Die PROJECT Gruppe teilt sich in die beiden Bereiche PROJECT Immobilien und PROJECT Investment auf. Erstere sitzt in Nürnberg und wurde bereits 1999 gegründet. PROJECT Investment ist hingegen in Bamberg angesiedelt und steuert seit 1995 den Investmentbereich der Gruppe.


Nun mussten beide Gesellschaften für insgesamt vier Tochterunternehmen der Gruppe bei den jeweiligen Amtsgerichten in Nürnberg und Bamberg einen Insolvenzantrag stellen (Stand 15.08.2023). Dazu gehören die drei Tochterfirmen der Immobiliengruppe; PROJECT Immobilien Projektentwicklungs GmbH, PROJECT Immobilien Management GmbH und PROJECT Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH sowie die PROJECT Vermittlungs GmbH.  In einer Verlautbarung haben die vorläufigen Insolvenzverwalter zudem angekündigt, dass noch ein Insolvenzantrag bei der Holding (PROJECT Real Estate AG) folgen werde. 


Als Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Nürnberg die Kanzlei Schultze & Braun bestellt und bereits erste Anwälte benannt. Dies sind für die PROJECT Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH Frau Dr. Elske Fehl-Weileder und für die PROJECT Immobilien Management GmbH, Herr Volker Böhm. Sie prüfen unter anderem, welche Sanierungsoptionen bestehen, um die Bauprojekte fortzuführen.   


Die Fonds der PROJECT-Gruppe sind nach aktuellem Stand nicht direkt von den Insolvenzen betroffen. Gleichwohl werden Auswirkungen auf die Entwicklungen der einzelnen Fondsgesellschaften erwartet und nun ermittelt. Den Anlegern ist ebenso wie den Vermittlern der Fonds eine entsprechende Mitteilung zugegangen. Mit weiteren Informationen wird nun in den kommenden Monaten gerechnet.  


Die Platzierung des Fonds PROJECT Metropolen 22 wurde eingestellt.


PROJECT gibt erste Auskünfte zu Ursachen


Die Geschäftsführer der PROJECT Vermittlungs GmbH – Alexander Schlichting und Christian Grall –haben in einem aktuellen Schreiben Ursachen für die Fehlentwicklungen benannt. Darin heißt es:


„Zunächst ist festzustellen, dass es nicht den einen ausschlaggebenden Anlass gibt, der zu der jetzigen Situation geführt hat. Es handelt sich um eine Vielzahl von Faktoren, die sich teilweise noch gegenseitig ungünstig verstärkt haben, die diese Entwicklung möglich machten. Allen voran der Angriffskrieg auf die Ukraine und die Corona-Pandemie sowie die allgemein herausfordernde Marktlage: mit gestiegenen Bau-, Energie- und Materialkosten, mit verzögerten Materiallieferungen und dadurch verzögertem und verteuertem Baufortschritt, mit einer historisch hohen Inflationsrate. Hinzu kommen die quasi explodierten Zinsen für Immobiliendarlehen, gepaart mit einer allgemeinen Kaufzurückhaltung bei Privatpersonen wie auch bei institutionellen Investoren und die dadurch ausbleibenden Einzel- und Globalverkäufe bzw. Vertriebsumsätze bei unserem Asset Manager, der PROJECT Immobilien Gruppe.“ 


Stimmen der Insolvenzverwalter und weitere Informationen


Sowohl die Ursachen für die schwierige Situation als auch die Fortführung des Geschäftsbetriebs der PROJECT Investment Gruppe wurden bereits von den vorläufigen Insolvenzverwaltern Schultze&Braun bestätigt:


„Ein wichtiger Grund für die Insolvenz sind die enorm gestiegenen Baukosten infolge des Ukrainekrieges. Dabei war es nicht möglich, diese Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben.“


Weiter heißt es:


„Der Geschäftsbetrieb des Unternehmens wird nach dem Insolvenzantrag fortgeführt. Parallel prüfen Dr. Fehl-Weileder und Volker Böhm die Sanierungsoptionen und ob die Bauprojekte fortgeführt werden können. Anschließend werden sie zur Verfügung stehende Maßnahmen zur Sanierung der Unternehmen einleiten.“


Wie es nun mit den geschlossenen Immobilienfonds der Gruppe weitergeht, ist noch nicht bekannt. Derzeit sind sie nicht betroffen. PROJECT versichert zudem:


„Anlegerschutz und Anlegerinformation haben bei PROJECT seit jeher oberste Priorität. Und wir dürfen Ihnen auch jetzt versichern: Wir tun derzeit alles, um die momentane Situation bestmöglich zu gestalten und halten Sie selbstverständlich auch weiterhin auf dem Laufenden.“ 


Zusätzliche Informationen können Sie unter anderem nach einer kostenlosen Registrierung bei der Investmentcheck.Community nachlesen.


Update per 17.08.2023: Pressemitteilung der Insolvenzverwalter


Die mit der Insolvenzverwaltung betraute Kanzlei Schultze & Braun hat am 17.08.2023 eine erste Pressemitteilung zur Sache herausgegeben.


Auszug: „Zurzeit befinden sich Wohngebäude mit 1.852 Wohnungen im Bau, einige stehen bereits vor der Fertigstellung. Hingegen macht die Kategorie Gewerbe mit 16 laufenden Projekten den geringeren Anteil des Geschäfts aus.“, so Volker Böhm, der für die PROJECT Real Estate AG und die PROJECT Immobilien Projektentwicklungs GmbH bestellte Anwalt.


Die Kanzlei steht mit der PROECT-Gruppe zwar bereits in einem engen Austausch, aber dennoch wird eine finale Klärung des Falls „einige Wochen“ in Anspruch nehmen.  


„Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob und wie die nötigen Finanzmittel zum Weiterbau der Projekte aufgebracht werden können.“, so Volker Böhm weiter.


Er bittet um Geduld, da jedes einzelne Bauprojekt auf dem Prüfstand steht und keine pauschale Aussage möglich ist.


Update per 07.11.2023: Pressemitteilung der Insolvenzverwalter


Die mit der Insolvenzverwaltung betraute Kanzlei Schultze & Braun informierte am 07.11.2023 über den neuesten Stand der Entwicklungen.  


Demnach strebt die PROJECT-Immobilien-Gruppe bei möglichst vielen der begonnenen Bauprojekte eine Fertigstellung an. Ziel ist es, den wirtschaftlichen Schaden sowohl bei den Wohnungskäufern als auch den Fondsanlegern zu minimieren.  


Das zuständige Amtsgericht Nürnberg hat für alle Gesellschaften, für die in der ersten August-Hälfte 2023 Insolvenz angemeldet wurde, ein Insolvenzverfahren eröffnet. Rechtsanwalt Volker Böhm wurde vom Gericht als Insolvenzverwalter für die PROJECT Immobilien Holding und den Großteil der Konzerngesellschaften bestellt. Die Insolvenzverwaltung für zwei weitere Gesellschaften wurde an Dr. Elske Fehl-Weileder und Katharina Franke übertragen. Alle genannten Anwälte sind für die Kanzlei Schultze & Braun tätig.


„Wir sind mit Verfahrenseröffnung so weit, dass wir für jede Fallgruppe eine Vorgehensweise definiert haben, die so werterhaltend wie möglich ist und wirtschaftliche Nachteile bei allen Beteiligten so gut wie möglich vermeidet. Das gilt insbesondere für die mehr als 1.400 betroffenen Käufer der rund 1.850 Wohnungen. Bei steckengebliebenen Bauvorhaben in Insolvenzverfahren ist das nicht ganz einfach. Deswegen kommt es nicht selten vor, dass diese längere Zeit stillstehen oder sogar als Bauruinen enden“, erklärt Volker Böhm in der Pressemitteilung.


Die PROJECT-Immobilien-Gruppe besitzt insgesamt 119 Projektgesellschaften, von denen 80 insolvent sind und deren Bauvorhaben sich in unterschiedlichen Phasen befinden. Für die verbleibenden 39 Projektgesellschaften „liegt die Entscheidung, wie es weitergeht, aber bei den Gesellschaftern“, so Volker Böhm.


Zu den einzelnen Projekten gab er folgenden Stand bekannt:


Für drei Nürnberger Bauprojekte konnte ein lokal ansässiger Bauunternehmer zur Fertigstellung gewonnen werden. Für sieben weitere Projekte, die sich für einen Weiterbau qualifizieren, liegen Volker Böhm bereits Angebote von Generalunternehmern vor, die sich derzeit noch in der Verhandlung befinden.


Für sieben fortgeschrittene Bauprojekte möchte Volker Böhm „die Voraussetzungen für eine Fertigstellung des Objektes durch die Eigentümergemeinschaft schaffen“. Zwar bedeutet dies, dass sich „die Käufer ein Stück weit selbst organisieren müssen“, aber dies ist „der einzige Weg, eine Bauruine und damit einen massiven wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden“. 


Sechs Baustellen befinden sich in einer so frühen Entwicklungsphase, dass die Rückabwicklung und ein Verkauf der Grundstücke möglich sind. „Dies ist für die betroffenen Käufer der schnellste Weg, ihren Schaden auf ein Minimum zu begrenzen“, erklärt Volker Böhm.


Für 26 unbebaute Grundstücke in guten Lagen strebt er in einem gemeinsamen Investorenprozess einen reinen Verkauf an.


Neun zum Teil weit fortgeschrittene Projekte sind für gewerbliche Zwecke konzipiert. Sie werden entweder durch die bisherigen Auftraggeber fertiggestellt oder verkauft.


40 Projekte sind vollendet. Bei ihnen sind noch einzelne Mängel abzustellen. Dazu erklärt Volker Böhm: „Wir werden den Käufern Vergleichslösungen anbieten, die den unterschiedlichen Positionen bestmöglich gerecht werden.“ 


21 Projekte sind fertiggestellt. Bei ihnen sind alle Mängel beseitigt. Sie befinden sich bereits in der Gewährleistungsphase, sodass für die Käufer kein hohes Risiko mehr besteht.


Eine Übersicht über den Status der genannten Bauprojekte können Sie über den eingefügten Link abrufen.


Dazu ergänzen Gwendolyn Vollmer und Radja Reichert von der IC Consulting GmbH: „Anlegern, die ihre Interessen mit Mitgesellschaftern gebündelt sehen möchten, um als Einheit vertreten Druck auf die KVG auszuüben, haben die Möglichkeit sich über die IG PROJECT (www.igPROJECT.de) zu organisieren. Die Aufnahmegebühr beträgt für Anleger, unabhängig von der Anzahl oder Höhe der Beteiligungen, pauschal 60.-€ brutto. Die IG, vertreten durch Herrn Dr. Ludz, plant die KVG mit der Bitte, um Informationen für die gebündelten Anlegerinteressen anzuschreiben. In einem zweiten Schritt wird die Interessengemeinschaft mit rechtsberatender Unterstützung die Einforderung einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung für die angeschlossenen Anleger vorbereiten.“


Für einen - gewohnt beratungsfreien - Austausch stehen Ihnen auch weiterhin unsere Beteiligungsexperten per E-Mail: beteiligung@fondsdiscount.de oder telefonisch unter 030-2757664-50 zur Verfügung.