In den letzten Wochen des Jahres kommt traditionell immer noch einmal Bewegung in die Beteiligungsbranche. Zahlreiche Anleger wollen sich den Beitritt zu ihren bevorzugten Angeboten noch rechtzeitig sichern, denn für viele Initiatoren markiert der 31. Dezember das Ende des Platzierungszeitraumes. Auch wenn das Angebot an verfügbaren Beteiligungen seit der Regulierung im Jahr 2013 noch immer geringer als in den Vorjahren ist – im dritten Quartal 2015 kamen beispielsweise nur fünf AIF für Privatanleger auf den Markt – haben sich die Emissionshäuser inzwischen auf die geänderten Rahmenbedingungen eingestellt. Dass die Neuauflage von Produkten immer noch etwas schleppend verläuft, liegt oftmals eher daran, dass sich die Suche nach attraktiven Assets zunehmend schwieriger gestaltet. Das Analysehaus Scope rechnet sogar mit einer Verschärfung des Wettbewerbs unter den Asset Managern alternativer Investmentfonds. Die Assetexpertise und der Zugang zu aussichtsreichen Anlagemöglichkeiten würden daher weiter an Bedeutung gewinnen. Vor dem Hintergrund sinkender Renditen steige zugleich die Bereitschaft der Investoren, höhere Risiken zu akzeptieren. Gleichzeitig, so die Analysten, seien die Asset Manager gefordert, innovative Strukturen zu entwickeln, um diese Risiken „adäquat und für den Investor kapitaleffizient zu managen.“ Scope hat dabei unterschiedliche Trends für die einzelnen Anlageklassen identifiziert, die sich auch auf die Performance der jeweiligen AIF auswirken.

Immobilienbeteiligungen: Zunehmende Konkurrenz treibt die Preise
Immobilien, so die Untersuchung, werden auch in 2016 ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Investoren stehen. Doch die Erwartung stabiler Cashflows und eine zunehmende Nachfrage asiatischer und nordamerikanischer Investoren dürften die Preisschraube weiter nach oben treiben. Dies dürfte die Auflage neuer Immobilien-AIF im nächsten Jahr erschweren. Scope zufolge liegen die Renditeerwartungen von Investoren immer noch über fünf Prozent, weshalb von einer zunehmenden Attraktivität von Nischensegmenten wie Spezialimmobilien (z.B. Einzelhandel, Pflegeimmobilien), B-Standorten und Auslandsmärkten wie etwa den USA, ausgegangen wird. Viele Bestandsfonds könnten von den gestiegenen Preisen jedoch profitieren.

Neue Energien: Stabiler Ausblick bei positiver Wertentwicklung
Neben Immobilienbeteiligungen dürfte wie bereits im laufenden Jahr weiterhin die Assetklasse erneuerbare Energien besonders gefragt sein. Aufgrund der rückläufigen Zubauraten bei gleichzeitig hohem Anlagedruck der Investoren – nicht zuletzt wegen der bevorstehenden Anpassungen der Vergütungssysteme in zahlreichen europäischen Ländern in den nächsten Jahren – geht Scope hier von einer positiven Wertentwicklung aus. Zugleich erwarten die Analysten jedoch eine Verschlechterung des Risikoprofils bei Neubauprojekten. Viele Anbieter seien inzwischen bereit, höhere standort- und projektbezogene Risiken einzugehen und würden zum Beispiel schon in der Bauphase investieren oder auf neue geografische Märkte ausweichen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien konzentrierte sich Scope zufolge auf Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Schweden, auch wenn etwa in Deutschland die Projektierungstätigkeit ebenfalls zurückgegangen ist. So wurden etwa im Bereich Windkraft im ersten Halbjahr 2014 noch 1.723 MW hinzugebaut, im Vergleichszeitraum 2015 waren es mit 1.093 MW mehr als ein Drittel weniger. Scope führt dies auf Kürzungen im Einspeisetarif zurück und erwartet mittelfristig eine Abkehr von fixen Tarifsystemen hin zu stärker marktorientierten Vergütungsmechanismen. Für die Anbieter von Beteiligungen würden sich hierdurch neue Herausforderungen ergeben – schließlich basieren die bisherigen Konzepte auf robusten Cashflows aus fixen Einspeisetarifen und stabilen rechtlichen Rahmenbedingungen.

Für die Auflage neuer Fonds aus diesem beliebten Segment könne aber auch die Verfügbarkeit von attraktiv bewerteten Assets eine Hürde darstellen. Scope erwartet eine Verstärkung des Trends zu Investitionen in regionalen Märkten mit positivem Entwicklungspotenzial bei gleichzeitig weniger stabilen regulatorischen Rahmenbedingungen und nennt als Beispiele Polen und Italien. Die aktuelle Renditeerwartung für Projekte aus dem Bereich erneuerbare Energien in Deutschland liegt aus Sicht der Analysten für Windenergie und Photovoltaik zwischen vier und sechs Prozent.

Flugzeuge: Gute Branchenaussichten dürften Nachfrage steigern
Auch der Ausblick für das Segment Flugzeugbeteiligungen ist positiv – vor allem, weil die Luftfahrtindustrie von kontinuierlich steigenden Passagierzahlen und gesunkenen Kerosinpreisen profitiert. Der Finanzierungsbedarf von 125 Milliarden US-Dollar für neue Flugzeuge und Ersatzinvestitionen würde dabei zunehmend über Leasinggesellschaften abgedeckt. Der Refinanzierungsbedarf der Leasinggesellschaften würde wiederum zu einer Erhöhung des Emissionsvolumens geschlossener Flugzeug-AIF führen. Scope geht zugleich von einer steigenden Nachfrage nach solchen Investments aus – sowohl bei institutionellen Investoren als auch bei Privatanlegern. Dabei würden diversifizierte Fonds gegenüber den Ein-Flugzeug-Fonds bevorzugt – schon jetzt zeige sich eine Zurückhaltung gegenüber den in Platzierung befindlichen A380-Fonds.

Fazit: Sachwertbeteiligungen werden auch im kommenden Jahr gefragt sein. Dabei ist von einem Trend zu Nischenprodukten auszugehen. Schon jetzt sind zum Beispiel Pflegeimmobilien- oder Einzelhandelsfonds in Platzierung, aufgrund der gestiegenen Preise im Immobilienbereich dürften solche Angebote künftig zunehmen. Neben Immobilien werden nach Einschätzung von Scope auch Beteiligungen aus dem Segment erneuerbare Energien auf Interesse bei privaten und institutionellen Investoren stoßen – die Aussichten für dieses Segment beschreibt die Berliner Ratingagentur als "positiv".