Um die verfahrene Situation von Quintis verstehen zu wollen, muss man auf den 22. März zurückblicken. An diesem Tag feierte Quintis, das zuvor TFS hieß, seine Namensänderung im großen Stil; als einer der Markenbotschafter war etwa Formel1-Pilot Daniel Ricciardo anwesend.

Doch just an demselben Tag veröffentlichte der US-Hedgefonds Glaucus einen verhängnisvollen Bericht: Auf 39 Seiten wurde Quintis/TFS unter anderem „irreführende Prognosen, zweifelhafte Marketingmaterialien und fragwürdige Kunden“ und somit ein „Schneeballsystem“ vorgeworfen. Die Aktie rauschte in der Folge in den Keller. Am 12. Mai wurde die Aktie schließlich ganz aus dem Handel genommen, nachdem sie innerhalb von drei Tagen nochmals um 76 Prozent an Wert verloren hatte.

Aktuell versucht Quintis seine Liquidität wiederherzustellen und verkündete Anfang Juli einen Deal über mehrere Jahre mit „Young Living“, dem weltgrößten Hersteller von ätherischen Ölen, wie es in einer Pflichtveröffentlichung der australischen Börse heißt. Young Living erhielt einen Preisnachlass von mehr als 33 Prozent, dafür wurde eine Vorauszahlung für zwei Jahre geschuldet. Dass Young Living Holz gekauft hat, dass erst in den nächsten zwei Jahren geerntet wird, lässt darauf schließen, dass Young Living offenbar noch langfristig an die Geschäftsfähigkeit von Quintis glaubt.

Doch trotz des Deals mit Young Living gibt es keine Verschnaufpause für Quintis, denn aktuell bringt sich BlackRock in die Pole Position. Rund 60 Prozent der im vergangenen Juni ausgegebenen Anleihen (senior secured notes) sind im Besitz von BlackRock, der Vermögensverwalter ist somit der größte Gläubiger von Quintis.

Laut The Australian habe BlackRock in Aussicht gestellt, das Unternehmen übernehmen zu wollen. So habe sich Quintis am 10. Juli mit „der Mehrheit der Anleihengläubiger“ über einen Deal geeinigt: Eigentlich müsste Quintis vierteljährlich seine Konten öffentlich machen, darauf hätten die Gläubiger nun verzichtet. Im Gegenzug dürfe Quintis keine weiteren Schulden ohne die Zustimmung der Gläubiger aufnehmen, zudem müsse sich das Unternehmen verpflichten, 18 Millionen australische Dollar in Cash zu halten. Eine weitere Bedingung: Quintis dürfe einem institutionellen Investor nicht mehr erlauben, seine Put-Option auf 400 Hektar der Sandelholzplantage zu ziehen, ohne die schriftliche Erlaubnis der Anleihengläubiger vorher einzuholen.

Quintis ist unter anderem der Asset-Partner der Sandelholz-Beteiligungen von Jäderberg & Cie. Die Australier fungieren als Dienstleister und halten die Sandelholz-Plantagen vor Ort in Stand. Der Dienstleistungsvertrag umfasst Bewirtschaftung, Ernte, Verarbeitung und Verwertung/Vermarktung des Sandelholzes. Der Vertrag könne bei Schlecht- oder Nichtleistung gekündigt werden, so Peter Jäderberg gegenüber FondsDISCOUNT.de.

Zudem seien die Anleger der „JC Indian Sandalwood“-Plantageninvestments zunächst überhaupt nicht von den Quintis-Turbulenzen betroffen. Lediglich, wenn Quintis als Dienstleister ausfallen sollte, müsse ein Plan B erfolgreich umgesetzt werden, so Peter Jäderberg. Der jetzige Plan sehe weiterhin vor, dass Quintis sich um die Bäume bis zur Verwertung (=Verkauf) kümmert.

Die Sandelholz-Plantagen (aktuell vier Stück, insgesamt knapp 600ha) wurden jeweils spezifisch erworben und gehören den Anlegervehikel (ca. 55%) und Jäderberg und Cie. selbst (ca.45%). Als Eigentümer hat Jäderberg und Cie. die Entscheidungshoheit, was mit den Bäumen geschieht.

Die Vermarktung/Verwertung erfolgt dabei im „Pool“, was bedeute, es können nicht die Bäume von JC an den Niedrigpreiskäufer und die Bäume von Quintis an den Hochpreiskäufer verkauft werden, so Jäderberg weiter. Die erste Ernte der Jäderberg-Plantagen wird plangemäß im Sommer 2028 erfolgen. „Insbesondere hinsichtlich des Absatzes haben wir aber heute bereits angefangen, Absatzmärkte und Käufer von Holz und Öl in Deutschland/Europa zu generieren. Also auch für die Bäume anderer Plantagenbesitzer beziehungsweise von Quintis“, so Jäderberg.