Glänzende Verbindungen Exchange Traded Funds auf Erfolgskurs
Fondsgesellschaften » Der Branche insgesamt geht es nicht rosig. Doch manche börsennotierten Fondsanbieter sammeln beachtliche Summen ein. Ihre Erfolgsstrategien — und was sie für den Aktienkurs bedeuten.
Börsennotierte Fondsgesellschaften mit erfolgreichen Strategien wie AMG bieten Privatanlegern die zusätzliche Chance, auch in das Unternehmen selbst zu investieren. Und häufig sind die Aktien wie bei BlackRock, Jupiter Fund Management oder Franklin Resources Papiere mit soliden Dividendenrenditen. Die meisten Fondsgesellschaften, an denen sich AMG bislang beteiligt hat, werden hierzulande bisher nicht gehandelt, dafür aber die Aktie der Bostoner Fondsboutiquengruppe. 2011 stieg der Gewinn der 29 Investmentboutiquen, an denen AMG Anteile hält, um 25 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. Davon floss knapp ein Drittel, 554 Millionen Dollar, an AMG. Etwa 70 Prozent des Gewinns machen die Bostoner mit ihren Aktienfonds, die überwiegend in Schwellenländern anlegen sowie mit alternativen Investments, zu denen auch Private Equity gehört. Dass er kleine Fondsgesellschaften nie vollständig übernimmt, begründet Healey so: „Vor allem wenn junge Inhaber komplett verkaufen wollen, ist das kein gutes Zeichen. Sie geben nur dann 100 Prozent ab, wenn sie glauben, dass ihr Laden die besten Tage hinter sich hat“, sagt der 51-Jährige.
Börsenwert versechsfacht
An der Börse ist das AMG-Beteiligungskonzept ein Erfolg. Seit dem Börsengang im November 1997 hat sich der Wert der Firma auf fünf Milliarden Euro mehr als versechsfacht. Während die Fondsbranche weltweit um Mittelzuflüsse kämpft und auch die Quellen für Hedgefonds versiegen, sammelte die auch in diesem Markt engagierte AMG im dritten Quartal elf Milliarden Dollar ein. Damit hat das Unternehmen die Kundengelder gegen den Branchentrend zehn Quartale in Folge erhöht. Um ihr europäisches Netzwerk auf Deutschland und die Schweiz auszuweiten, haben die Amerikaner kürzlich ein Büro in Zürich eröffnet. Das Ziel auch hier: Beteiligungen an
institutionellen Fonds zu erwerben und deren europäische Investoren zu gewinnen. Anders als Healey hat Dirk Klee, Deutschland-Chef der weltweit größten Fondsgesellschaft, BlackRock, für sein Unternehmen inzwischen Anteile an fast allen DAX-Konzernen gekauft. Man sei bei jedem Unternehmen — außer bei Beiersdorf, Henkel und Volkswagen — einer der größten Aktionäre, mit einem Anteil zwischen drei und sechs Prozent, sagte Klee in einem Interview. Im dritten Quartal sammelte BlackRock bei europäischen Anlegern 8,8 Milliarden Euro ein. Nur Pimco, der Anleihespezialist des Allianz-Konzerns, schaffte mit 10,4 Milliarden Euro in diesem Zeitraum noch mehr. Als BlackRock im Oktober seine Beteiligung am Halbleiterkonzern Infineon auf über drei Prozent erhöhte, legte die Aktie deutlich zu. Über seine Fonds hält der Branchenriese inzwischen gut zwölf Prozent der Infineon-Papiere. Damit ist BlackRock jetzt zweitgrößter Aktionär.
ETFs krempeln die Branche um
BlackRock hat während der Finanzkrise auch das Geschäft der britischen Barclays Bank mit Exchange Traded Funds (ETFs) übernommen. Damit wurde die Gesellschaft zum weltweit größten Anbieter dieser börsengehandelten Indexfonds. ETFs bilden meist einen Index mit Aktien oder Anleihen nach. Für Investoren sind sie daher weit kostengünstiger als eine aktive Portfolioverwaltung. Die Gebühren in der Fondsbranche sind deshalb kräftig ins Rutschen geraten. Und gut bezahlte Manager herkömmlicher Fonds, deren Portfolios sich schlechter entwickeln als der Index, werden aus dem Markt gedrängt. In den USA verbuchen die ETFs bereits 57 Prozent der Mittelzuflüsse für sich, Tendenz steigend — auch in Europa. Für Edward Bonham Carter, Chef des britischen Aufsteigers Jupiter Funds, gibt es keine Zweifel: „Nur mit Fonds, die sich besser als der Markt entwickeln, kann man gegen die Konkurrenz der ETFs bestehen.“ Zusammen mit Kollegen hatte der Brite Jupiter 2007 per Management-Buy-out von der Commerzbank übernommen und drei Jahre später an die Börse gebracht. Um seine Fondsmanager anzuspornen, entlohnt Carter sie auch mit Aktien von Jupiter Funds. Das unterscheidet Jupiter von den Konkurrenten. Beim Wachstum liege der Fokus auf Kontinentaleuropa und Asien, sagt Carter. Und bisher ist es den Briten trotz ETF-Boom gut gelungen, bei Anlegern auf der Favoritenliste zu bleiben. Im dritten Quartal sammelte Jupiter gut 720 Millionen Euro ein, ein Plus von sieben Prozent, und das beste seit dem Börsendebüt. „Wenn der Markt mitspielt, können wir mit unserer derzeitigen Plattform das verwaltete Anlagevermögen in fünf Jahren komfortabel verdoppeln“, sagt Carter. Aktuell sind es bereits 31 Milliarden Euro. Während bei Jupiter vor allem die Gesamtleistung der Fonds den Aktienkurs bewegt, haben bei Fondsriesen wie Franklin Resources auch die Strategien der größten Einzelfonds Einfluss auf den Aktienkurs. Beispiel: der Templeton Global Bond Fund, der zu Franklin Resources gehört. Michael Hasenstab, renommierter Fondsmanager des 64 Milliarden Dollar schweren Flaggschiffs von Franklin, erhöhte den Anteil irischer Staatsanleihen im Portfolio auf 8,4 Milliarden Dollar — das ist fast ein Zehntel des gesamten Marktes mit irischen Staatspapieren. Hasenstabs Anleihefonds gehört weltweit zu den erfolgreichsten. Die Konkurrenten in der Londoner City wittern unterdessen ihre Chance, Boden gutzumachen. Für einen kleinen Markt wie Irland sei das eine gewaltige Wette, die weit über das Maß des Rationalen hinausgehe, heißt es in Europas Finanzzentrum. Liegt Hasenstab allerdings richtig, wird er bald als Genie gefeiert.