Nachhaltige Anlagen stoßen bei Investoren auf wachsendes Interesse. Gleichzeitig wachsen die Zweifel: Handelt es sich wirklich um ein nachhaltiges Produkt? Denn nicht überall, wo Nachhaltigkeit drauf steht, muss auch Nachhaltigkeit drin sein. Diesem Informationsbedürfnis der Anleger kommen viele seriöse Anbieter mit detaillierten Angaben, die dem Europäischen Transparenz Kodex entsprechen, entgegen. Etwa: Welche nachhaltigen Strategien werden verfolgt, welche Messlatten werden angelegt? Welche Ausschlüsse gelten?


Der Europäische Transparenz Kodex gilt für Nachhaltigkeitsfonds, die in Europa zum Vertrieb zugelassen sind und deckt zahlreiche Asset-Klassen ab, vor allem Aktien und Anleihen. Wichtig für Investoren: Den teilnehmenden Emissionshäusern wird ein Dokument zur Verfügung gestellt, das einschlägige Informationen teilweise standardisiert abfragt. Dieses Begleitdokument zum Fonds muss leicht auffindbar auf der jeweiligen Homepage veröffentlicht werden. Zu finden ist es häufig unter der Navigation „Transparenz-Siegel“ zusammen mit den übrigen, als PDF zur Verfügung gestellten Dokumente wie Verkaufsprospekt, Factsheet und weiteren.


Der Transparenz Kodex wurde zuletzt von einer Arbeitsgruppe nach den neuesten Entwicklungen der Branche auf europäischer und internationaler Ebene aktualisiert. Die Unterzeichner berücksichtigen nun Empfehlungen der so genannten Task Force on Climate related Financial Disclosures (TCFD). In dem Dokument finden Investoren neben den scheinbar unvermeidlichen Marketing-Bekundungen zu Transparenz und Fairness tatsächlich eine Fülle von Informationen.


Nachhaltige Themenfonds sind dabei definiert als Sondervermögen, die Investitionen in Themen oder Assets tätigen, die mit der Förderung von Nachhaltigkeit zusammenhängen und einen ESG-Bezug haben. Diese Investitionen werden nach unterschiedlichen Strategien umgesetzt. Best-in-Class bedeutet, basierend auf ESG-Kriterien, die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse auszuwählen. Dazu finden sich im Dokument Angaben, ob eigene Parameter erhoben werden oder die Dienste eines oder mehrerer spezialisierter Rating-Anbieter genutzt werden. Wie die so ermittelten Scores in den Investment-Prozess einfließen, wird erläutert, etwa Mindest-Scores auf Unternehmens- oder Branchenebene.


Normbasiertes Screening wird die Strategie genannt, Investments nach ihrer Konformität mit bestimmten internationalen Standards und Normen, etwa dem Global Compact, den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen oder den Kernarbeitsnormen der ILO (Weltarbeitsorganisation) abzugleichen. Erläutert wird, ob und wie Verstöße (z.B. Verbot/Behinderung von Gewerkschaften, Korruption) im Rahmen des Investmentprozesses gehandhabt werden.


Ausschlüsse zählen zu den bekanntesten Ansätzen. Hier werden systematisch bestimmte Investments (Kohle, Atomkraft, Pornographie etc.), Branchen oder Länder vom Investment-Universum ausgeschlossen. Im Begleitdokument finden sich die Maßstäbe, nach denen Ausschlusskriterien festgelegt werden. So werden mitunter Umsatzschwellen von fünf oder zehn Prozent eingezogen, die ein Unternehmen zum Beispiel mit fossilen Brennstoffen erzielen darf, ohne aus dem Anlageuniversum zu fallen. Unterschiedlich gehandhabt wird auch das Thema Waffen. Bei einigen Fonds fallen jegliche Waffenhersteller aus dem Raster, bei anderen wird die Grenze bei Kriegswaffen gezogen, manchmal gilt auch nur ein Verbot von Minen und Streuwaffen. Die jeweils genauen Maßstäbe finden sich im Dokument.


Die ESG-Integration misst und bewertet die explizite Einbeziehung von ESG-Kriterien bzw. -Risiken in die traditionelle Finanzanalyse. Nachhaltige Anliegen können durch Engagement und Stimmrechtsausübung verstärkt werden. Auch zum langfristig angelegten Dialog mit Unternehmen und der Ausübung von Aktionärsrechten auf Hauptversammlungen mit dem Ziel, die die Unternehmenspolitik bezüglich ESG-Kriterien zu beeinflussen, finden sich Informationen im Siegel. Impact Investing schließlich bezeichnet Investitionen in Unternehmen, Organisationen oder Fonds mit dem Ziel, neben finanziellen Erträgen auch Einfluss auf soziale und ökologische Belange auszuüben. Zu allen Punkten nehmen die Gesellschaften ausführlich Stellung.


In dem hinterlegten Dokument geben die jeweiligen Fondsemittenten zudem Auskunft darüber, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich mit nachhaltigen Investments beschäftigen, wie hoch die einschlägig angelegten Summen sind, und in welchen Umwelt-, Klima- und Governance-Initiativen man mitarbeitet.


Fazit


Nachhaltigkeit zählt aktuell zu den Megathemen der Fondsbranche. Um zu filtern, welche Anbieter sich tiefgründig und seriös dem Thema widmen und welche Anbieter den Begriff eher aus Gesichtspunkten des Marketings strapazieren, erweist sich das Transparenzsiegel Nachhaltigkeit als hilfreich. Weiterführende Infos:  www.eurosif.org