Ein neuer Begriff taucht seit kurzem verstärkt bei Fondsgesellschaften und in den Finanzmedien auf: Liquid Alternatives. Und tatsächlich sind in den vergangenen Jahren die Nachfrage und folglich auch das Fondsangebot in diesem Bereich stark gewachsen. Nach aktuellen Zahlen der Ratingagentur Scope werden derzeit rund 800 Produkte unter dieser neuen Kategorie zusammengefasst. Das insgesamt verwaltete Vermögen beläuft sich auf mehr als 350 Milliarden Euro – Tendenz: steigend.

Doch was verbirgt sich hinter dem noch relativ jungen Trend? Wer nun eine einheitliche Definition erwartet, dürfte enttäuscht sein – denn die Strategien, die unter der Bezeichnung „Liquid Alternatives“ zusammengefasst werden, sind vielfältig. Grundsätzlich versteht man darunter hedgefondsähnliche Strategien, die allerdings in einem regulierten Produktmantel angeboten werden. Liquid Alternatives sind damit klassischen Investmentfonds gleichgestellt, jedoch wesentlich transparenter als die weitgehend unregulierten Hedgefonds. „Liquide“ sind die Fonds, da Anleger auf Wunsch innerhalb von zwei Wochen ihr Geld zurückbekommen können, auch dies ist ein Unterschied zu den Hedgefonds, bei denen dies wesentlich länger dauern kann.

Schaut man sich einige der Liquid Alternatives genauer an, lassen sich die Ansätze häufig mit den bereits etablierten Absolute-Return-Fonds vergleichen. Denn ebenso wie diese versprechen die „Liquids“ Kapitalerhalt auch in Abwärtsphasen – genau dies könnte die neue Produktgruppe interessant machen, wenn etwa der Dax nach nunmehr acht Jahren Aufwärtstrend doch einbrechen sollte.

Ebenso wie Absolute-Return-Fonds agieren die Liquid Alternatives zudem ebenfalls frei von einer Benchmark und zielen auf eine absolute Wertsteigerung ab. Renditepotenziale können dabei über verschiedene Quellen wie etwa Aktien, Anleihen oder Geldmarktinstrumente erschlossen werden. Ein Unterschied zu klassischen Multi-Asset-Fonds ist allerdings die höhere Flexibilität, etwa durch den Einsatz von Derivaten und Leverage (Hebelwirkung) sowie das Eingehen von Short-Positionen. Bestimmte Fonds sichern ihre Portfolios zudem mit Put-Optionen ab und dürfen sogar Leerverkäufe tätigen. Diese Eigenschaften machen die neuen Fondsprodukte als Beimischung im Depot interessant, gerade weil sie sich relativ unabhängig von Aktien und Anleihen entwickeln sollen.

Liquide, reguliert, täglich handelbar: Beispiele für unterschiedliche Liquid Alternatives
Bereits seit 2011 am Markt ist etwa der rund 275 Millionen Euro schwere LOYS FCP - LOYS Global L/S (ISIN: LU0720541993). Der Fonds strebt eine moderate Aktienperformance – der Aktienanteil beträgt mindestens 60 Prozent – allerdings bei einer geringen Volatilität an. Bislang ist dies gelungen: Die Wertentwicklung in fünf Jahren liegt bei 41,93 Prozent bei einer Volatilität von 5,07 Prozent (Quelle: FWW, Stand: 14.07.2017).

Stolze 1,2 Milliarden Euro verwaltet der erst im Frühjahr 2015 aufgelegte Franklin K2 Alternative Strategies Fund (ISIN: LU1212701707). Damit erhalten Anleger mit nur einem Investment Zugang zu mehreren Strategien und (Hedgefonds-)Managern, darunter etwa Graham Capital Management, Wellington Management und Lazard Asset Management. Deren Ansätze reichen von aktienlastigen, offensiven Anlagestrategien bis hin zu defensiven Anleiheinvestments. Die Wertentwicklung in den bislang zwei dokumentierten Jahren seit Auflage beträgt allerdings nur bescheidene 1,01 Prozent (Quelle: FWW, Stand: 14.07.2017).

Über 4,3 Milliarden Euro werden aktuell im 1998 aufgelegte JPM Global Macro Opportunities (ISIN: LU0095938881) verwaltet. Hier liegt das Ziel des Managements auf einem Kapitalzuwachs, welcher den Geldmarkt-Vergleichsindex übertrifft. Anleger konnten damit in den vergangenen fünf Jahren 45,15 Prozent gut machen, die Volatilität liegt bei niedrigen 6,96 Prozent (Quelle: FWW, Stand: 14.07.2017).

Aktien, Schuldinstrumente, Rohstoffe, Barmittel und Geldmarktinstrumente finden sich im breit gemischten Portfolio des Invesco Global Targeted Returns Fund (ISIN: LU1004133028). Der im Jahr 2013 aufgelegte, knapp 1,8 Milliarden Euro schwere Fonds strebt eine positive Gesamtrendite unter allen Marktbedingungen über einen Drei-Jahres-Zeitraum an. Die Volatilität soll dabei weniger als die Hälfte der Volatilität globaler Aktien betragen. Bislang liegt die Wertentwicklung in drei Jahren vor, demnach erwirtschaftete der Fonds ein Plus von 10,54 Prozent bei einer Volatilität von 4,20 Prozent (Quelle: FWW, Stand: 14.07.2017).

Fazit: Marketing-Trend oder nachhaltiger Nutzen? Einige der schon etwas länger am Markt etablierten „Liquid Alternatives“ haben ihren Anlegern solide Renditen bei geringen Volatilitäten beschert und auch kurzfristige Abwärtsbewegungen an der Börse robust gemeistert. Wie immer sollten Anleger jedoch genau prüfen, ob die jeweilige Strategie zu den eigenen Anlagezielen passt – denn Liquid Alternatives unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Anlagestile recht stark voneinander. Ihre Manager genießen größere Freiheiten als bei klassischen Mischfonds, im Gegensatz zu Hedgefonds sind die Produkte allerdings voll reguliert.