FondsDISCOUNT.de: Herr Hirt, die Märkte spielen nach wie vor verrückt. Die Kurse von Wertpapieren steigen und fallen in einem unglaublichen Tempo. Wie können Anleger in einem fast unberechenbar gewordenen Markt Geld verdienen?
Gregor Hirt: Vor dem Hintergrund der fortdauernden Krise in den peripheren Euroländern sowie der Fragilität des globalen Wachstums überrascht die hohe Volatilität an den Aktienmärkten nicht wirklich. Wir erwarten, dass die Wertschwankungen auch in den nächsten Monaten noch recht hoch ausfallen werden. In einem derartigen Umfeld genügt eine traditionelle „buy-and-hold“ Strategie, die sich mit einer passiven Allokation zufrieden gibt, längst nicht mehr. Vielmehr ist es wichtig, flexibel und aktiv am Markt zu agieren und dabei auch kurzfristige Entwicklungen zu erkennen und zu nutzen. So wollen wir neben der Wahrnehmung mittel- bis langfristiger Chancen, auch von kurzfristigen „risk-on, risk-off“-Veränderungen mit entsprechenden Trades profitieren. Auch Absicherungstechniken setzen wir gezielt ein. Entscheidend ist, durch eine frühzeitige Reduktion des Risikos im Portfolio, die Risikobudgets in Abwärtsmärkten nicht vollständig auszuschöpfen, um sie dann in steigenden Märkten für offensivere Anlagen nutzen zu können.

Schroders und speziell der von Ihnen und Ihren Kollegen gemanagte SISF Global Conservative wird regelmäßig für seine positive Performance und seine guten Dienstleistungen ausgezeichnet. Wie machen Sie das bzw. wie managen Sie die Risiken?
Spricht man über Multi-Asset Anlagen, dann spricht man von risikobereinigten Renditen. Den Ausgangspunkt in der Verwaltung unserer Multi-Asset-Portfolios bildet in erster Linie eine Streuung über Risiken und nicht nur über Anlageklassen, die ja häufig von denselben Risikofaktoren getrieben werden. Aus diesem Grund haben wir unseren kompletten Research-Prozess auf die den Anlageklassen unterliegenden Risikofaktoren, die Risikoprämien, ausgerichtet. In diesen Prozess sind übrigens mehr als 40 Multi-Asset Spezialisten involviert. Dieser Ansatz bietet unseres Erachtens stabilere Renditen und geringere Wertschwankungen.

Daneben ist auch eine unabhängig von einer Benchmark erfolgende aktive Vermögensaufteilung von großer Bedeutung. Die Nutzung von Benchmarks ist durchaus sinnvoll, um Renditen vergleichbar zu machen. Die strikte Befolgung einer Benchmark im Rahmen der Asset-Allokation ist aber dann gefährlich, wenn die Benchmark „abstürzt“. Daher sollte ein Asset-Manager die Möglichkeit haben, sich gerade in solchen Fällen davon zu entfernen und in defensivere Werte „flüchten“ zu können. Ziel ist es, unser Portfolio in Abwärtsphasen zu schützen und gleichzeitig die Chancen in Aufwärtsphasen zu nutzen. Daher kommt es mitunter vor, dass wir durch einen starken Fokus auf das Downside-Risk-Management fernab jeglicher Benchmark agieren. In diesem Zusammenhang nutzen wir eine Vielzahl von zum Teil auch automatischen Absicherungsinstrumenten. So setzen wir aktiv Optionen ein und nutzen Risikoindikatoren, die uns Hinweise geben, wenn die Märkte anfangen zu kippen.

Welche Art von Anlegern sollten in den SISF Global Conservative investieren?
Multi-Asset-Strategien sind nicht nur für eine bestimmte Art von Anlegern geeignet, gerade weil sie auf mehrere Ertragsziele ausgerichtet werden können. Multi-Asset-Strategien bieten vielmehr attraktive Lösungen für unterschiedliche Kundengruppen. Schroders offeriert Strategien sowohl für konservative, ausgewogene als auch wachstumsorientierte Kunden. Und ganz neu eine spezielle Income-Strategie für Anleger, die hohe und feste Ausschüttungen bevorzugen. Es geht im Grunde nur darum, die unterschiedlichen Bausteine – Anlageklassen und Managementinstrumente – auf die richtige Weise zusammenzufügen. Das Schöne an Multi-Asset dabei ist natürlich, dass wir eine große Auswahl an Anlageklassen und Managementinstrumenten haben, um Investment-Lösungen zusammenzustellen.

Erwarten Sie in den kommenden Jahren eher eine Deflation oder eine steigende Inflation? Und wie positionieren sie sich entsprechend auf die möglichen Szenarien?
Trotz der Krise und der damit einhergehenden Wachstumsverlangsamung sind die Inflationsraten in den meisten, für uns wichtigen, Ländern nicht substantiell gesunken. Längerfristig besteht aber natürlich die Gefahr, dass die derzeit sehr lockere Geldpolitik zu höherer Inflation führen könnte. Bei den Anlageentscheidungen unseres Fonds spielen diese Überlegungen bereits heute eine wichtige Rolle. Einerseits haben wir den Anteil an Sachwerten, wie beispielsweise Aktien, zulasten teurer Staatsobligationen erhöht. Auf der anderen Seite haben wir unser Anleihen-Portfolio stark diversifiziert und in Staatsanleihen investiert, wo wir noch Ertragspotential sehen. Wir behalten weiterhin eine substantielle Position in Unternehmensanleihen, um den laufenden Ertrag zu optimieren. Staatsanleihen von Schwellenländern können ebenfalls eine sinnvolle Alternative darstellen, ebenso Investitionen in Gold und Infrastruktur. Sollte die Inflation effektiv anziehen, so drängen sich Umschichtungen in inflationsgeschützte Anleihen, Rohstoffe und weitere Anlagen auf, welche von einem entsprechenden Umfeld profitieren könnten. Auch hier zeigt sich der Vorteil einer flexiblen und aktiven Multi-Asset-Strategie.

„Finanzielle Repression“ – Abbau der Staatsschulden durch negative Realrenditen! Welche Auswirkungen hat dies auf die Performance des Fonds?
Durch die massiven Interventionen der Notenbanken durch Anleihen-Aufkäufe (Quantitative Easing, QE) sowie die Flucht der Investoren in als sicher geltende Staatsanleihen, sind die Realzinsen in vielen Ländern tatsächlich in den negativen Bereich gerutscht. Dies hilft zwar den Kernländern bei der Abtragung von Schulden, stellt jedoch für die Investoren eine schwierige Situation dar. Mittelfristig führen negative Realzinsen zu einem erhöhten Inflationspotenzial. Sollte sich diese Inflationierung in einem moderaten Rahmen bewegen, sollten unsere Fonds aufgrund der oben beschriebenen Positionierung erfolgversprechend investiert sein. Falls entgegen unserer derzeitigen Erwartung die Preissteigerungsraten jedoch sehr markant ausfallen sollten, gibt uns das Fondsreglement und unser aktiver und dynamischer Asset-Allokation Ansatz zum Glück genügend Spielraum, um auf die neue Situation sofort reagieren zu können.

Abschlussfrage: Welche Entwicklungen sehen Sie in der Euro-Zone? Greifen Ihrer Ansicht nach die aktuellen Hilfeversuche der Euro-Staaten?
Nach einer längeren Phase, in welcher die Politik der Krise hinterher gehinkt ist und die Europäische Zentralbank EZB paralysiert wirkte, ist in diesem Sommer erstmals seit Ausbruch der Krise eine positive Dynamik entstanden. Die Verabschiedung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) sowie die Ankündigung von EZB Präsident Draghi, alles zu tun, um den Euro zu retten (d.h. unter bestimmten Bedingungen in großem Umfang Staatsanleihen der Peripherie aufzukaufen), hat die Refinanzierungskosten der betroffenen Länder markant gesenkt. Dies kann diesen Staaten die nötige Zeit geben, um die dringend benötigten Strukturanpassungen in der Wirtschaft und bei der Finanzierung der öffentlichen Haushalte in Angriff zu nehmen. Allerdings wird der Prozess ein langwieriger sein und eine Gratwanderung zwischen einem Abwürgen der wirtschaftlichen Konjunktur und einer gefährlichen Abkehr von der Budgetdisziplin darstellen. Rückschläge erscheinen wahrscheinlich und es ist noch zu früh, um definitiv abzuschätzen, ob alle Länder auf Dauer im Euro verbleiben können.

Vielen Dank für das Interview!

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