Biotechnologie wächst weiterhin zu einer großen Branche heran. Das Biotechnologie-Jahrbuch 2018 von „biotechnologie.de“ bescheinigt dem deutschen Sektor ein Rekordjahr. 2017 wurden 4,11 Milliarden Euro in der Sparte umgesetzt. Deutschlandweit gibt es 646 Unternehmen die vollständig, und 141 Firmen, die zu Teilen ihr Geld in der Branche verdienen. 21 davon waren börsennotiert, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Das „Rekordjahr 2016“ wurde noch einmal deutlich übertroffen – allein im Jahr 2017 gründeten sich 31 weitere Unternehmen. Die Angestelltenzahl stieg auf 45.660 (2016: 42.280). „Hinsichtlich der wichtigsten wirtschaftlichen Kennzahlen war 2017 das bisher beste Jahr für die deutsche Biotech-Branche“, heißt es im Jahrbuch-Bericht.


Die Hälfte der deutschen Firmen entwickelt neue Therapien und Diagnostika. Knapp ein Drittel bietet Dienstleistungen an und etwa zehn Prozent sind in der industriellen Biotechnologie aktiv. „Generell kann ein anhaltendes Interesse der Industrie an biotechnologischen Produkten, Prozessen und Dienstleistungen verzeichnet werden“, heißt es im Bericht weiter. Einige deutsche Unternehmen schlossen internationale Partnerschaften. In Sachen Finanzierung kann sich die Branche nicht beklagen: 2017 wurden 673 Millionen Euro eingesammelt. Der deutsche Staat unterstützt den Wirtschaftszweig mit verschiedenen Gründerfonds und fährt Programme, um Innovationen voranzubringen. Mit einer Exportinitiative trägt das Wirtschaftsministerium dazu bei, Produkte der medizinischen Biotechnologie weltweit erfolgreich zu machen. „Ich bin davon überzeugt, dass das Thema „Biologisierung der Wirtschaft“ ein Aufbruchs- und Modernitätsthema wird“, so Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in einer Pressemitteilung. „Nach der Digitalisierung wird die Biologisierung der Wirtschaft den nächsten großen Wachstums- und Innovationszyklus einleiten. Sie leistet wesentliche Beiträge unter anderem zum Klimaschutz, zur Ressourceneffizienz und zur medizinischen Versorgung der Menschen. Sie wird die Wirtschaft – über alle Branchen hinweg – in ihrer gesamten Breite erfassen.“


Herausforderungen


Dem rasend wachsenden Feld bereiten nur die ethische und juristische Fragen Probleme. Kürzlich entschied der Europäische Gerichtshof die molekularbiologische Methode „Genom-Editing“, als gentechnische Veränderung von Organismen einzuordnen – im Fachjargon „GVO“. Diese Methoden unterliegen in Deutschland dem Gentechnikgesetz. Das Arbeiten mit „Genom-Editing“ muss also künftig unter einer bestimmten Sicherheitsstufe erfolgen. Standards wie diese einzuhalten kostet die Firmen Geld. „Das Urteil ist eine sehr schlechte Nachricht für Pflanzenzüchter, Arzneimittelforscher und Hersteller biobasierter Chemikalien. Hochinnovative Methoden wie Crispr/Cas9 werden überreguliert, ohne dass dies wissenschaftlich gerechtfertigt wäre“, meint Ricardo Gent, Geschäftsführer der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB).


Um dem Druck der Gesetze entgegenzuwirken, veröffentlichen Branchenverbände ethische Grundsätze. „Jegliche Veränderungen in der Keimbahn des Menschen lehnt BIO Deutschland ab“, heißt es beispielsweise beim Branchenverband. Trotz aller Bemühungen kommt es durchaus vor, dass ab und an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit durchgreifen muss. Im November 2018 wurden 2.000 Hektar Saatgut vernichtet, weil in Frankreich Spuren von zum Anbau nicht zugelassenem, genverändertem Raps entdeckt wurden. Diese wurden auch nach Deutschland geliefert und waren in den Handel und zu großen Teilen in den Anbau gelangt. In zehn Bundesländern ist es zur Aussaat gekommen.


Große Wellen schlug auch Bayers Übernahme von Monsanto. Wegen des Unkrautvernichters Glyphosat steht die Firma in den USA 11.000 Klagen gegenüber. Aufsichtsratschef Werner Wenning, gab dem „Handelsblatt“ zu verstehen, dass man bei Bayer hinter der Entscheidung des Vorstands einer Übernahme stehe. Aktionäre hatten dem Vorstand vorgeworfen die rechtlichen Risiken nicht ausreichend geprüft zu haben. Bereits zwei der 11.000 Klagen wegen Krebsgefahr habe Monsanto bereits verloren.


Und im November 2018 hallte ein Aufschrei um die Welt, als der chinesische Forscher, He Jiankui, behauptete Babys gegen HIV immunisiert zu haben. Bei der Befruchtung war die Genschere Crispr/Cas9 in die Eizelle injiziert worden. Das Gen das dem HIV-Virus ermöglicht in Zellen einzudringen, soll ausgeschaltet worden sein. Die Zwillinge Lulu und Nana kamen gesund zur Welt, doch nur bei einem der Mädchen hatte die Immunisierung vollständig geklappt. Eine wissenschaftliche Studie dazu gibt es bisher nicht. Man zweifelte allerorts um den Wahrheitsgehalt – verständlich, denn vor einigen Jahren war ein Eingriff dieser Art noch Science-Fiction. „Bei den Experimenten handelt es sich um unverantwortliche Menschenversuche", erklärte Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrats bei „ntv“. "Ob es stimmt oder nicht, was der chinesische Forscher He behauptet: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind solche Versuche und auch Ankündigungen auf Schärfste zu kritisieren." Doch nicht jeder sieht den Versuch so kritisch wie Dabrock. US-Molekularbiologe George Church verteidigt He. Im Hinblick auf den guten Nutzen, also die Immunisierung gegen eine tödliche Krankheit, sagte er der Associated Press: „Ich denke, das ist zu rechtfertigen.“


Ausblick


So oder so, ob man hinter ethisch fragwürdigen Methoden steht oder nicht – die Branche ist kaum zu bremsen. In Deutschland erfährt sie viel positive Resonanz aus der Politik – man hat den wirtschaftlichen Faktor erkannt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung rief schon im Jahre 2010 die Initiative „Nächste Generation biotechnologischer Verfahren – Biotechnologie 2020+“ ins Leben. Dort werden Hochschulen bei Workshops und Konferenzen mit Experten aus der Wirtschaft vernetzt.  Es mutet an, dass man hierzulande, selbst die Politik durch ihre eigenen Restriktionen, nicht von den Big Playern China und USA abgehängt werden will. Drum wird sie gefördert und gefördert.


Die Branche befindet sich in einem dynamischen Wachstum. Grund zur Annahme bieten Übernahmen kleiner wie großer Firmen, die viel Bewegung in den Sektor bringen, findet der Schweizer Investor BBBiotech. Die Zukunft könnte kaum vielversprechender sein, denn sie ist unabdingbar für unser künftiges Wohlbefinden auf der Erde. Mit der Biotechnologie können wir zumindest schrittweise der Überbevölkerung und derer Symptome entgegenwirken. Biotech hilft gegen Umweltverschmutzung, fördert die Resistenz von Nutzpflanzen, hilft wesentlich den Schritt in Richtung grüne Energiegewinnung zu gestalten und ist maßgeblich daran beteiligt Krankheiten zu heilen, für die es in der Schulbuch-Medizin bisher keine Lösung gab. Wer sich in dem Zukunftssektor bewegen will, findet zahlreiche Möglichkeiten sein Geld anzulegen.


Der sparplanfähige ESPA Stock Biotec EUR R01 (A) (ISIN: AT0000746748) legt mit einem Fondsvolumen von gut 235 Millionen Euro in Biotech-Aktien auf der ganzen Welt an. Der Fonds wurde 2000 aufgelegt und hält den Großteil seines Kapitals an Firmen wie Celgene, Gilead und Sarepta Therapeutics.


Mit einem Fondsvolumen von 353.958 Millionen Euro investiert der DWS Biotech LC (ISIN: DE0009769976) einen Großteil in Biotech-Firmen und den nahen Verwandten Pharmazeutik. Aufgelegt wurde der sparplanfähige Fonds 1999.


Der UBS (Lux) Equity Fund - Biotech (USD) P-acc (ISIN: LU0069152568) ist der älteste der drei Fonds, aus dem Jahr 1996. Mit einem Volumen von 905.806 Millionen US-Dollar legen die Manager Petrus und Konosky zu 100 Prozent in Biotechnologie-Aktien an. Dabei orientieren sie sich an den Eckpunkten Marktposition, Management und solide wissenschaftliche Grundlagen. Der Fonds investiert hauptsächlich in den USA.