Endlich kommt der Stein ins Rollen: Immer mehr Anbieter Alternativer Investmentfonds (AIF) erhalten von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Lizenz zum Geschäftsbetrieb als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG). Diese Genehmigung ist zwingend erforderlich. Denn seit der Einführung des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) im Juli 2013 muss jedes Investmentvermögen, das aufgelegt wird, von einer durch die BaFin lizensierten KVG verwaltet werden. Das Ziel: höhere Transparenz und ein verbesserter Anlegerschutz. Denn bevor die Finanzaufsicht die Zulassung als KVG erteilt, prüft sie unter anderem die Zuverlässigkeit und fachliche Eignung der Geschäftsleiter sowie die Organisationsstruktur und die Vergütungspolitik. Das bedeutet: Wenn eine Gesellschaft noch nie im Immobilien-Bereich tätig war, wird sie kaum die Erlaubnis der BaFin für eine Immobilien-KVG bekommen. Das gilt ebenso bei intransparenten Vergütungsstrukturen oder einem mangelhaften Risikomanagement.

Hansainvest: künftig auch geschlossene Publikumsfonds
Was für Anleger eine höhere Sicherheit bedeutet, ist für die Anbieter mit viel Aufwand und hohen Kosten verbunden. Vor diesem Hintergrund ist es wenig erstaunlich, dass neue KVG-Zulassungen zunächst auf sich warten ließen. Jetzt beginnt sich der Wind jedoch zu drehen: Sowohl die Commerz Real als auch Hansainvest haben jüngst die KVG-Zulassung erhalten. Für Hansainvest geht damit eine enorme Erweiterung der Produktpalette einher. Hat Hansainvest zuvor ausschließlich die Verwaltung klassischer Investmentfonds übernommen, so möchte sich das Unternehmen nun auch im Bereich geschlossener Fonds engagieren: „Unser Ziel ist es, vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen in Sachwertanlagen künftig Emissionshäusern und Initiatoren als erster Ansprechpartner für die Übernahme von administrativen Tätigkeiten zur Verfügung zu stehen“, erklärt Dr. Jörg W. Stotz, Geschäftsführer der Hansainvest. Die Zulassung umfasst eine breite Palette an Sachwerten, in die investiert werden kann: von Immobilien, über erneuerbare Energien, bis hin zu Schiffen und Eisenbahnen. Immobilien umfassen dabei neben den klassischen Assets wie Wohn- oder Gewerbeobjekte auch Wald, Forst und Agrarland. Nach dem Wissen von Stotz ist Hansainvest eine der ersten Gesellschaften, die einen Antrag auf eine derartige Erweiterung der Geschäftstätigkeit gestellt haben. „Folgerichtig sind wir jetzt auch eine der ersten, die einen derart breit gefächerten Dienstleistungskatalog anbieten können“, so Stotz weiter.

Neue Angebote bereits in Planung
Auch bei der Commerz Real erstreckt sich die KVG-Genehmigung auf ein breites Spektrum an Anlageklassen, das privaten Anlegern durch geschlossene Fonds und institutionellen Investoren durch geschlossene und offene Fonds zur Verfügung gestellt werden soll. Erste Produkte sind bereits in Planung. Neben Hansainvest und Commerz Real können sich auch einige weitere Anbieter bereits über eine KVG-Zulassung freuen. So beispielsweise Hamburg Trust: Die Gesellschaft erhielt die KVG-Erlaubnis im Dezember 2013 und hat mit dem FORum Mainz bereits den ersten Fonds nach neuem Recht aufgelegt. Das Angebot richtet sich ausschließlich an institutionelle Investoren, doch auch Produkte für Privatanleger werden aller Voraussicht nach nicht mehr lange auf sich warten lassen. Gleiches gilt für Angebote aus den Häusern HEH und Hesse Newman. Gemeinsam haben die Initiatoren 2013 die Hamburg Asset Management HAM Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH gegründet, die als eine der ersten KVGs von der BaFin lizensiert wurde. Das zugelassene Produktangebot ist äußerst breit gefächert und umfasst die Assets Immobilien, Flugzeuge, Container, Infrastruktur, erneuerbare Energien und Schifffahrt. Trotz dieser breiten Aufstellung sollen die bisherigen Investitionsstrategien der jeweiligen Häuser aber erhalten bleiben. Für Anleger bedeutet das: Wer nach Immobilienbeteiligungen sucht, dürfte auch künftig bei Hesse Newman fündig werden, und wer sich für Investments in Flugzeugfonds interessiert, kann sich weiterhin an HEH richten.