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Sonnenbranche im Fegefeuer Anleger zwischen Rendite und Risiko
Solarwerte » Der Preisverfall am Solarmarkt macht den deutschen Herstellern stark zu schaffen. Zwar locken die Papiere der angeschlagenen Unternehmen mit hohen Renditen, doch die Risiken sind enorm.
Hoffnung auf Wende wird enttäuscht
Mit Spannung wurden daher in der vergangenen Woche die Zahlen zum dritten Quartal erwartet. Konnten die Unternehmen ihre Erholung fortsetzen? Sie konnten es nicht. Durch die Bank wurde zuletzt wieder mehr Geld verbrannt. Trauriger Spitzenreiter ist dabei Solarworld. Dort schrumpften die liquiden Mittel innerhalb von drei Monaten um 88 Millionen auf 232 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal belief sich die Barschaft der Bonner noch auf 516 Millionen Euro. Ginge die Geldvernichtung im selben Tempo weiter und fände sich kein frisches Kapital, so könnte der Firma schon in acht Monaten die Pleite drohen. Etwas besser sieht es beim Konkurrenten Centrosolar aus. Hier schrumpfte der Cashbestand zwischen Juli und September von 22,4 auf 17,2 Millionen Euro. Positiv gegenüber Solarworld ist jedoch, dass sich die Verluste aus der laufenden Geschäftstätigkeit nur unwesentlich erhöhten. Vom zweiten auf das dritte Quartal stieg der Fehlbetrag um 1,7 Millionen auf 21 Millionen Euro an. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum wuchs das Minus bei Solarworld um 70 Prozent auf 45 Millionen Euro. Unter dem Strich konnte somit nur der Anlagenbetreiber und -errichter SAG Solarstrom ein positives Ergebnis erzielen. In den ersten drei Quartalen 2012 liegt der operative Gewinn (Ebit) des Projektionierers bei 300 000 Euro. Allerdings gibt es auch hier einen Haken: Das Plus rührt von einer Kaufpreiszahlung für ein bereits fertiggestelltes Projekt her. Objektiv wirtschaftete SAG also ebenfalls im Minus und schrumpfte seine Barbestände zuletzt von 10,6 auf 4,9 Millionen Euro. Gemäß Erkan Aycicek, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg, besteht derzeit kaum Hoffnung, dass sich die Lage in den kommenden Monaten bessert. Zwar haben die USA nun Strafzölle gegen die chinesischen Importeure verhängt, doch die deutschen Firmen werden hiervon nur mäßig profitieren. Denn obwohl der US-Markt wichtig ist, ist es doch nur ein Teilmarkt, auf dem nun Kostengleichheit herrscht. Am grundlegenden Problem der Branche, dem Angebotsüberhang und der stagnierenden Nachfrage in Europa, ändert sich nichts.
Auch wer auf schnelle Schutzzölle durch die EU hoffte, wurde enttäuscht. Erst im Dezember 2013 soll ein Untersuchungsbericht klären, ob chinesische Firmen Subventionen erhalten, die es ihnen ermöglichen, Preisdumping zu betreiben. Bis dahin könnte es jedoch für einige Marktteilnehmer bereits zu spät sein. So schätzt etwa das US-Analysehaus GTM-Research, dass bereits in den kommenden Monaten bis zu 180 Solarpanelhersteller Insolvenz anmelden müssen. Fazit: Anleihegläubiger der ersten Stunde sind aufgrund der enormen Kursverluste zum Halten und Beten verdammt. Zocker dagegen, die noch nicht investiert sind und einen Tanz mit dem Teufel wagen wollen, sollten sich an die Papiere der Solarprojektierer halten. Denn diese trifft der Preisverfall der Module nicht ganz so hart wie die Generalunternehmen.