Ein Gastbeitrag von Andreas Friedemann, Cash/Ressortleiter Geschlossene Fonds

Ausnahmen gibt es immer und überall. Klar. Die Mehrheit der Emissionshäuser geschlossener Fonds jedoch konnte im Jahr 2012 weitaus weniger Eigenkapital für seine Beteiligungsangebote einwerben als im Vorjahr. Das belegt auch der Blick auf die Platzierungsergebnisse der 41 Mitgliedsunternehmen des Berliner VGF Verband Geschlossene Fonds: Im dritten Quartal 2012 investierten private und institutionelle Anleger lediglich 529,1 Millionen Euro in die Beteiligungsangebote der genannten Emissionshäuser. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ein Rückgang um 46 Prozent. Das Ergebnis ist ernüchternd. Daneben eröffnet es Interpretationsspielräume.

Mitte Juli 2012 fand der Diskussionsentwurf zum Umsetzungsgesetz der AIFM-Richtlinie den Weg aus dem Bundesfinanzministerium in die Öffentlichkeit und versetzte die Branche in eine Art Schockstarre. Neben den erwarteten unternehmensbezogenen Anforderungen sah der Entwurf zur Umsetzung des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) zahlreiche produktbezogene Vorschriften vor: Beispielsweise sollten einige Assetklassen nicht länger zulässig sein, der Fremdkapitalanteil auf 30 Prozent des Investitionsvolumens begrenzt werden und die Platzierung laufender Fonds nur noch bis zum Umsetzungsstichtag der AIFM-Richtlinie am 22. Juli 2012 erlaubt sein. Die Zahl der Neuemissionen ging zurück, Vertriebe und Anleger waren verunsichert. Die Lobbyisten nahmen die Arbeit auf. Am 7. November 2012 ging ein Aufatmen durch die Branche. In dem dann veröffentlichten Referentenentwurf der Gesetzesvorlage wurden die genannten Punkte deutlich entschärft, unter anderem sollen am Markt befindliche Fonds ausplatziert werden können. Fix ist allerdings noch nix: Der Entwurf muss noch in drei weiteren Bundesministerien beraten sowie von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden. Es gibt folglich noch einiges Potenzial für Veränderungen.

Entsprechend zurückhaltend ist auch VGF-Chef Eric Romba bei seinem Ausblick auf das neue Jahr: "Es ist derzeit schwer zu sagen, wie sich die Märkte 2013 entwickeln werden. Viel wird davon abhängen, welche Änderungen es noch bei der Regulierung geben wird, insbesondere was die Ausgestaltung der Übergangsregelungen angeht. Grundsätzlich erwarten wir aber, dass Immobilienfonds mit Objekten im In- und Ausland das Platzierungsgeschehen weiterhin prägen werden.“ Besonders breit aufgestellt hat sich der Initiator Hamburg Trust in diesem Segment. Im Vertrieb sind derzeit noch ein Büroimmobilienfonds, das Beteiligungsangebot an einer Seniorenresidenz und eine Offerte mit 120 Neubauwohnungen, die allerdings nahezu ausplatziert sind. Bis zum Ende des Jahres wollen die Hanseaten zudem einen langfristig angekündigten Fonds auf den Markt bringen, der in ein neues Studentenwohnheim in Mainz mit 795 Wohneinheiten investiert. Anfang des Jahres 2013 planen sie Privatanlegern die Beteiligung an einem Shopping-Center-Neubau in Stuttgart zu ermöglichen. Damit deckt das Emissionshaus nicht nur alle Nutzungsarten von Immobilien ab, sondern hat sich auch ehrgeizige Platzierungsziele gesetzt. Entsprechend froh ist der CEO von Hamburg Trust über die Signale aus Berlin: „Der neue KAGB-Entwurf ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und zeigt, dass das Bundesfinanzministerium die vorgetragenen Sorgen vieler Investoren und Produktanbieter ernst genommen und berücksichtigt hat. Das ist ausdrücklich zu begrüßen. Positiv ist auch, dass es nun eine Übergangsregelung gibt, welche jenen Übergangsregeln ähnelt, die auch bei den verschiedenen Steueränderungen üblich waren,“ sagt Hasselbring, der mit seinem Studentenwohnheimfonds den Geschmack der Anleger treffen dürfte. Zum kommenden Wintersemester ist es für 30 Jahre an das staatliche Studentenwerk vermietet.

Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Anleger bei Objekten mit langen Mietverträgen und staatlichen Mietern gerne zugreifen. Das gilt sowohl für heimische als auch ausländische Immobilien, wie Real I.S. mit seiner Australienfonds-Serie unter Beweis stellt. Anfang des Jahres wird auch Jamestown mit einem neuen US-Immobilienfonds nachlegen und dem Marktsegment neuen Schwung verleihen. Mit dem Angebot an Sachwertinvestitionen, allen voran dem vielbeschworenen Betongold, sollten Vertriebe gut bei den Kunden punkten können. Das sollten auch die Bankberater wiederentdecken, die ihr Geschäft mit den geschlossenen Fonds mit Inkrafttreten der Regulierung im Juni 2012 praktisch eingestellt haben. Bereit zum Abheben sind auch die Anbieter von Flugzeugfonds. Wealth Cap und Hannover Leasing, die beide im November 2012 den Vertrieb ihrer A 380-Fonds gestartet haben, sind mit der Anlegerresonanz zufrieden. KGAL hat mit dem Sky Class 58 einen Fonds angekündigt, der in Flugzeuge der Airbus-A320-Familie investieren wird und mit einer Laufzeit von nur fünfeinhalb Jahren auskommt. HEH hat am 4. Dezember 2012 offiziell den Vertriebsstartschuss seines 15. Regionalfliegerfonds gegeben. Das beflügelt.

Ausgebremst wird die Platzierung laufender Schiffsbeteiligungsangebote dagegen von den Meldungen über immer neue Insolvenzen bestehender Schiffsfondsgesellschaften. Die Beteiligungsangebote an dem Containerschiff E.R. Benedetta von Nordcapital oder Hammonia Francia von HCI können nur sporadisch Zeichnungsscheine einsammeln. So lange der viel beschworene und seit Jahren ersehnte Turnaround auf den Schifffahrtsmärkten ausbleibt, wird sich das auch nicht ändern. Im Segment der Erneuerbaren Energien tut sich dagegen so einiges: Zu beobachten ist eine Verschiebung weg von Solarfonds hin zur Windkraft: Leonidas platziert aktuell seinen dritten Windenergiefonds mit einem riesigen Park in Frankreich, Elbfonds Capital sammelt bereits Geld ein, um Windkraftanlagen in Polen zu finanzieren und Aquila Capital hat einen Publikumsfonds angekündigt. Rückenwind kann die Branche jedenfalls gut gebrauchen, nachdem der Wind lange Zeit von vorn gepustet hat. Bleibt zu hoffen, dass die Referenten der Minister Aigner und Rösler nicht das hinwegfegen, was die Mitarbeiter von Minister Schäuble zurück- und aufgebaut haben.