Nur einen Tag nach der Entscheidung der Chinesischen Zentralbank, die Landeswährung um 1,9 Prozent abzuwerten, rutscht der Yuan um weitere zwei Prozent ab. Die Währung fällt auf ein Vierjahres-Tief. Die People‘s Bank of China (PBOC) setzt ihren Abwertungskurs von Dienstag damit fort. Das sorgt für Turbulenzen: Der DAX verlor deutlich und fiel zeitweise sogar auf unter 11.000 Punkte. Betroffen sind deutsche Autohersteller und Zulieferer wie Daimler, BMW und Continental, für die der Export nach China plötzlich teurer wird.

Die Zentralbank reagiert damit auf schwache Wirtschaftszahlen. Im Juni betrug das BIP der Nachrichtenagentur Reuters zufolge noch 6,8 Prozent. Die Volksrepublik braucht aber hohe Wachstumsraten, um den Wohlstand zu mehren und soziale Unruhen zu vermeiden. Mit der Abwertung sollen die Exporte gestützt werden, die im Juli überraschend um 8,3 Prozent einbrachen. Chinesische Produkte werden im Ausland auf einen Schlag billiger. Damit steigt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Wirtschaft Chinas wird gestärkt, so die Theorie.

Stabilität gegen Flexibilität
Auf der anderen Seite gefährdet der Schritt die Stabilität des Yuan. Das kann dazu führen, dass Kapital aus dem chinesischen Finanzmarkt abfließt. In einer Mitteilung beteuert die PBOC, dass es keine ökonomische Basis für eine konstante Abwertung des Yuan gebe, der niedrigere Referenzwert sei normal und führe zu realistischeren Wechselkursen. In Asien verloren Südkoreas Won, Malaysias Ringgit und Indonesiens Rupie alle um mindestens 0,9 Prozent an Wert.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) bezeichnet die Abwertung in einem Statement als „willkommenen Schritt“. Die Marktkräfte bekämen dadurch eine größere Bedeutung für den Wechselkurs des Yuan. Mehr Flexibilität beim Wechselkurs sei wichtig für China, um seine Position in der globalen Finanzwelt zu stärken. Dem IWF zufolge soll Chinas Währung die Kopplung an den Dollar in drei Jahren komplett aufgeben. IWF-Chefin Christine Lagarde will den Yuan in den Währungskorb des Fonds aufnehmen, in dem schon der US-Dollar, der Euro, das britische Pfund und der japanische Yen enthalten sind. Damit wäre der nächste Schritt getan, den Yuan als Weltreservewährung zu etablieren, ein erklärtes Ziel der Regierung in Peking.

Nach dem Börsencrash in China
Die Abwertung kann noch weitere Konsequenzen für den chinesischen Finanzmarkt mit sich bringen. Seitdem die Europäische Zentralbank den Euro durch das milliardenschwere Anleihen-Ankaufprogramm auf Talfahrt geschickt hat, haben chinesische Investoren verstärkt Kapital aus China abgezogen und ihre Präsenz unter anderem auf dem europäischen Anleihenmarkt verstärkt. Besonders gefragt sind europäische Unternehmens- und Staatsanleihen. Die Investitionen haben die Rendite der Wertpapiere kontinuierlich gesenkt, sodass für kurzfristige Staatsanleihen von bonitätsstarken Emittenten der Schweiz und auch Deutschland die Zinsen in den negativen Bereich rutschen können – ein neues Risiko für Anleger, die intensiv in Rentenfonds investiert sind.

Die Kurse an der chinesischen Börse wurden indes durch die Banken hochgehalten, die von der Zentralbank stets frisches Geld erhalten, um staatliche Unternehmen zu stützen. Bis die Blase platzte: Bis Ende Juli sind die Börsen in der Volksrepublik um mehr als 30 Prozent eingebrochen.

Der US-Finanzblog Zero Hedge spricht von einem globalen Währungskrieg. Darin versuchten die Zentralbanken der USA, Japans, Chinas und Europas ihre Währungen zu drücken und sich relative Wechselkursvorteile zu verschaffen. Daher vermuten einige Marktbeobachter, dass die Chinesische Zentralbank mit der Abwertung des Yuan erst am Anfang stehen könnte.