Dividenden – Ausschüttungsstarke Aktien bleiben attraktiv