Die Milch ist leer? Kein Problem, der Kühlschrank kümmert sich selbstständig um Nachschub. Währenddessen prüft die Waschmaschine, wann der Strom am günstigsten ist und startet dann das Programm. Was noch vor einiger Zeit nach Science-Fiction klang, ist zunehmend Gegenstand der Forschung. Ziel ist die Entwicklung sogenannter Smart Objects, also Geräten, die miteinander kommunizieren und dadurch das Leben erleichtern sollen. Das selbstfahrende Auto gehört ebenso in diese Disziplin wie Lebensmittel, in denen Informationen über Lieferwege und Herstellungsprozesse schon gespeichert sind. Zusammengefasst wird dieser Technologie-Trend unter dem Begriff „Internet der Dinge“. Die Idee geht zurück auf das Auto-ID Center am Massachusetts Institute of Technology, wo im Jahr 1999 erstmals eine firmenübergreifende RFID-Infrastruktur entworfen wurde – die Grundlage für solch intelligenten Objekte. Kevin Ashton, Mitgründer und damaliger Leiter des Auto-ID Center, verwendete in einem Vortrag die Bezeichnung „Internet of Things“ und gab dem Forschungsbereich damit den prägnanten Namen.

Internet der Dinge wird „die nächste große Welle“
Inzwischen hat sich einiges getan und die Vision von mitdenkenden und selbst agierenden Objekten nimmt immer mehr Gestalt an. Ursächlich hierfür ist nicht zuletzt der Boom der Smartphones, die den Trend weiter vorantreiben. Experten wie Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity Worldwide, sehen im Internet der Dinge daher die „nächste große Welle für Technologieinvestoren“. Denn das Marktpotenzial ist riesig: „Das Research-Unternehmen Gartner erwartet, dass die Zahl der Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, von aktuell 3,7 Milliarden auf 4,9 Milliarden im kommenden Jahr anwachsen wird. Bis 2020 werden es schätzungsweise sogar 25 Milliarden vernetzte ‚Dinge‘ sein“, so Roemheld in einem Marktkommentar. „Unterstützt wird die Entwicklung durch sinkende Hardware-Preise, steigende globale Vernetzung, wachsende Computerkapazitäten und Cloud Computing. Wichtigster Treiber dürfte aber die enorme Ausbreitung internetfähiger Smartphones sein sowie die Bereitschaft der Menschen, ständig erreichbar zu sein. Die meisten Smartphones heutzutage sind Mini-Computer, die deutlich leistungsstärker sind als der durchschnittliche PC vor einem Jahrzehnt.“

First Mover und große Player
Zu den Profiteuren dieses Trends zählen dem Fidelity-Experten zufolge zum einen die Unternehmen, die die erforderliche Hardware herstellen, etwa MEMS-Sensoren. Aber auch Unternehmen, die dank spezieller Anwendungen und innovativer Entwicklungen in ihrer jeweiligen Branche Vorteile gegenüber ihren Wettbewerbern hätten. „Ein Beispiel dafür ist Monsanto. Das Unternehmen ist das weltweit führende Agrar- und Biotechnologieunternehmen. Bekannt wurde Monsanto durch die Erzeugung gentechnisch veränderten Saatgutes. Mittlerweile aber versucht der Konzern, unter anderem mit Hilfe der Übernahme der auf Klimadaten spezialisierten US-Firma Climate Corp sowie der firmeneigenen Datenplattform FieldScripts, Landwirte technisch zu unterstützen, die Produktivität durch die Vernetzung verschiedenster Systeme und Maschinen entscheidend zu erhöhen. Monsanto ist somit hervorragend positioniert, von den Vorteilen des ‚Internet of Things‘ zu profitieren“, erklärt Roemheld.

„General Electric (GE) halten wir ebenfalls für aussichtsreich. GE spielt eine führende Rolle beim sogenannten ‚Industrial Internet‘, also der Interaktion zwischen dem ‚Internet of Things‘ und der Industrie. Hier hat das Unternehmen bereits hohe Investitionen getätigt und ist deshalb gut aufgestellt. Die Prozessoptimierung und die damit verbundene signifikante Kostenersparnis könnten für die Industrie nach Schätzungen von GE rund 226 Milliarden US-Dollar über 15 Jahre betragen.“ Als drittes Beispiel nennt der Kapitalmarktstratege den koreanischen Konzern Samsung. Samsung sei nicht nur einer der führenden Smartphone-Hersteller, sondern auch konkurrenzlos in der Vielfalt seiner Technikprodukte von Kühlschränken über Waschmaschinen bis hin zu DVD-Playern. „Das Unternehmen hat zudem die erste Waschmaschine mit WLAN-Zugang entwickelt. Samsung ist somit führend bei der Entwicklung von ‚Smart Devices‘, die sich miteinander vernetzen lassen und damit den technologischen Fortschritt deutlich vorantreiben“, führt Roemheld aus. Seiner Meinung nach wird diese nächste große technologische Welle nicht lange auf sich warten lassen und: „Die clevere Vernetzung von Produkten bietet Anlegern attraktive Investmentchancen. Favorisieren sollten sie dabei ‚First Mover‘, also Unternehmen, die sich diesen Trend als erste zu eigen machen und sich vom Wettbewerb abheben. Der Marktanteil solcher Firmen dürfte rasant wachsen.“