Strom in Deutschland wird immer teurer. Nach Berechnungen des Berliner Vergleichsportals Toptarif ist der Preis für die Kilowattstunde im gesetzlichen Grundversorgungstarif zwischen Januar 2009 und Juli 2012 um über 13,5 Prozent gestiegen. Hauptgrund seien „immer höhere Umweltabgaben im Zusammenhang mit dem Erneuerbare Energien Gesetz“ (EEG), sagte Toptarif-Sprecherin Janine Pentzold. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Strombedarf von 4000 Kilowattstunden pro Jahr zahle derzeit im bundesweiten Schnitt 1049,80 Euro und damit rund 125 Euro mehr als noch 2009. Neben dem EEG seien hierfür in geringerem Umfang auch höhere Beschaffungskosten und gestiegene Nutzungsentgelte verantwortlich. „Hauptpreistreiber waren jedoch vor allem gestiegene staatliche Abgaben“, sagte Pentzold. So hat insbesondere die EEG-Umlage zum Jahreswechsel 2010/2011 zu einem sprunghaften Strompreisanstieg geführt (vgl. Grafik unten). Lag die EEG-Umlage 2010 noch bei 2,047 Cent pro Kilowattstunde, so erreichte sie 2011 ein Niveau von 3,53 Cent — ein Anstieg von 72 Prozent im Vergleich zu 2010. Laut Branchenexperten stellen sich die Übertragungsnetzbetreiber für 2013 bei der EEG-Umlage bereits auf eine Spanne zwischen 4,8 bis 5,2 Cent ein. Die EEG-Umlage ist ein Ergebnis der Förderung erneuerbarer Energien und gesetzlich im EEG verankert. Die Umlage wird vor allem von Privat- und kleineren Gewerbekunden bezahlt.

Fukushima-Effekt kommt noch
Künftig könnte sich der Anstieg sogar noch beschleunigen, befürchten die Energieexperten von Toptarif. „Derzeit gehen wir davon aus, dass sich der starke Anstieg bei den Strompreisen seit 2009 auch in den nächsten Jahren fortsetzen, im schlechtesten Fall sogar beschleunigen wird“, sagte Pentzold. Neben der höheren EEG-Umlage schlage hier auch der Fukushima-Effekt zu Buche. „Die Energieversorger mussten im vergangenen Jahr, vor allem seit der Reaktorkatastrophe in Japan, Strom deutlich teurer einkaufen. Da Strom in der Regel ein bis drei Jahre im Voraus eingekauft wird, werden sich diese gestiegenen Beschaffungskosten erst mit einem entsprechenden zeitlichen Verzug in den Endverbraucherpreisen niederschlagen.“

Moderater Gaspreisanstieg
Etwas anders gelagert ist die Situation beim Gaspreis. Dort hat es seit Anfang 2010 zwar ebenfalls einen kontinuierlichen Anstieg gegeben. Er fiel jedoch weit geringer aus als beim Strompreis. „Hinzu kommt, dass Gas 2008 wegen des damals hohen Ölpreises noch erheblich teurer war als heute, sodass der aktuelle Preis noch weit unter dem Niveau von 2008 liegt“, sagt Pentzold. Haupteinflussfaktor für den Gaspreis seien die Beschaffungskosten. Viele Versorger bezögen Gas aus langfristigen Lieferverträgen, die normalerweise der Ölpreisbindung unterlägen. „Der Gaspreis ist also mit einer Verzögerung von etwa sechs Monaten an den Ölpreis gekoppelt. Da seit Frühjahr 2011 der Ölpreis wieder steigt, schlägt dies nach und nach auch auf den Gaspreis durch.“ Einige Gasversorger erhöhen bereits im Juli, August und September ihre Tarife. Toptarif rät Stromkunden, Tarife mit Preisgarantien zu wählen. So könne das aktuelle Preisniveau längerfristig gesichert werden. Vor allem aber sei es sinnvoll, verschiedene Angebote zu vergleichen und so die Einsparpotenziale von mehreren Hundert Euro zwischen verfügbaren Angeboten vor Ort zu realisieren.

Wechsel des Anbieters sinnvoll
„Besonders rentabel ist der Wechsel für Verbraucher, die noch nie einen Wechsel vollzogen haben und noch in den zumeist teuren Tarifen der Grundversorgung Strom beziehen“, sagte Pentzold. So seien 45 Prozent der Stromkunden noch in den gesetzlichen Grundversorgungstarifen, 85 Prozent noch beim Grundversorger in Grundversorgungs- und anderen Tarifen.