FondsDISCOUNT.de: Herr Bogosyan, den meisten Anlegern im Beteiligungsbereich ist die DEXTRO Group als Analysehaus ein Begriff. Können Sie trotzdem kurz zusammenfassen, welcher Gedanke hinter Ihren Analysen und Bewertungen steht?


Michael Bogosyan: Die DEXTRO Group Germany GmbH ist ein unabhängiges Ratinghaus für Investment Analysen mit Sitz in Darmstadt und weiteren Mitarbeitern in Berlin. DEXTRO erhöht mit der Bewertung von Kapitalanlagen die Transparenz und Vergleichbarkeit, wovon private Investoren, Intermediäre und Emittenten gleichermaßen profitieren.


Wieso dieser Fokus?


Transparenz ist im Kapitalmarkt absolut notwendig. DEXTRO kann hier mit verschiedenen Analyseformaten (u. a. Rating, Plausibilitätsprüfung) einen Mehrwert kreieren und die hohen Informationsasymmetrien zwischen Emittentin, Anbieterin und Anleger senken.


Seit über zehn Jahren ist DEXTRO in diesem Bereich tätig und bietet eine sehr hohe Spezialisierung im Anlageuniversum der Alternative Investments.


Seit diesem Monat hat die DEXTRO Group eine neue Risikoklassenmethodik eingeführt bzw. die ursprüngliche angepasst. Was ist neu? Und warum haben Sie sich für die Modifizierung entschieden?


Bisher haben wir Anlageprodukte in fünf Risikoklassen eingeteilt – wie es der Wertpapierhandelsgesetz-Standard vorsieht. Mit der Erweiterung der Klassifizierung von fünf auf sieben Risikoklassen orientiert sich die DEXTRO Group nun am aktuellen Konzept des SRRI (Synthetic Risk and Reward Indicator).



DEXTRO-Siegel mit erweiterter Risikoeinstufung / Quelle: DEXTRO Group


Der SRRI ist eine hilfreiche Kennzahl für Anleger: Er gibt den Risiko- und Ertragsindikator für Investmentfonds an. Das Ausweisen des Risikoindikators ist nach dem Kleinanlegerschutzgesetzes und den europäischen gesetzlichen Regelungen Pflicht für Fondsgesellschaften. Das finden wir sinnvoll – und auch die erweiterte Einteilung in sieben statt fünf Risikoklassen halten wir für zweckmäßig: Sie ermöglicht eine differenziertere Betrachtung.


Worauf beruht die Risikoeinstufung der DEXTRO-Analyse? Hat sich hier etwas geändert?


Nein, die Risikoeinstufung der DEXTRO Group beruht weiterhin auf diesen drei Faktoren: Prognoserisiko (Renditevolatilität), Kapital- und Totalverlustwahrscheinlichkeit.


Die Prognoserisikobewertung betrachtet das Sicherheitskonzept. Die Kapitalverlustwahrscheinlichkeit und die Totalverlustwahrscheinlichkeit bewerten die statistische Wahrscheinlichkeit, dass der Gesamtrückfluss am Ende der Laufzeit unter hundert respektive zehn Prozent des investierten Kapitals – exklusive Agio bzw. Ausgabeaufschlag – liegt.


Der Prozess der Risikoeinstufung gestaltet sich dabei analog dem Ratingprozess und basiert auf dessen Ergebnissen. Abweichend von der Rating-Feststellung konzentriert sich die Risikoeinstufung allerdings auf die Betrachtung der Risikokomponenten. Diese werden dann mit den typischen Finanzanlageprodukten der jeweiligen Risikoklassen verglichen.


Insbesondere die Ausprägungen der quantitativen Faktoren sind zwischen verschiedenen Anlageprodukten besser differenzierbar in dem neuen RK-Regime mit sieben Stufen.


Die Bewertung der Investment-Qualität hat ebenfalls eine Skala mit sieben Stufen (AAA bis C) …


Acht Stufen! „D“, also „Default“, ist hier unbedingt zu erwähnen – es steht für „teilweiser, begrenzter oder vollständiger Zahlungsausfall“.


Welche Parameter fließen in diese Bewertung mit ein?


Die Analysten der DEXTRO Group klassifizieren eine Emission auf Basis der Angemessenheit des Risiko-Rendite-Profils der Investition. Mit einem Investment verbundene Risiken werden identifiziert und die Auswirkungen der verschiedenen Einflussfaktoren auf die Investmentperformance analysiert. Im Januar wurde übrigens im Update-Rating für den Publikums-AIF „HEP Solar Portfolio 2“ erstmalig ein AAA-Rating vergeben.



DEXTRO-Rating-Skala / Quelle: DEXTRO Group


Was sind aktuell spannende Themen im Markt?


Ganz eindeutig: Nachhaltigkeit und Regulierung. ESG, Nachhaltigkeit, CO2-Footprint – Begriffe, die vor Jahren in der Finanzindustrie kaum als prägende Prinzipien bekannt waren, haben rasant an Bedeutung gewonnen und sind längst keine Nischenthemen mehr.


Und auch auf Investorenebene ist das Thema angekommen. In einer repräsentativen Forsa-Studie zum Anlegerverhalten gaben im ersten Quartal 2021 sechs von zehn Befragten in Deutschland an, nachhaltige Geldanlagen attraktiv zu finden. Dabei stehen ökologische und ethisch-soziale Aspekte im Fokus. 


Eine steigende Anzahl an Investoren hat sich dem Thema nachhaltige Investments bereits aktiv angenommen und entsprechende Prinzipien in ihrer Strategie bzw. ihren Anlagerichtlinien verankert. Intermediäre sollen mehr grüne Geldanlagen empfehlen und die Selektion an Nachhaltigkeitskriterien koppeln.


Zudem müssen Kundenberater im Wertpapiergeschäft Anleger ab August nach ihren „Nachhaltigkeitspräferenzen“ fragen – und dann ausschließlich Produkte empfehlen, die dazu passen. Das soll für einen Schub bei grünen Geldanlagen sorgen und die Sensibilität für „Greenwashing“ erhöhen.


Die Branche stellt das Thema vor große Herausforderungen. So müssen Anlageberater, die die neuen Anforderungen erfüllen wollen, grüne von grüngewaschenen Geldanlagen unterscheiden können. Und das ist alles andere als trivial, auch weil die Angaben der Fondsanbieter meist unzureichend sind. So lässt sich oft nicht beurteilen, ob die Geldanlagen überhaupt wesentlich zur Erreichung konkreter Ziele beitragen – sei es im Sinne eines positiven Impacts oder zur Vermeidung negativer Auswirkungen.


Seit neustem bieten Sie neben Analyse und Bewertung auch den DEXTRO Zielmarkt-Check an. Laut EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II sind alle Anbieter von Finanzprodukten angehalten, deren Zielmarkt ausdrücklich zu definieren.


Ja, hier schließt sich der Kreis zu den Punkten Nachhaltigkeit und Regulierung wieder. Ein großes Thema der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II ist weiterhin die „Product Governance“. Sowohl Fondsanbieter als auch Vertriebe müssen einen Zielmarkt für ihre Produkte bestimmen, damit Anlegern nur noch Fonds angeboten werden, die zu ihnen passen. Der Zielmarkt beschreibt die Anforderungen, die ein Produkt an den Zielkunden stellt. Entscheidend sind dabei Kenntnisse und Erfahrungen, Risikotoleranz sowie Ziele und Bedürfnisse.


Wo kommt da der DEXTRO Zielmarkt-Check ins Spiel?


Der DEXTRO Zielmarkt-Check skizziert übersichtlich – auf einer Seite gegliedert – die spezifischen Anforderungen, die ein Anlageprodukt an den Zielkunden stellt. Nach unserer Ansicht kann durch diese Darstellung der aktuelle Megatrend „Nachhaltigkeit von Finanzanlageprodukten“ in die Beratung bzw. Vermittlung integriert werden. Die eindeutige Einstufung in den Kategorien „Grüne Geldanlage“ und „ESG“ erfolgt durch die DEXTRO Group.


Apropos „eindeutige Einstufung“: Sind Investitionen in Atomkraft ein nachhaltiges Investment?


Nein. Eine Einstufung der DEXTRO Group kann von der EU-Taxonomie abweichen und soll Maßstäbe für die Bewertung der Nachhaltigkeit setzen, um die Identifikation nachhaltiger Geldanlagen zu erleichtern.


Herr Bogosyan, vielen Dank für das Interview!


Beteiligungen mit DEXTRO-Rating


Die DEXTRO-Stabilitätsanalyse finden Sie unter dem Reiter „Exposé / Unterlagen“ sowie als Link beim Unterpunkt „Dextro-Analyse“ in den Eckdaten der Beteiligung hinterlegt. 


Der BVT Residential USA 17 erhält von der DEXTRO Group das Rating AA–. Der AIF investiert in den US-amerikanischen Immobilienmarkt. Die Joint-Venture-Partner der Gesellschaft erwerben Grundstücke und bauen darauf Apartmentanlagen, die im Anschluss erst vermietet und dann verkauft werden. Anleger können sich ab einer Mindestanlagesumme in Höhe von 30.000 US-Dollar beteiligen. 


Der AIF Solvium Logistic Fund One, mit einem DEXTRO-Rating von AA, investiert in den Erwerb und die Bewirtschaftung von Logistikequipment wie beispielsweise Wechselkoffer, Standardcontainer, Tankcontainer und Eisenbahnwagen. Die Mindestanlagesumme beträgt 5.000 Euro. 


Mit einem Rating von AAA bewertet DEXTRO das HEP Solar Portfolio 2 als Geldanlage mit „sehr guter Qualität“. Der Alternative Investmentfonds investiert in den Aufbau und Betrieb eines diversifizierten Solarpark-Portfolios in den USA, Kanada, Japan und Deutschland. Ab einer Anlagesumme von 10.000 Euro können Anleger in das Angebot investieren. 


Der AIF Primus Valor - ImmoChance Deutschland 11 Renovation Plus investiert in den deutschen Wohnimmobilienmarkt. Von DEXTRO wird erhält es das Rating AA+. Die Gesellschaft setzt bei ihren Investitionen auf Ankauf, Optimierung und Verkauf von Immobilien in deutschen Mittel- und Oberzentren. Die Mindestanlagesumme beträgt bei diesem Angebot 10.000 Euro.