FondsDISCOUNT.de: Herr Dr. Berghorn, vor kurzem wurde der Fonds „Mandelbrot Market Neutral Germany“ aufgelegt. Der Fondsname geht zurück auf den Mathematiker Benoît Mandelbrot, der die Chaostheorie populär gemacht hat. Sie selbst sind ebenfalls Mathematiker und beraten den Fonds, der auf einem nach Mandelbrot benannten Marktmodell basiert. Das klingt spannend! Wie lässt sich die Chaostheorie auf die Finanzmärkte übertragen, auf welchen Grundsätzen beruht Ihr Ansatz?
Wilhelm Berghorn: Benoît Mandelbrot war auf vielen wissenschaftlichen Feldern aktiv. Ende der sechziger Jahre hatte er Skalierungsgesetze in Finanzzeitreihen beobachtet und daraus seine Schlüsse gezogen. Erst viel später und in einem anderen Zusammenhang hat er dann den Begriff eines Fraktals geprägt. Nun ist es so, dass viele Naturphänomene und insbesondere auch Phänomene aus der Chaostheorie, fraktale Strukturen erzeugen, d.h. Strukturen die – stark vereinfacht gesprochen – sich selbst enthalten. Das Beispiel, das viele kennen, ist die Mandelbrot-Menge, in die man unendlich hinein „zoomen“ kann und in der man wiederum die Mandelbrot-Menge selbst finden kann. Für Mandelbrot war dann auch später klar, dass Finanzmärkte fraktal sind und insbesondere aus Trends bestehen, die aus kleineren Trends zusammengesetzt und sich dieses so rekursiv fortsetzt. Bei unseren Analysen rund um den Momentum-Effekt haben wir dann gesehen, dass sein Ansatz über die fraktalen Trends, den er nur skizzieren konnte und den wir mit modernen Verfahren umgesetzt haben, zu turbulenten Märkten führen. D.h., dass generelle Risiken durch diese Trendcharakteristik wesentlich höher sind als klassisch angenommen. Gleichzeitig wird aber eben auch der in der wissenschaftlichen Literatur lange bekannte Momentum-Effekt ausgelöst, den wir für unserer Strategie ausnutzen. Wir haben dann konsequenterweise unser Modell und unsere Strategie nach ihm benannt. Wenn Sie so wollen, bestehen Beziehungen zur Chaostheorie und wir benutzen Techniken aus dieser Theorie, dass wir diese übertragen haben, würde ich verneinen wollen.

Mathematische Verfahren suggerieren, dass man Marktentwicklungen besser einordnen und vorhersagen kann. Ist dies in Anbetracht erhöhter Unsicherheiten tatsächlich möglich?
Im ersten Moment könnte man das denken. Aber, dem ist mitnichten so. Momentum-Strategien, so wie in der wissenschaftlichen Literatur definiert, aber auch das von uns umgesetzte, stellen methodisch Portfolios zusammen, welche sich mittel- und langfristig besser als der Markt entwickeln. Damit ist nicht gesagt, dass man eine gewisse Marktentwicklung vorhersagen könnte. Unsere Ergebnisse rund um das eben erwähnte Mandelbrot-Marktmodell legen sogar eher nahe, dass dies auch entweder ganz schwer oder generell nicht möglich ist.

Welche Vorteile bietet Ihr Investitionskonzept und inwiefern unterscheidet es sich von anderen Herangehensweisen?
Es gibt viele Ansätze, die unter dem Stichpunkt Momentum-Strategie behandelt werden, die aber strukturell ganz verschieden sind. Was wir gemacht haben ist, dass wir mit modernen Techniken die aus der wissenschaftlichen Literatur bekannte Momentum-Strategie umgesetzt haben. Hierbei bestimmen wir aus dem Aktien-Markt monatlich ein Portfolio von Aktien, von welchem wir erwarten, dass es sich besser als der Markt entwickelt. Gleichzeitig minimieren wir das Marktrisiko, in dem wir Future-Kontrakte auf den DAX in gleicher Höhe verkaufen. Wenn Sie so wollen, extrahieren wir die Outpeformance des von uns bestimmten Aktienportfolios im Vergleich zum Markt. Das ganze führt zu einer Marktneutralität, d.h. die zu erwartende Rendite hat keine Korrelation zum Rentenmarkt und ist auch leicht negativ zum Aktienmarkt korreliert. Gleichzeitig werden aber auch die Risiken gemildert, d.h. die Schwankung des Portfolios ist in etwa um die Hälfte kleiner als beim DAX und die Drawdowns (also die Verlustphasen) sind wesentlich kürzer als bei einem Direktinvestment in den Markt.

Wie ist Ihr Portfolio aufgestellt, in welchen Positionen sind Sie investiert?
Wir investieren grundsätzlich mit 75 Prozent des Fondsvolumens in 15 Titel aus dem DAX, dem MDAX sowie aus dem TECDAX. Hierbei sind diese Einzelsegmente mit 50 Prozent : 25 Prozent : 25 Prozent gewichtet. Gleichzeitig gehen wir mit unserer Cash-Position von 25 Prozent eine Verkaufsposition auf den DAX Future in Höhe von ebenfalls 75 Prozent ein, so dass die Gesamtexponierung bei 150 Prozent liegt. Aktuell befinden sich in unserem Portfolio Aktientitel wie Deutsche Telekom, Henkel oder Deutsche Börse, aber auch Titel wie ADVA Optical Networking, GFT Technolgies sowie Kabel Deutschland oder Symrise. Der ganze Investitionsprozess wird üblicherweise monatlich wiederholt und es wird für Titel, die nicht ausgetauscht werden, ein „re-balancing“ durchgeführt. Sofern unsere durchgeführte Analyse der Marktentwicklung keine belastbaren Ergebnisse für Aktienengagements liefert, entscheiden wir uns für die Sicherheitsvariante und können bis zu 100 Prozent des Fondsvolumens in Cash halten.

An welchen Anlegertyp richtet sich Ihr Fonds, wem würden Sie Ihr Produkt empfehlen? Muss man z.B. besonders risikoaffin sein, wenn man sich den „Mandelbrot Market Neutral Germany“ ins Depot holen möchte?
Wir haben derzeit aus unserer Sicht eine wirkliche Herausforderung an den Märkten. Es gibt viele auch renommierte Teilnehmer, wie z.B. Rob Shiller, die auf der Aktienseite einen Abschwung befürchten und vor einer Überbewertung der Märkte warnen. Gleichzeitig sind die Renten-Märkte aufgrund der Gefahr steigender Zinsen auch kein sicherer Hafen mehr. In dieser Situation ist aus unserer Sicht die von unserer Strategie zu erwartende Marktneutralität und auch aufgrund des Risiko-Rendite-Profils natürlich eine Option für konservative Investoren und eignet sich zur Beimischung in bestehende Portfolios.

Herr Dr. Berghorn, vielen Dank für das Interview!

Weitere Informationen zu dieser Anlagestrategie erhalten Sie im Video-Interview mit Dr. Wilhelm Berghorn:



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