Die Fed ihrerseits blieb auch erst einmal noch auf dem Kurs der lockeren Geldpolitik. Sie leitete am 28. Oktober keine Zinswende ein, eröffnete jedoch die Möglichkeit einer Zinserhöhung im Dezember, da die internationalen Entwicklungen – sprich China – für das US-Wachstum keine große Hürde mehr seien. Summa summarum: EZB, Bank of Japan, Chinesische Volksbank, Fed und die Schwedische Reichsbank, die ihr Anleihekaufprogramm bereits ausgeweitet hat, haben ihre expansive Geldpolitik beibehalten. Niedrige Zinsen und reichlich Liquidität finden bei den Marktteilnehmern zwar Anklang, doch sind sie nun gute oder schlechte Nachrichten?
Das D-Wort
Zweifelsohne sind all das schlechte Nachrichten, denn wenn man einem Patienten eine zusätzliche Dosis Medizin verabreicht, lindert dies zwar erst einmal seine Schmerzen, aber es bedeutet eben auch, dass sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hat. Eine gute Überraschung wäre, wenn der Patient keine Medikamente mehr braucht, weil er wieder gesund ist. Das europäische QE-Programm wurde im März 2015 aufgelegt und soll noch bis mindestens September 2016 andauern. Nun ist November 2015. Die Medizin wurde erst zur Hälfte verabreicht, doch schon jetzt wurde eine Extradosis verschrieben. Schaut man sich die makroökonomischen Indikatoren an, ist es allerdings gar nicht so offensichtlich, dass eine weitere Lockerung überhaupt nötig ist. Für die Eurozone wird für dieses und nächstes Jahr ein Wachstum von etwa 1,5 Prozent erwartet. Das ist mehr als die potenzielle Wachstumsrate und dürfte somit ausreichen, um die Produktionslücke langsam zu schließen und die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Auch der Kreditkanal – der wichtigste Transmissionsmechanismus der Geldpolitik – verbessert sich. Was sind also die Gründe für diese therapeutische Eigensinnigkeit?
Erstens haben Zentralbanken das Mandat der Preisstabilität erhalten. Im Falle der EZB bedeutet dies eine Inflationsrate nahe, aber unter zwei Prozent. Zweitens werden mit Deflation immer noch die düsteren Zeiten der Großen Depression in Verbindung gebracht. Dass Deflation nicht automatisch mit Rezession einhergeht, zeigen jedoch die Beispiele der Schweiz und Japans. So herrscht in der Schweiz seit 2011 Deflation. Die Verbraucherpreise sind dort in den letzten vier Jahren um über drei Prozent gesunken, aber das BIP ist im selben Zeitraum um jährlich 1,5 Prozent gewachsen (Quelle: Bloomberg). In Japan verhält es sich ähnlich. Inmitten der globalen Finanzkrise haben die Zentralbanken Mut bewiesen. Heute wird ihr Ziel, Inflation um jeden Preis herbeizuführen, jedoch in Frage gestellt. Denn die Marktpreise hängen mittlerweile tatsächlich mehr von Ankündigungen, Versprechen und Maßnahmen der Zentralbanken ab, als von Entwicklungen des Konjunkturzyklus.

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