Umweltbewusstsein, Verantwortung und überhaupt ethische Verpflichtungen liegen im Trend. Viele große Unternehmen haben sich mehr Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben, vor allem was Produktions- und Arbeitsbedingungen angeht. Damit tragen sie einem gesteigerten Bewusstsein auf Seiten der Verbraucher Rechnung, für die solche grünen oder auch sozialen Labels immer wichtiger werden – das Gewissen kauft schließlich mit. Auch die Investmentbranche hat reagiert und bietet inzwischen passende Anlageprodukte an. „Nachhaltigkeitsfonds“ wählen ihre Portfolios nach bestimmten Grundsätzen aus und konzentrieren sich beispielsweise auf Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, die Weiterentwicklung von Umwelttechnologien oder das Zukunftsthema Wasseraufbereitung spielen bei den „Öko-Fonds“ eine Rolle. Doch so ganz klar sind die Grenzen zwischen ausgewiesenem Nachhaltigkeitsfonds und herkömmlichem Aktien- oder Mischfonds längst nicht immer. Wer sich für ein solches Produkt entscheiden möchte, sollte daher die Portfoliozusammensetzung genau studieren – denn über die Nachhaltigkeit eines Technologieunternehmens oder eines Gentechnikproduzenten lässt sich streiten. Andererseits schneiden auch ganz reguläre Fonds, die keinen ethischen Investitionsfokus für sich beanspruchen in Sachen Nachhaltigkeit gut ab – zum Teil sogar besser als die „grünen Konkurrenten“.

Nicht nur das Label entscheidet
Inwiefern ein Anlageprodukt als nachhaltig einzustufen ist, überprüft das österreichische Analysehaus Finance & Ethics Research. Es durchleuchtet Fondsportfolios gezielt nach bestimmten Ausschluss- und Positiv-Kriterien und vergibt dafür sogenannte EDA-Punkte („Ethisch-Dynamischer-Anteil“). Ausschlusskriterien wären beispielsweise Branchen wie Rüstungsindustrie, Atomkraft oder Unternehmen, die Tierversuche durchführen, selbst wenn diese vom Gesetzgeber nicht vorgeschrieben sind. Firmen, die umweltbewusst handeln, beispielsweise indem bestimmte Verfahren angewendet werden, erhalten dagegen positive Bewertungen. Die EDA-Skala sieht maximal 100 Punkte vor. Die Spezialisten aus Österreich haben rund 26.000 in Deutschland erhältliche Fondsanteilsklassen analysiert und kommen zu dem Ergebnis, dass auch „ganz normale“ Fonds Punktzahlen von 80 bis 90 EDA erreichen können – während so manches Nachhaltigkeitsinvestment nur auf 60 bis 70 EDA-Punkte kommt.

Auch reguläre Fonds punkten in Sachen Ethik und Ökologie
Spitzenreiter mit 92 EDA-Punkten ist der Danske Invest Denmar Focus, der in den dänischen Aktienmarkt investiert. Die hervorragende Nachhaltigkeits-Bilanz überrascht bei näherem Hinsehen nicht wirklich – schließlich setzt Dänemark auf umweltschonende Verfahren und Erneuerbare Energien. Dänische Unternehmen müssen in ihrem Konzern- oder Jahresabschluss sogar über ihre ökologische und soziale Leistungsfähigkeit berichten – es gibt also einen starken politischen Willen hin zu mehr Nachhaltigkeit. Und dies spiegelt sich im Portfolio des Aktienfonds wider. Doch auch so manch herkömmlicher Technologie-Fonds schneidet in den Analysen gut ab. Der Allianz Global Hi-Tech Growth beispielsweise erzielt laut Finance & Ethics Research 90 EDA-Punkte. Ursächlich ist zum einen die starke Gewichtung von Solar-Titeln im Portfolio, zum anderen schlagen keine Negativ-Kriterien wie z.B. Atomkraft oder Gentechnologie zu Buche. Neben Aktienfonds können aber auch Mischfonds gute Punktzahlen erreichen. Im Fall von Staatsanleihen werten die Analysten beispielsweise Länder wie Deutschland, die Niederlande oder Norwegen positiv. Starke Wirtschaftsmächte wie die USA dagegen schneiden schlechter ab – die generell geringe Umweltorientierung wirkt sich negativ auf die EDA-Bilanz aus. Hohe Punktzahlen erreichen hier beispielsweise der anleiheorientierte Bantleon Opportunities S und Opportunities L mit 87 Zählern.

FondsISINEDA-Punkte
Danske Denmark FocusLU001219561592
Allianz Global Hi-TechLU034872341190
JPM Eur. TechnologyLU021053201587
Bantleon Opp. SLU033741367787
Bantleon Opp. LLU033741448587
Quelle: Finance & Ethics Research

Fazit: Wer grün investieren möchte, sollte auf Zusätze wie „Nachhaltigkeit“ oder „Sustainable“ achten – die Definition, was nachhaltig im Einzelnen bedeutet, ist jedoch eher schwammig. Gleichzeitig gibt es viele herkömmliche Produkte am Markt, die ebenfalls wichtige Kriterien erfüllen und zugleich durch solide Performances überzeugen.

Die genannten Fonds im Chartüberblick


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