Nach der enttäuschenden Entwicklung 2011 hat der chinesische Aktienmarkt in den ersten Monaten 2012 wieder etwas von seinem Elan zurückgewonnen. Der MSCI-China-Index kletterte seit Jahresbeginn um rund elf Prozent nach oben. Offenbar hat die Sorge der Investoren vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft abgenommen. Stattdessen wächst die Zuversicht, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder bergauf geht. In seiner Eröffnungsrede zum nationalen Volkskongress setzte Chinas Premierminister Wen Jiabao ein deutliches Zeichen, dass sich die Regierung nunmehr stärker auf die Qualität des Wachstums statt auf dessen Größe konzentriert. Zugleich senkte er das offizielle Wachstumsziel von 8,0 auf 7,5 Prozent. Dies und der Umstand, dass die Mindestreserveanforderungen für Banken gesenkt wurden, ließ die Investoren aufhorchen. Sie schlussfolgerten, dass sich die Geldpolitik von einer inflationseindämmenden Haltung in Richtung Förderung des Wirtschaftswachstums bewegt hat. Mittlerweile ist die Inflationsrate vom Dreijahreshoch von 6,5 Prozent im Juli 2011 auf 3,6 Prozent im März gesunken.

Daneben lag der Einkaufsmanagerindex in den vergangenen drei Monaten konstant bei über 50 Punkten und zeigt damit, dass sich auch die Bedingungen in der verarbeitenden Industrie weiter verbessern. Das tatsächliche Wirtschaftswachstum in China liegt zudem häufig über dem offiziellen Wachstumsziel. So rechnen wir in diesem Jahr noch immer mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 8,0 bis 8,5 Prozent (2011: 9,2 Prozent). Die Regierung scheint bereit, ein etwas langsameres Wachstumstempo als Preis für eine bessere Ausgewogenheit zwischen Export und Verbraucherausgaben im Inland zu akzeptieren. Da das Wachstum an vielen traditionellen Exportmärkten Chinas, insbesondere in Europa, noch immer schleppend verläuft, halten wir dies für eine sehr umsichtige Strategie.

Agnes Deng, Managerin des Baring Hong Kong China Fund