Emotionen beeinflussen unseren Alltag, sind schwer steuerbar und führen zu Handlungsweisen, die objektiv betrachtet nicht immer zielführend sind. Auch bei der Geldanlage spielen Emotionen eine wichtige Rolle. Eine Herausforderung, der sich das Bankhaus Donner & Reuschel vor über zehn Jahren mit der Einführung regelgebundener Taktgeber für das hauseigene Asset Management gestellt hat. Carsten Mumm, Leiter Asset Management bei D&R, erklärt im Interview mit FondsDISCOUNT.de den Management-Ansatz sowie dessen Einsatz auf Fondsebene am Beispiel des neuen Mischfonds D&R Best-of-Multiple Opportunities.

FondsDISCOUNT.de: Herr Mumm, Ihr Bankhaus hat sich intensiv mit regelbasierten Modellen beschäftigt. Warum?

Carsten Mumm: Das Thema „Behavioral finance” – frei übersetzt: „verhaltensgesteuerte Finanzwirtschaft“ – begleitet uns bereits seit vielen Jahren. Ausgangspunkt ist die frühere Annahme, dass alle Akteure an den Finanzmärkten zum einen dieselben Informationen für ihre Finanzanlagen besitzen und zum anderen auf Basis sachlicher Argumente entscheiden.

FD: Was anscheinend nicht immer der Fall ist?

Mumm: Genau! Die Emotion spielt bei vielen, wenn nicht gar bei allen Anlageentscheidungen eine große Rolle. Man erinnere sich an den Hype rund um den „Neuen Markt“ zum Jahrhundertwechsel. Neuemissionen im Dotcom-Bereich brachten bereits am Tag der Erstnotiz zweistellige prozentuale Zugewinne. Jeder wollte mit einem Mal Aktionär sein und dies mit Vorliebe im Bereich der „Neuen Technologien“. Den Anlegern war es zeitweise egal, womit das Unternehmen sein Geld verdient, bzw. verdienen möchte. Hauptsache, es hatte irgendetwas mit „Internet“ zu tun.

Der Ausgang dieses Exzesses, das Platzen einer großen Spekulationsblase am Aktienmarkt, ist bekannt. Welche Lehre konnte aus diesem Beispiel gezogen werden?

Anlageentscheidungen sollten nicht aus dem Bauch heraus getroffen werden, sondern auf einer vorab definierten Strategie basieren. Wichtig ist zudem, dass bereits beim Kauf feststeht, unter welchen Voraussetzungen eine Aktie wieder verkauft werden soll. Natürlich müssen auch die wirtschaftlichen Rahmendaten beachtet werden.

Viele Anleger springen einfach auf den fahrenden Zug auf. Konkret kaufen Sie beispielsweise Aktien, wenn deren Kurse bereits über einen längeren Zeitraum gestiegen sind. Verkauft wird im Gegenzug erst dann, wenn der Kurs bereits ordentlich gesunken ist. Viele Anleger lassen sich vom starken Sog der Masse mitziehen und sehen zu spät, wann sich eine Trendwende abzeichnet.

Das angesprochene Ziel, bei niedrigen Kursen zu kaufen und bei hohen zu verkaufen, möchte sicher jeder Anleger erreichen. Wie erfüllen Sie Ihren Anlegern diesen Wunsch?

Eines dieser Modelle sind unsere „Best-of“-Strategien. Bei der „Best-of-Two“-Strategie bilden beispielsweise Aktien und Renten die Zielinvestments. Ziel ist es, mehrheitlich in der besseren Anlageklasse investiert zu sein. Die Basis für die Bewertung, welche Assetklasse attraktiver ist, bilden derivative Preise, so dass prognoseunabhängig eine dynamische Aktienquote von null bis 100 Prozent im Portfolio erreicht wird.

Mit diesem Konzept ist Ihr Haus auch mit dem D&R Best-of-Two Classic (WKN: A1JRQA) bereits seit 2007 als Publikumsfonds am Markt. Wie hat sich der Fonds seit seiner Auflage geschlagen?

Wir sind mit seiner Entwicklung sehr zufrieden. Sowohl in Punkto Rendite als auch der Volatilität entspricht der Fonds unseren Erwartungen. Im Jahr 2008, als es im Zuge der Lehman-Pleite an den Aktienmärkten stark bergab ging, konnte der Fonds seine Stärken ausspielen und durch eine zügige Übergewichtung der Renten die Verluste für den Anleger gegenüber dem Markt deutlich reduzieren. In den anschließenden Aufwärtsphasen wurde hingegen schnell Aktienquote aufgebaut.

Nun haben Sie indirekt schon weitere „Best-of“-Strategien angesprochen. Was gibt es außer dem Modell mit Aktien und Renten?

Zum Ende des Jahres 2015 haben wir mit dem D&R Best-of Multiple Opportunities (WKN: A142T7) ein Konzept aufgelegt, welches die bewährte Best-of-Two-Strategie für elf Anlagen adaptiert. Neben der Investition in verschiedene Aktien und Rentenmärkte werden hierbei auch Rohstoffe und Währungen betrachtet. Unter Berücksichtigung einer angestrebten Volatilität von fünf Prozent wird dynamisch in die attraktivsten Anlagen investiert.

Warum wurde das ursprüngliche Konzept von zwei auf elf Anlageklassen erweitert?

Die Rentenmärkte haben eine mehrere Jahrzehnte währenden Bullenmarkt hinter sich. Niedrigzinsen sind aktuell zur Gewohnheit geworden und bieten nicht mehr viel Spielraum für weitere Kurszuwächse. An den Aktienmärkten erleben Anleger ebenfalls eine langjährige Hausse. Es spricht viel dafür, diese beiden klassischen Märkte um weitere Anlageklassen zu erweitern. So nutzen wir in dem Fonds nicht nur verschiedene Aktien- und Rentenmärkte, sondern erweitern mit möglichen Rohstoff- und Währungsinvestments das Anlageuniversum des Fonds.

Zum Abschluss ein Blick nach vorn: Was versprechen Sie sich von dem neuen Konzept?

Wir streben eine Zielvolatilität von fünf Prozent an. In unseren bis 1988 zurückliegenden Kalkulationen ist uns dies mit einer Rendite von rund acht Prozent gelungen. Diese wird uns aufgrund des bereits angesprochenen Rentenmarktes nicht mehr gelingen, so dass wir uns über alle Marktphasen hinweg eine Rendite von fünf Prozent vor Kosten versprechen.