FondsDISCOUNT.de: Herr Linden, Rouvier Asscociés wurde 1986 in Paris gegründet und hat sich lange Jahre auf den französischen Markt konzentriert. Nun der Schritt nach Deutschland. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?
Patrick Linden: Wir pflegen schon seit etwa drei, vier Jahren Kontakte zu Unternehmen und potenziellen institutionellen Investoren in Deutschland und sehen hier gutes Potenzial. Dass dieser Schritt nun in diesem Jahr erfolgt ist, hängt auch damit zusammen, dass sich der deutsche Fondsmarkt in einer Umbruchphase befindet. Die Finanzkrise hat insbesondere die großen nationalen aber auch internationalen Fondsfabriken gebeutelt. Viele dieser „Big-Brand“ Anbieter haben ihre Produktpaletten konsolidiert. Hinzu kommen die hohe Personalfluktuation und die Anonymität der Fondsmanager, die das Vertrauen der Anleger in die großen Häuser geschmälert haben. Wir beobachten deshalb eine Umorientierung hin zu qualitativ hochwertigen Asset Managern – bankenunabhängige, eigentümergeführte Fondsboutiquen mit funktionierenden vermögensverwaltenden Ansätzen konnten Marktanteile über alle Investorengruppen hinweg dazu gewinnen. Und das ist genau die Nische, in der wir uns sehen.

In Deutschland sind Sie mit drei Fonds zugelassen: Rouvier Valeurs, Rouvier Europe und Rouvier Patrimoine. Steht dahinter auch die Klassifizierung in drei Anlagetypen?
Jein. Ich würde es eher auf zwei grundsätzliche Anlageziele begrenzen. Rouvier Valeurs und Rouvier Europe eignen sich als Stockpicker-Aktienfonds für den renditeorientierten Anleger, der das überaus günstige Bewertungsniveau für Aktien derzeit erkennt und mögliche Wertschwankungen aushalten kann. Der Rouvier Patrimoine richtet sich als vermögensverwaltender Mischfonds dagegen an den eher konservativen Anleger. Im Vordergrund steht der Kapitalerhalt. Mit einer Volatilität von nur 2,96 Prozent p.a. seit seiner Auflegung im Jahr 1991 und einer Rendite von rund 5,3 Prozent p.a. hat dieser Fonds alle Krisen der letzten zwei Dekaden abgewettert und war Balsam für die Seelen unserer Anleger.

Der Rouvier Valeurs Fonds wurde Ende letzten Jahres mit dem 5-Year Long Term Fund Management Rating von Standard & Poor’s ausgezeichnet und gilt als Ihr „Flaggschiff“. Nach welchen Kriterien erfolgt die Titelauswahl?
Der Valeurs nutzt Chancen am globalen Aktienmarkt. Unser Anlageuniversum besteht aus etwa 270 Unternehmen, die wir ständig beobachten und zu denen wir intensive Kontakte pflegen. In diesen Gesprächen eruieren wir beispielsweise, wie sich das Unternehmen entwickeln wird, ob neue Absatzmärkte erschlossen werden oder ob in neue Bereiche investiert wird. Wichtig für uns ist, dass die Unternehmen aktionärsorientiert agieren, nur so können wir Renditen für den Anleger erwirtschaften. Oder anders ausgedrückt – und das gilt für alle unsere drei Produkte: Wir investieren nur in Unternehmen, die wir auf Herz und Nieren geprüft haben.

Handverlesene Titelauswahl, wenige, aber prämierte Produkte – das klingt sehr exklusiv.
Ich würde es nicht „exklusiv“ nennen, denn wir sind offen für jeden Investor, sondern eher als „effizient“ beschreiben. Ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Geschäfts- und Arbeitsauffassung ist: Wir bedienen keine Modetrends, sondern betreiben solides analytisches Handwerk und verwalten auf dieser Basis unsere drei Fonds. Ein weiteres Merkmal ist unser Partner-Konzept. Jeder unserer Fondsmanager ist selbst im Unternehmen und in den Fonds mit eigenem Geld investiert. Und schließlich sorgt unser Team-Management-Ansatz für eine weitgehend rationale Titelauswahl: Wenn eine neue Investition im Team nicht mehrheitlich beschlossen werden kann, belassen wir den Titel zunächst auf der Watchlist. Hinzu kommt, dass wir ein sehr solides Team aus insgesamt 11 Fondsmanagern haben. Auch unsere Frankfurter Niederlassung soll organisch wachsen und sich langsam aber langfristig etablieren.

Ziehen Sie dennoch eine Erweiterung Ihrer Produktpalette in Erwägung?
Mittelfristig eventuell – es gibt Überlegungen, kurzfristig aber nein. Wir wollen und müssen so effizient bleiben wie wir es sind. Wie wir von den „Großen“ gelernt haben, kann eine Vielzahl an „herrenlosen“ Produkten zu einer Verzettelung führen und dies macht die Investoren nicht glücklich.

Der Rouvier Valeurs als auch der Rouvier Europe investieren schwerpunktmäßig in europäische Aktien. Wären angesichts anhaltender Euro-Skepsis und Vertrauenskrise außereuropäische Unternehmen nicht interessanter?
Nun, Europa ist derzeit einfach der günstigste Markt! Wenn Sie die internationale Börsenentwicklung der vergangenen zwölf Monate vergleichen, werden Sie feststellen, dass gerade Europas Aktien aufgrund der Vertrauenskrise deutlich hinter den Weltbörsen zurück geblieben sind. Die Einstiegsniveaus sind in Europa gemessen an den fairen Werten der Unternehmen immer noch historisch günstig. Wir investieren daher derzeit schwerpunktmäßig in marktführende, global aufgestellte, europäische Unternehmen. Denn nur wenn sie als Unternehmen ihre Erträge weltweit erzielen, können sie sich unabhängig von der europäischen Konjunktur und Vertrauenskrise machen und werden langfristig wachsen. Als deutsches Paradebeispiel können Sie die heimischen Autobauer nehmen, die ihre Erfolge in China feiern – aber dennoch deutsche bzw. europäische Unternehmen sind. Leider sind sie von den Kursen her auch schon relativ teuer und daher sind wir hier nicht investiert. Aber es gibt viele günstige Alternativen und diese zu finden, das ist unsere Aufgabe und unser Ziel.

Liegt in dieser Strategie nicht die Gefahr, auch minderwertige Aktien auszuwählen?
In unser Portfolio kommen nur Aktien, die mindestens 20 Prozent oder mehr unterhalb ihres fairen Wertes notieren, die aber dennoch rentabel sind und Dividenden ausschütten, die wir wieder anlegen können. Man könnte sagen wir kaufen ausschließlich das was „preiswert“ ist, also seinen „Preis wert“, aber nicht was billig ist, denn Billiges bietet keine Qualität.

Welche wirtschaftlichen Entwicklungen werden Sie bei der Zusammenstellung der Portfolios in absehbarer Zeit beeinflussen, wo liegen Ihrer Meinung nach mittel- bis langfristig die größten Chancen?
Trends und Moden sind uns zunächst egal. Unsere Portfoliozusammenstellung steuern wir grundsätzlich über das Performancepotenzial, das uns jede einzelne Aktie aus unserem globalen Anlageuniversum bietet. Wenn Sie nach grundsätzlichen Entwicklungslinien fragen, sind wir der Überzeugung, dass der große, globale, unaufhaltbare Trend, von dem die Welt profitiert, das demographische Wachstum ist. Dies wird uns auch in Zukunft ein globales Wirtschaftswachstum von ca. drei bis vier Prozent p.a. bescheren – völlig unabhängig von der europäischen Vertrauenskrise. Der Welt insgesamt ist es gleichgültig, ob Griechenland oder Spanien Insolvenz anmelden müssen oder die Eurozone gesamtschuldnerisch einstehen wird – sie wird trotzdem weiter wachsen. In China beispielweise steigt der Lebensstandard für eine wachsende Bevölkerungsgruppe kontinuierlich an – hier gibt es ein enormes Konsumpotenzial. Zusammen mit Lockerungen von staatlicher Seite ergeben sich daraus neue, interessante Investmentmodelle, etwa in Form von chinesischen Unternehmensanleihen. Deswegen investieren wir in Unternehmen und Anleihen von Unternehmen, die global ihr Geld verdienen und somit langfristigen Erfolg haben werden.

Die Märkte sind aber immer noch sehr volatil, wie lassen sich Verlustrisiken begrenzen?
Verlustrisiken aus Aktieninvestments können aufgrund der Volatilität von Aktien immer kurzfristig entstehen. Zum Teil habe ich auch den Eindruck, dass aufgrund der Schnelligkeit, mit der sich Informationen heute verbreiten und dem herrschenden Berichtsdruck die Schwankungen als viel stärker wahrgenommen werden, als sie eigentlich sind. Das macht die Anleger natürlich nervös. Entscheidend bei einem Aktieninvestment sind die richtige Unternehmensauswahl und der Anlagehorizont. Auch die Regelmäßigkeit, mit der man in einen Aktienfonds investiert, beeinflusst den Erfolg. Mit einem Fondssparplan kann man Kursrückgänge z.B. systematisch nutzen, um mehr Fondsanteile günstiger zu erwerben – in der aktuell volatilen Marktphase, die immer wieder von Rücksetzern geprägt ist sicherlich eine clevere Strategie, um sein Vermögen langfristig in Aktienfonds zu investieren. Denn mit Aktien kann man Geld verdienen – wenn die Zusammenstellung sorgfältig gewählt wird.

Herr Linden, vielen Dank für das Gespräch!