Ab April will die EZB ihr Anleihenkaufprogramm von 60 auf 80 Milliarden Euro pro Monat ausweiten. Um für Abwechslung im Einkaufskorb zu sorgen, will Mario Draghi auch bei Unternehmensanleihen zugreifen. Doch Experten zufolge ist das Angebot der am Markt befindlichen verzinslichen Wertpapiere selbst dann nicht groß genug, um die Kaufsucht der europäischen Notenbank zu befriedigen.

Unternehmensanleihen will die EZB erst später im zweiten Quartal ankaufen. Ab kommender Woche bleibt ihr also nichts Weiteres übrig, als im großen Stil Staatsschulden aufzukaufen. Die französische Großbank Société Générale spricht daher von einem Nachfrage-Schock, den Mario Draghi zum Monatswechsel am Kreditmarkt auslösen wird, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die Kurse der europäischen Staatstitel steigen seit dem zehnten März, als die EZB ihre Geldpolitik nochmals ausgeweitet hat. Das treibt die Zinskupons in den Keller und könnte zu neuen Tiefstständen führen. Zehnjährige Bundesanleihen notieren bei einem Zinsniveau von 0,15 Prozent. Vor dem zehnten März war die Rendite noch doppelt so hoch. Société Générale geht davon aus, dass die Zinsen im Laufe des zweiten Quartals auf minus 0,05 Prozent fallen könnten.

Auch über das zweite Quartal hinaus bleiben die Prognosen für Staatsanleihen schlecht. Selbst wenn die EZB sich aus dem Pool der Unternehmensanleihen bedient, kann sie das der Royal Bank of Scotland zufolge nur in einem Ausmaß von fünf Milliarden Euro pro Monat tun. Das entspricht einem Liquiditätsüberschuss von satten 15 Milliarden Euro, der alle vier Wochen erneut in europäische Staatsschuldenpapiere fließen muss.

Die EZB greift derzeit bereits bei den deutschen Bundesländern zu. Doch das Marktvolumen der Länderanleihen beträgt gerade mal neun Milliarden Euro, nicht einmal ein Prozent des Marktes für Bundesanleihen. Diese Rasenmäher-Mentalität der Zentralbanker führt dazu, dass allein In Deutschland im kommenden Monat weniger Anleihen ausgegeben werden, als nötig wären, um das Marktvolumen stabil zu halten. Der Markt wird also um 34 Milliarden Euro schrumpfen, schätzt die französische Bank BNP Paribas.

Anleger, die noch auf dem Rentenmarkt aktiv sind, müssen aufgrund der niedrigen Zinsen gegebenenfalls umschichten und in das Segment der Unternehmensanleihen wechseln (siehe Tabelle). Auch eine Beimischung von Hochzinsanleihen kann helfen, die Zinsausfälle im Portfolio zu kompensieren.