Die Lage an den Kapitalmärkten wird für sicherheitsorientierte Anleger immer angespannter: Neben einem auf dem Nullniveau verharrenden Leitzins ist in diesem Jahr die Inflation signifikant angestiegen. Einstige Horte der Stabilität wie der Geldmarkt, aber auch risikoarme Anleihen, werden angesichts der zu erzielenden Renditen immer mehr zu einem Verlustgeschäft.


Jens Franck, Fondsmanager des nordIX Renten plus, sieht der Lage dennoch gelassen entgegen. Mit einer ausgeklügelten Anlagestrategie ist es für ihn möglich, auch im Anleihesegment überdurchschnittliche Renditen von rund drei bis fünf Prozent zu erzielen, ohne ein hohes Risiko eingehen zu müssen. Dabei wirkt sich die anziehende Inflation sogar positiv auf das Anlageportfolio aus. Im Interview mit FondsDISCOUNT.de erläutert er die Anlagestrategie des nordIX Renten plus-Fonds (ISIN: DE000A0YAEJ1 / R-Tranche).


FondsDISCOUNT.de: Herr Franck, die Inflation in Deutschland ist im September auf über vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und die Energiepreise sind auf ein exorbitant hohes Niveau geklettert. Wie sehr beunruhigt Sie diese Entwicklung?


Jens Franck: Insgesamt sind wir nicht beunruhigt, da wir davon ausgehen, dass die Preissteigerung nicht dauerhaft auf dem aktuellen Niveau verharren wird. Jedoch beobachten wir die gegenwärtige Entwicklung sehr genau und analysieren regelmäßig die wesentlichen Faktoren. Dabei berücksichtigen wir nicht nur die bekannten Basiseffekte, d.h. die Preiserholung nach dem durch die Coronakrise verursachten Verfall vieler Preise sowie die ausgelaufene Reduzierung der Mehrwertsteuer, sondern auch neue Effekte, wie die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, Transportkosten und Lieferengpässe.


Bedeutet das, dass Sie davon ausgehen, ähnlich wie die EZB, dass der Preisanstieg bald wieder abflachen wird?


Im Prinzip entspricht dies unserer Erwartungshaltung. Allerdings ist eine temporäre Inflation von rund drei Prozent durchaus wahrscheinlich. Dies stellt für unseren Rentenfonds nordIX Renten plus jedoch ein positives Szenario dar.



Das müssen Sie genauer erklären.


Der nordIX Renten plus investiert in Anleihen von Banken und Versicherungen. Ein besonderes Gewicht nehmen dabei Nachranganleihen ein. Dabei handelt es sich um Anleihen, deren Rück- und Kuponzahlung regulär erfolgen. Im Insolvenzfall werden Besitzer von Nachranganleihen jedoch als letzte bedient. Diese Rangfolge hat zur Folge, dass wir als Investoren in Nachranganleihen von top-gerateten Finanzinstituten einen höheren Zins erhalten.


Die gestiegene Inflation wirkt sich in zweierlei Hinsicht positiv aus. Erstens führt sie dazu, dass im Finanzsektor die Spreu vom Weizen getrennt wird. Finanzinstitute mit starken und belastbaren Geschäftsmodellen profitieren davon, während Finanzunternehmen, die in den vergangenen Jahren letztlich nur durch die Refinanzierungsangebote der Zentralbanken profitabel waren, abgestraft werden. Noch viel bedeutender ist allerdings der zweite Effekt: Durch die Inflation werden in Europa die Zinskurven steiler. Dies bedeutet, dass die Zinsen für kurzlaufende Kredite oder Anleihen im negativen Bereich bleiben, während die Zinsen von Anleihen mit langen Laufzeiten steigen. Selbst zehnjährige Bundesanleihen können wieder positive Renditen aufweisen.


Wieso ist dieser zweite Effekt so wichtig für Ihr Portfolio?


Eine steilere Zinskurve ist von enormer Bedeutung für Banken. Diese verleihen Geld in der Regel langfristig – man denke da an das Hypothekengeschäft, die Finanzierung von Immobilien oder von Unternehmen. Die Refinanzierung dieser Kredite erfolgt üblicherweise durch Spar- oder Sichteinlagen. In der Folge profitieren Banken, wenn die Zinsdifferenz zwischen kurz und langlaufenden Krediten zunimmt, denn deren Profitabilität steigt dadurch. Diese höhere Profitabilität drückt sich auch in niedrigeren Risikoprämien für Nachranganleihen aus, was Verluste infolge der höheren Inflation kompensiert. Durch die Inflation werden also die Banken und Versicherungen, in die wir investiert sind, aufgrund ihrer soliden Geschäftsmodelle gestärkt und infolge der Zunahme der Zinsdifferenz auch noch profitabler.


Bedeutet dies zuletzt, dass eine höhere Inflation für Anleger des nordIX Renten plus gute Nachrichten sind?


Vereinfacht gesagt ist dies richtig. Wir können mit unserer Portfolioaufstellung sehr gut mit einer Inflationsrate von rund drei Prozent agieren, da die Unternehmen, in die wir investiert haben, profitabler werden.


 


Vielen Dank, Herr Franck, für das aufschlussreiche Gespräch.