FondsDISCOUNT.de: Herr Fischer, Sie managen mit dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen (ISIN: DE000A0M8HD2) einen seit Jahren sehr beliebten Klassiker mit Fokus auf substanzstarke Aktien. Derzeit scheinen sich viele Investoren auf Value-Titel zurückzubesinnen. Wie bewerten Sie diese Markstimmung und warum haben Value-Aktien jetzt wieder vermehrt Konjunktur?


Frank Fischer: Ich möchte hier direkt am Anfang etwas ergänzen. Wir sehen uns als Value-Investoren. Allerdings ist Value für uns nicht automatisch gleichbedeutend mit einem hohen Substanzwert. Das trifft für das klassische Graham-Value zu, bei dem vor allem die Bewertung einer Aktie im Vordergrund steht. Unser Modern Value-Ansatz ist breiter gefasst und berücksichtigt die künftig erwarteten Cashflows eines Unternehmens. Wir können damit auch Unternehmen erfassen, die über keinen oder nur wenig Substanzwert im klassischen Sinne verfügen. Und das sind zum Beispiel viele Unternehmen der New Economy.


Das klassische Graham-Value erlebt gerade ein Comeback. Das hat vor allem mit den hohen Bewertungen der bislang favorisierten Technologiewerte, den FAANGs zu tun. Viele Investoren sind skeptisch, ob die Bewertungen noch zu halten sein werden, wenn die Notenbanken die Zügel bei den Zinsen wieder anziehen. Und so schielt ein Auge auf die Bewertungen, das andere auf die Inflation, die ein Vorbote möglicher Zinserhöhungen ist. Gleichzeitig wachsen die Hoffnungen auf einen Erfolg der Impfkampagnen und damit auf eine Erholung der Konjunktur. Davon würden vor allem zyklische Sektoren profitieren, hier sind klassische Value-Titel häufig zu finden. Die Konjunktur klassischer Value-Titel wird also aus zwei Quellen gespeist: der Skepsis gegenüber den Bewertungen und der Hoffnung auf eine baldige Erholung der Weltwirtschaft.


Was sind aktuelle Performancetreiber im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen bzw. welche Titel halten Sie für aussichtsreich?


secunet und Montauk gehören im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen sowohl im vergangenen Jahr als auch 2021 zu den Performancetreibern. Die beiden sind das, was wir „wunderbare Unternehmen“ nennen. Sie sind idealerweise eigentümergeführt, verfügen über eine hohe Kapitalrendite, wiederkehrende Erlöse, einen strukturellen Wettbewerbsvorteil, auch Burggraben genannt, sowie über ein hohes Umsatzwachstum.


Ein anderes „wunderbares Unternehmen“ ist Roche. Roche ist nicht nur im Bereich Pharma, wo Patente den Burgraben darstellen, gut aufgestellt, sondern auch im Bereich Diagnostik. Da Pharmawerte an der Börse aktuell als nicht so interessant angesehen werden, war die Aktie günstig zu haben und bietet aktuell einen hohen Shareholder-Return.  


Ein neuer Wert im Portfolio ist Unilever. Die Aktie bietet einen Total Shareholder Return von rund 12 Prozent, weil auch Verbrauchsgüterhersteller lange nicht sehr gefragt waren. Durch das breite Portfolio bekannter Marken wir Knorr, Magnum oder Signal verfügt Unilever über ein stabiles Geschäftsmodell mit hoher Beständigkeit.


Zuletzt haben Ängste vor steigenden Zinsen im Anleihesektor und Inflationssorgen die Runde gemacht. Wie bewerten Sie diese Indikatoren aktuell?


Ich glaube, dass wir beim Konsum pandemiebedingt einen hohen Nachholbedarf haben, der sich lösen wird, wenn die Zeichen bei den Impfungen ermutigender werden. Das konnten wir auch in China beobachten, als die Lockdowns dort vorbei waren. Wenn sich das in einer hohen Nachfrage entlädt, kann das zu einer Überhitzung und zu einem kurzzeitigen Anstieg der Inflation führen. Und dann ist natürlich die Frage, wie die Notenbanken reagieren. Die haben zwar bereits signalisiert, dass sie zunächst einmal auch bei einem Anstieg der Inflation an ihrer Liquiditätspolitik festhalten werden. Aber es könnte durchaus sein, dass wir auf Sicht von ein bis zwei Jahren tatsächlich wieder einen Zins haben. Und dann wird es auch einen neuen Blick auf Aktien geben.


In den vergangenen Monaten strömten viele Börsenneulinge an den Markt, die Zahl der Aktionäre war laut Deutschem Aktieninstitut nur während des Börsenbooms 2001 höher. Was möchten Sie den – oftmals eher jüngeren Anlegern – mit auf den Weg geben?


Zunächst einmal ist das eine ermutigende Entwicklung, denn Deutschland hängt, was den Aktienbesitz in der Bevölkerung angeht, ja bekanntlich hinterher. Ich möchte hier auch gar keine guten Ratschläge geben, denn an der Börse muss jeder seine Erfahrungen selber machen. Wichtig ist mir nur der Hinweis, dass es einen großen Unterschied zwischen Investieren und Spekulieren gibt. Kursraketen wie GameStop kommen immer wieder mal vor. Aber es gibt nur Wenige, denen hier das perfekte Timing gelingt, alle anderen zahlen Lehrgeld. Langfristig lohnt sich nur die Investition in Qualität.    


Das Ziel des langfristigen Vermögensaufbaus streben Sie auch mit Ihrem Frankfurter Stiftungsfonds (ISIN: DE000A2DTMN6). Dieser ist als Multi-Asset-Fonds strukturiert. Wie stellt sich die Asset-Allokation derzeit dar?


Der Frankfurter Stiftungsfonds ist unser defensivster Fonds, denn er ist darauf ausgerichtet, regelmäßige Erträge zu erwirtschaften und auszuschütten. Das Fondskonzept umfasst drei Säulen: Aktieninvestments, Optionsstrategien zur Diversifikation und um Zusatzerträge durch den Verkauf von Indexoptionen zu erzielen und schließlich Anleihen und Edelmetalle als stabilisierendes Element. Auf der Aktienseite nutzen wir auch beim Frankfurter Stiftungsfonds unseren Modern Value-Ansatz, allerdings ist der Aktienanteil mit rund 57 Prozent deutlich niedriger als im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, der aktuell eine Aktienquote von 81% hat. Grundsätzlich gehen wir von weiter steigenden Märkten aus. Dabei sehen wir die Inflationstendenz und die neue Corona-Mutationsproblematik in den USA. Aufgrund der expansiven Notenbankpolitik und der anstehenden Wiedereröffnung der Wirtschaft in vielen Länder ist unserer Ansicht nach der Bullenmarkt noch nicht am Ende. Dennoch ist dieser Optimismus zeitlich begrenzt, denn für die Märkte könnte es problematisch werden, sobald die Notenbanken ihre expansive Geldpolitik zurückfahren.


Neben Ihrer Zielsetzung, langfristig kein Geld zu verlieren, sind Ihre Fonds auch aufgrund des Nachhaltigkeitsgedankens für viele Anleger und auch Profi-Investoren wie Stiftungen interessant. Seit dem 10. März dieses Jahres müssen Fondsgesellschaften offenlegen, wie nachhaltig ihre Produkte tatsächlich sind. Wie sind Ihre Fonds in dieser Hinsicht verortet?


Unser Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und der Frankfurter Stiftungsfonds werden gemäß der Offenlegungsverordnung als Artikel 8-Fonds klassifiziert, d.h. sie berücksichtigen ökologische oder soziale Merkmale und Governance-Kriterien bei ihren Investitionsentscheidungen. Unser Frankfurter – Value Focus Fund wird zunächst als Artikel 6-Fonds klassifiziert, da er ein Luxemburger Alternativer Investmentfonds (AIF) ist. Das bedeutet, dass er offenlegt, wie Nachhaltigkeitskriterien in Anlageentscheidungen einbezogen werden und wie sich Nachhaltigkeitsrisiken auf die Rendite auswirken können. Aber auch der Frankfurter – Value Focus Fund soll perspektivisch ein Artikel 8-Fonds werden.


Herr Fischer, vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!