FondsDISCOUNT.de: Herr Jessen, mit ihrem neuen Angebot hat die reconcept Solar GmbH eine Anleihe aufgelegt, die in die Entwicklung von Photovoltaik (PV) in Deutschland investiert. Warum gerade Sonnenenergie – und warum in Deutschland?


Sven Jessen: Wir gehen davon aus, dass Solarstrom in unserer nachhaltigen Energiezukunft eine große Rolle spielen wird. In Deutschland leisten Solarparks schon heute rund 60 Gigawatt-Peak (GWp). Der Plan der Bundesregierung ist, dass sich bis 2030 die Solarkapazität bundesweit noch mehr als verdreifacht: 215 GWp sollen es bis dahin werden.


Die Energiekrise aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine hat zudem eindringlich gezeigt, wie wichtig es für Deutschland ist, sich von Gasimporten unabhängig zu machen. Um dies möglich zu machen und – ebenfalls von größter Wichtigkeit – die Klimaziele erreichen zu können, muss noch viel geschehen im Bereich der erneuerbaren Energien. Das bietet für Projektentwickler und Investoren ein attraktives Umfeld.


Für PV-Anlagen gilt in Deutschland eine gesetzlich garantierte EEG-Einspeisevergütung über 20 Jahre. Darüber hinaus lassen sich durch Direktmarketing an der Strombörse oder langfristige Verträge mit Geschäftspartnern rentable Stromeinnahmen generieren. Auch Kombinationsmodelle sind denkbar.


Nun assoziiert man Deutschland ja nicht unbedingt mit Sonnenschein. Lohnen sich PV-Anlagen hierzulande überhaupt?


Ja, definitiv. Tatsächlich haben wir hierzulande bis zu 1.900 Sonnenstunden im Jahr. Es ergibt sich eine Energiemenge von 900 bis 1.200 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr – je nach Jahreszeit und Region. Das ist mehr als genug für eine rentable Solarstromproduktion.


Soll deutschlandweit in Projekte investiert werden?


Wir werden uns auf die Bundesländer rund um unsere beiden Unternehmensstandorte in Hamburg und Berlin konzentrieren – also Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. So können wir sicherstellen, dass wir immer schnell vor Ort sein können. Es ist auch ökologisch sinnvoller, keine weiten Anreisewege zu den Projektstandorten zu haben.


Wie steht es eigentlich um die Ökobilanz von PV-Anlagen, wenn man die sogenannte graue Energie – also die Energie, die für Herstellung, Transport, Installation und schließlich Abbau und Entsorgung der Anlagen anfällt – miteinbezieht?


Tatsächlich erreichen PV-Anlagen in der Regel bereits nach zwei Jahren im Betrieb eine positive Ökobilanz. Eine einzelne Anlage produziert bereits nach zwanzig Jahren das Zehnfache der anfallenden grauen Energie als grüne Energie. Die durchschnittliche Lebensdauer so einer Anlage wird inzwischen übrigens mit zwanzig bis vierzig Jahren angegeben. Um noch mehr Zahlen zu nennen: Durch einen Solarpark mit 20 MWp ergibt sich eine Ersparnis von rund 11.680 Tonnen Treibhausgasen. Das wiederum entspricht den Treibhausgasemissionen (CO2-Äquivalenten) von rund 10.000 Bundesbürgern.


Zudem unterstützen wir als Ausgleichsmaßnahmen zum Schutz von Umwelt und Biodiversität verschiedene Projekte wie unter anderem Pflanzungen von Hochstauden, Hecken und Wildblumenflächen oder Maßnahmen zur Neuentwicklung von Populationen – beispielsweise die Anlage von Tümpeln für Insekten und Kröten.


Welche Anlagestrategie verfolgt der Solar Bond Deutschland?


Das Ziel des Solar Bond Deutschland ist die Entwicklung von Solarparks in Deutschland. Die Mittel können flexibel für die verschiedenen Phasen einer Projektentwicklung eingesetzt werden – von der Standortevaluierung über die technische Planung und den Erwerb von Rechten für die Errichtung und den Betrieb einer PV-Anlage bis hin zum Projektbau und Betrieb – mit anschließendem Verkauf.



Der Projektumfang soll sich über rund 50 Solarparks erstrecken – mit einer Gesamtleistung von rund 1.000 MWp.


Durch Corona und auch den russischen Krieg in der Ukraine kommt es derzeit zu massiven Lieferkettenstörungen. Ergeben sich dadurch Risiken für die Projektentwicklung?


Natürlich können wir auch diese Risiken nicht ausschließen. Hier kommt uns aber zugute, dass wir flexibel entscheiden können, in welcher Projektphase wir ein- beziehungsweise aussteigen. Unsere Aufgabe ist es, abzuschätzen, ob wir ein Projekt vor der Bauphase verkaufen – dann liegen Baurisiko, aber auch die Einnahmen durch den Betrieb beim Käufer –, oder ob wir das Risiko zugunsten der Einnahmen selbst tragen. Für diese Entscheidungen können wir auf die Expertise unseres Projektentwicklungsteams in Berlin vertrauen.


reconcept ist selbst mit einer Summe von drei Millionen Euro in das Wertpapier investiert …


Ja. Uns war es wichtig, möglichst schnell den Geschäftsbetrieb aufnehmen zu können, damit auch möglichst schnell Rendite für unsere Kunden entsteht. Es handelt sich bei den drei Millionen Euro auch nicht um eine Absichtserklärung – die Zahlung hat bereits stattgefunden. Unser Projektentwicklungsteam hat auch schon Pachtverträge unterschreiben können. Damit sind bereits jetzt rund 700 Megawatt Peak in Bearbeitung.


Eine wichtige Information für unsere Kunden: Die Rückzahlung der von reconcept überwiesenen Summe erfolgt nachrangig – zuerst erhalten die Anleger ihre Rückzahlungen und Zinsen ausgezahlt.


Zusammengefasst: Warum sollten Anleger in den Solar Bond Deutschland investieren?


Anleger erhalten einen festen Zinscoupon von 6,75 Prozent jährlich – und tun dabei gleichzeitig aktiv etwas für die Umwelt. Denn durch die Investition in Solarenergie ist das Wertpapier – ein laut EU-Offenlegungsverordnung als Artikel-9-Produkt eingestuft – nicht nur ESG-konform, sondern setzt sich aktiv für die Erreichung der Klimaziele ein.


Auch bietet das Angebot eine hohe Flexibilität. Die reguläre Laufzeit ist mit geplanten sechs Jahren schon vergleichsweise kurz. Zudem wird sie ab dem 28. April 2023 am Open Market der Frankfurter Börse handelbar sein.


Valutatag ist ebenfalls der 28. April – an diesem Tag wird das Wertpapier in die Kundendepots eingebucht. Kunden, die das Angebot schon vorher zeichnen, erhalten eine Frühzeichner-Ermäßigung, die sie direkt vom Zeichnungsbetrag abziehen können – sie wird also nicht erst nachträglich am Valutatag verrechnet. Die Höhe der Ermäßigung hängt vom Zeichnungsdatum ab – die Summe wird in Halbmonatsschritten angepasst. Findet die Überweisung bis zum 15. November dieses Jahres statt, erhalten Anleger einen Nachlass von 3,3 Prozent. Bei der Mindestzeichnungssumme von 1.000 Euro sind das immerhin 33 Euro. Bei 20.000 Euro Zeichnungssumme sind es schon 660 Euro, die man sich spart – und bei einer Zeichnungssumme in Höhe von 50.000 Euro käme man sogar auf einen Nachlass von 1.650 Euro. Vom 16. bis zum 30. November 2022 erhält man noch 3,0 Prozent Nachlass, in der folgenden Monatshälfte noch 2,7 Prozent und so weiter. Frühes Zeichnen lohnt sich also!


Apropos lohnen: In der Ex-ante-Kosteninformation findet man für das erste Jahr Gesamtkosten in Höhe von acht Prozent. Muss ich also als Anleger im ersten Jahr noch draufzahlen? Der Zinscoupon liegt ja bei 6,75 Prozent p. a.


Nein, die Kunden müssen selbstverständlich nicht draufzahlen! Die dargestellten Kosten sind produktintern – sie wurden bereits verrechnet und gehen somit nicht von den prospektierten Zinsen in Höhe von 6,75 Prozent p. a. ab.


Herr Jessen, haben Sie vielen Dank für das interessante Interview!