An der Börse sind alte Ideen oft ziemlich gut. Man muss sie nur wieder ausgraben. Wie die Studien von Robert A. Levy aus den 60er-Jahren. Der Amerikaner untersuchte den Kursverlauf von 200 US-Aktien über einen Zeitraum von fünf Jahren. Ergebnis: Es lohnt sich, Titel zu kaufen, die in der Vergangenheit gut liefen, sie schlagen den Gesamtmarkt meist dauerhaft. „The trend is your friend“ — das Bonmot hat man schon mal gehört. Der US-Vermögensverwalter James O’Shaughnessy setzte noch eins drauf. Auch er wies die Überlegenheit der Gewinneraktien nach — allerdings für die lange Zeitspanne von 83 Jahren. Zudem fand er heraus, dass auch der Umkehrschluss gilt: Verlierer bleiben Verlierer. Systematisch auf abgestürzte Aktien zu setzen ist demnach keine erfolgversprechende Strategie. €uro am Sonntag wollte wissen, ob diese Regeln auch für die deutsche Börse gelten. Deshalb hat die Redaktion drei Top- und Flop-Strategien für den DAX getestet — über einen Zeitraum von fast 24 Jahren. Bei der Top-5-Methode setzen Anleger auf die fünf stärksten DAX-Aktien des Vorjahres, bei Flop 5 auf die fünf schwächsten Titel. Bei der Top-Flop-Formel wechseln sie zwischen Sieger- und Loser-Werten hin und her.

Verliererdepot erhöht Unfallgefahr
Flop 5 neigt auch hierzulande zu folgenschweren Vermögensunfällen. Das Verliererdepot schlägt den DAX zwar um Haaresbreite, mutet dem Anleger aber ein Wechselbad der Gefühle mit zeitweiligen Jahresverlusten von mehr als 50 Prozent zu. Souverän steuert dagegen die Gewinnerauswahl Top 5 durch die stürmische Börsenhistorie. Noch besser schlägt sich allerdings der kombinierte Top-Flop-Ansatz. Er wirft im Schnitt 12,4 Prozent Rendite pro Jahr ab. Seit 1989 machte er aus einem Einsatz von 10 000 Euro rund 165 000 Euro — bei hohem, aber nicht selbstmörderischem Risiko. Gewinner oder Verlierer bevorzugen? An der Börse gilt offenbar noch eine alte Weisheit: die vom goldenen Mittelweg.