FondsDISCOUNT.de: Wird es mit dem starken US-Dollar und nach dem Ausverkauf der US-Staatsanleihen bei der Dezember-Entscheidung der Fed eine Erhöhung der Leitzinsen geben?
Guillaume Rigeade: Wir glauben, die Fed wird die Zinsen in diesem Jahr einmal erhöhen und im kommenden zwei Mal. Eine Eindämmung der Geldpolitik ist durchaus gerechtfertigt. Der entscheidende Faktor ist die Inflation und die steht derzeit bei etwa drei Prozent im Sektor der US-Dienstleistungen. Inflationäre Tendenzen führen immer zu einer starken Reaktion bei Staatsanleihen. Die Zinsen der US-Treasuries sind nun auch um etwa 60 Basispunkte gestiegen, davon hängen allein 50 Basispunkte direkt mit der Inflation zusammen.

Der starke US-Dollar führt von sich aus zu einer gewissen Eindämmung der Geldpolitik, aber das wird nicht ausreichen. Die Fed riskiert, weiter hinter die Zinskurve in den negativen Bereich zu fallen. Sie muss also die Geldpolitik eindämmen, nicht nur im Dezember, sondern auch mit zwei weiteren Zinsanhebungen in 2017.

Sind wir also nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten tatsächlich bei der Zinswende angekommen, die die Fed schon so lange einleiten wollte?
Die Möglichkeit erhöhter Staatsausgaben durch neue Schulden durch Donald Trump kann zu einer Erhöhung des Bruttosozialprodukts in den USA führen. Also hinterlässt der Ausgang der Wahl einen direkten inflationären Eindruck , was die Zinsen hat ansteigen lassen und den Abverkauf der US-Staatstitel beschleunigte.

Als Fondsmanager des Edmond de Rothschild Bond Allocation Fonds (ISIN: FR0010156596) wollen Sie die Performance ihres Vergleichs-Index schlagen. Dieser besteht zu 50 Prozent aus dem Barclays Capital Euro Aggregate Treasuries (EUR) und zu 50 Prozent aus dem Barclays Capital Euro Aggregate Corporate (EUR). Wie kommt es, dass ein globaler Anleihenfonds einen Europäischen Index als Referenz vorweist? Hält der Edmond de Rothschild Bond Allocation Fonds nicht auch globale Anleihen im Portfolio?
Ja, es ist ein globaler Rentenfonds. Meine Investoren haben einen starken Fokus auf den europäischen Markt, also wählte ich einen europäischen Index. Aber dabei handelt es sich nicht um eine Benchmark, sondern um einen Risiko-Indikator. Obwohl wir weltweit investieren, vermeiden wir Währungsrisiken und reduzieren das Gesamtrisiko des Fonds.

Ein Index besteht aus mehreren Anleihen und ist diversifiziert, aber trotzdem gibt es problematische Korrelationen in jedem Index, zum Beispiel mit der zehnjärigen Bundesanleihe. Ihre Korrelation mit dem Index beträgt über 80 Prozent. Im Edmond de Rothschild Bond Allocation Fonds beträgt sie minus vier Prozent. Wenn wir also derzeit nicht in deutsche Staatsanleihen investieren, dann ist das eine Investmententscheidung. Wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die zehnjährigen Bunds investieren, dann ist das auch eine Investment-Entscheidung, die vom jeweiligen Marktumfeld abhängt. Damit reduzieren wir aktiv das Risiko.


Wie sieht das Risikomanagement des Fonds aus?
Der maximale Drawdown des Fonds beträgt lediglich 5,1 Prozent in den vergangenen drei Jahren. Er benötigt im Schnitt nur 28 Tage, um die Verluste wieder aufzuholen, der Markt hingegen benötigt dafür fast ein halbes Jahr. Als der Markt das Risiko eines Brexit unterschätzt hat – den Umfragen zufolge lag das Risiko bei 50 Prozent – betrug unser Drawdown nur 1 Prozent. Der Trump-Faktor hat uns nur 1,5 Prozent gekostet. Aber trotz dieser beiden politischen Ereignisse liegen wir auf das gesamte Jahr gesehen noch immer mit sechs Prozent im Plus.

Wie haben Sie das Risiko während des Kurseinbruchs bei US-Staatsanleihen reduziert?
Wir setzen alle notwendigen Maßnahmen um, damit wir dieser Situation gerecht werden. In diesem Fall haben wir uns rechtzeitig mit Inflationsindexierten-Anleihen abgesichert. Diese Instrumente sind mit einem Hebel an die Inflation gekoppelt und gewinnen an Wert, wenn die Inflationserwartungen steigen. Vor der Wahl waren die Kurse dieser Instrumente noch sehr gering, weil auch die Inflationserwartungen sehr gering waren. Mit der Wahl Trumps bewegten sich die Inflationsindexierten-Anleihen dann und wir konnten sehr von dieser Bewegung profitieren. Als der große Sturm auf die Anleihen vorbei war, verkauften wir diese Positionen und änderten unseren Fokus vom Allokations-Management hin zu einem Management der Fonds-Duration.

Wie setzt sich das Portfolio des Fonds derzeit zusammen?
Wir verfolgen eine dynamische Anleihen-Allokation und könnten zu 100 Prozent in jede Richtung investieren. Im Moment besteht das Portfolio zu 18 Prozent aus Staatsanleihen, zu 13 Prozent aus Nachranganleihen aus dem Finanzsektor und zu 17 Prozent aus Hochzinsanleihen. Wir sind uns dem Risiko im High Yield-Sektor bewusst, deswegen sichern wir diesen Bereich mit Derivaten ab.

Meine beliebteste Assetklasse sind Nachranganleihen im Finanz-Sektor, denn diese Papiere haben in der Vergangenheit insgesamt unterdurchschnittlich performt, obwohl der Finanzsektor solide aufgestellt ist. In Europa tragen die Bankenunion und die Stresstests dazu bei. Natürlich gibt es auch ein paar Ausnahmen, wie Deutsche Bank und Commerzbank in Deutschland sowie Monte dei Paschi in Italien. Von diesen beiden Banken halten wir keine Wertpapiere im Portfolio.

Im Aktienbereich gibt es für Bankinvestoren derzeit viel mehr Stress. Im Anleihen-Segment hingegen ist nur eine Frage von besonderer Bedeutung: ‚Wann zahlt mir die Bank mein Geld zurück?‘ Das ist eine Kreditfrage und wir sehen kein systemisches Risiko in diesem Segment. Meistens führen schlechte Nachrichten in den Medien zu einer Verschlechterung des Sentiments für den Finanzsektor, was in der Vergangenheit zu fallenden Kursen geführt hat.

Sehen Sie derzeit noch größere Möglichkeiten für Investments in den Schwellenländern?
Insgesamt gibt es nur noch wenig Investment-Gelegenheiten. Dieses Segment verlangt ein hohes Maß an Informationen und das Risiko ist insgesamt gesehen sehr hoch. Die Schwellenländer gehörten 2016 bereits zu den stärksten Performern, also gibt es Grund zur Annahme, dass Investoren die Gewinne lieber mitnehmen und den Markt verlassen. Außerdem übt der starke US-Dollar Druck auf Emerging Markets aus.

Wenn man sich aber die Mühe macht und einzelne Investments gründlich analysiert, dann gibt es durchaus noch Potenzial. In Venezuela, zum Beispiel, gibt es keine Korrelation zum US-Dollar oder der Geldpolitik der Fed. Wir glauben daher nicht an die Emerging Markets als Ganzes – unser Exposure beträgt vier Prozent im Moment – sondern an konträre Investment-Ansätze, die spezifische Opportunitäten ermöglichen können.

Das Besondere an dem Edmond de Rothschild Bond Allocation Fonds ist die aktive Steuerung der Duration. Der Fonds kann eine Spanne von minus zwei bis plus acht Jahren abdecken. Wie sieht die aktuelle durchschnittliche Duration des Fonds aus und wo liegen die größten Risiken?

Die durchschnittliche Duration des Fonds liegt derzeit bei knapp 4 Jahren und ist leicht gestiegen von einem Wert von 3,3. Diese Werte sind jedoch nur durchschnittliche Werte, abgeleitet von Analysen sehr unterschiedlicher Märkte. Auf dem europäischen Markt ist unser Ausblick eher positiv, die Preise liegen auf einem attraktiven Level.

Es stellt sich immer die Frage zwischen Risiko und Ertrag. Alle Positionen, die wir im Bereich der Staats- und Unternehmensanleihen eingegangen sind, sind noch intakt. Trotzdem liegt der Cash-Anteil des Fonds derzeit bei 35 Prozent und ich würde nicht zögern, diesen Anteil weiter zu erhöhen, wenn die Volatilität an den Märkten weiter steigen würde.

In den USA wird es also bald eine Zinswende geben. Wie lange braucht die EZB noch, um nachzuziehen?
Ich glaube nicht, dass die EZB ihre Geldpolitik in naher Zukunft eindämmen kann. Vielleicht wird EZB-Chef Mario Draghi das Anleihenkaufprogramm anpassen oder weniger aktiv sein. Es ist viel zu früh, in Europa über eine Zinswende nachzudenken. Die Inflation ist zu niedrig und die Zentralbank muss vielleicht in der Zukunft noch einmal die Märkte mit neuem Geld stützen. Außerdem wertet der Euro derzeit von alleine ab, weil der US-Dollar so stark ist. Das ist gut für die EZB, weil sie dann keinen Grund hat, einzugreifen.

Passive Rentenfonds sammelten in den USA in diesem Jahr etwa 135 Milliarden Dollar ein. Auf aktive Fonds kamen nur 15 Milliarden, laut Morningstar. Die Indexfonds verloren eine Menge Geld nach der Wahl Donald Trumps. Wie schätzen Sie das Risiko für Privatanleger bei ETF-Investments im Anleihenmarkt ein?
Wir glauben, dass es gerade jetzt viel wichtiger geworden ist, aktiv am Rentenmarkt zu investieren. Im Aktienmarkt machen ETFs in einzelnen Segmenten, wie zum Beispiel Biotech, durchaus Sinn. Aber es gibt keine andere Assetklasse, in der aktives Management so wichtig ist, wie bei festverzinslichen Wertpapieren.

Herr Rigeade, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.