Schätzungen zufolge haben deutsche Anleger rund 30 Milliarden Euro in geschlossene Schiffsbeteiligungen gesteckt. Lange Zeit ging das Modell auch auf – die gute Konjunktur und der große Bedarf an neuen Containerschiffen, Frachtern und Tankern sorgten für ansehnliche Renditen. Doch mit der Finanzkrise und der massiven Überkapazität am Schiffsmarkt kam die Wende. Mittlerweile sollen nach einem Bericht des Handelsblatts 450 Schiffsfonds pleite sein, durch die sinkenden Transporterlöse konnten die Bankhypotheken vielfach schlicht nicht mehr bedient werden.

Der bekannte Schiffsinitiator Lloyd Fonds will daher neue Wege beschreiten: Die Gesellschaft plant, Schiffsbeteiligungen in Aktien umzuwandeln. Damit könnten 18.000 Privatanleger aus neun Schiffsfonds insgesamt elf Schiffe auf die Lloyd Fonds AG übertragen und würden im Gegenzug neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung erhalten. Lloyd will sich mit diesem Schritt breiter aufstellen und sich vom klassischen Emissionshaus zum internationalen Schiffsfinanzierer entwickeln. Experten sehen darin einen Ausweg aus der Misere, in den USA und in Norwegen gibt es bereits erfolgreiche Finanzierungsgesellschaften. Die ehemaligen Fondsschiffe der Lloyd AG sollen dann in einem Pool zusammengefasst werden, Lloyd selbst wird den gesamten Schiffsbetrieb sowie die Finanzierung übernehmen. Die Poollösung bietet den Vorteil, dass Engpässe bei einzelnen Schiffen ausgeglichen werden könnten. Zurzeit finden außerordentliche Gesellschafterversammlungen der betroffenen Lloyd-Fonds statt, im April steht eine außerordentliche Hauptversammlung der Lloyd Fonds AG an. Unmittelbar danach sollen die Transaktionen beginnen und bis Herbst 2015 abgeschlossen sein.

Zweitmarktkurse rückläufig, einzelne Fonds mit guten Ergebnissen
Viele andere Anleger nutzten auch im vergangenen Jahr die Möglichkeit, ihre Schiffsfondsanteile über den Zweitmarkt zu verkaufen. Nach einer Auswertung der Deutschen Fondsresearch AG mussten hier jedoch Umsatzeinbußen von 12,5 Prozent akzeptiert werden. Der Durchschnittskurs ging von 29,3 Prozent im Jahr 2013 auf 24,5 Prozent in 2014 zurück. Den besten Kurs, so die Analysten, erzielte das Containerschiff E.R. Benedetta mit 83 Prozent. Danach folgten der CFB-Fonds Nr. 156 (Britta) mit 73,5 Prozent und der CFB-Fonds Nr. 157 (Gabriela) mit 72 Prozent. Anleger, die ihren Fondsanteil verkaufen möchten, können eine kostenlose Kursindikation über FondsDISCOUNT.de anfragen.

Charterraten steigen wieder
Oder lohnt es sich, die schwierige Marktphase auszusitzen? Ein Blick auf die derzeitigen Tagesmieten für Schiffe stimmt zumindest vorläufig optimistisch. So nahm etwa der Containercharterindex (New ConTex) deutlich an Fahrt auf und erhöhte sich im Februar gegenüber dem Vormonat um 6,6 Prozent bzw. 26 Punkte. Alle für den New ConTex-Index relevanten Schiffe verzeichneten VHSS (Vereinigung Hamburg Schiffsmakler) zufolge eine positive Entwicklung. Der stärkste Anstieg war bei Containerschiffen mit einer Tragfähigkeit von 2.500 TEU zu verzeichnen. Doch auch bei den kleinen Containerschiffen zwischen 1.100 und 1.700 TEU gibt es Grund zu verhaltendem Optimismus. Positive Entwicklungen sieht auch das Analysehaus Clarksons, lediglich im Bereich der kleinsten Schiffstypen wird eine Stagnation verzeichnet. Einen erheblichen Anstieg gab es nach Clarksons zum Beispiel beim Schiffstyp mit 4.400 TEU: Gegenüber dem Vormonat zeigte sich hier Ende Februar ein Plus von 22,7 Prozent, damit lag die Tagesmiete bei 13.500 US-Dollar.

Große Containerschiffe und Tanker stärker nachgefragt
Hintergrund für diese Aufwärtsbewegung sind die hohen Verschrottungszahlen in den beiden vergangenen Jahren. Besonders der Bestand an Containerschiffen im Segment zwischen 4.500 und 5.000 TEU wurde abgebaut. Auch positive Nachrichten von der deutschen Hafenwirtschaft lassen hoffen. So geht der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) davon aus, dass die deutschen Häfen bis mindestens 2018 mit einem steigenden Warenumschlag rechnen können. Für das laufende Jahr erwartet der Verband ein Wachstum von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und auch weltweit stehen die Zeichen auf Wachstum. Eine Auswertung der ISL Hafendatenbank , in der 80 Häfen weltweit erfasst sind, hat ergeben, dass sich der Weltcontainerumschlag mit einem Wachstum von 5,5 Prozent im Jahr 2014 gegenüber 2,9 Prozent im Jahr 2013 deutlich beschleunigt hat. Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) prognostiziert für die Jahre 2014 bis 2020 ein globales Containerumschlagswachstum von durchschnittlich sechs Prozent. Deutliche Erholung dürfte es im Chartermarkt für Panamax-Schiffe geben – neue Handelsrouten und der in diesem Bereich hohe Verschrottungsgrad sollten die Nachfrage steigen lassen. Zu dieser Einschätzung kommt auch die HSH Nordbank, die allerdings von einem verlangsamten Wachstum ausgeht. Die Analysten sehen vor allem im konjunkturellen Aufschwung in den USA einen Treiber für den weltweiten Schiffsverkehr, vor allem im Bereich der großen Schiffe. „Insgesamt sollte die Nachfrage nach Containerschiffen im Verlauf von 2015 und den Folgejahren etwas zunehmen, und zwar 2015 von sechs auf sieben Prozent“, heißt es in einem aktuellen Marktbericht.

Auch in der Tankschifffahrt haben sich die Fracht- und Zeitcharterraten weiter erholt. Das erhöhte Ölangebot und die größeren Transportentfernungen hat die Nachfrage nach Tankern zumindest vorläufig steigen lassen. Tanker dienen dabei vermehrt auch als Rohöllager – denn aufgrund der gegenüber den Spotpreisen höheren Terminpreisen für das Rohöl lohnt es sich, den Rohstoff einzulagern und später zu einem höheren Preis zu verkaufen. Davon profitieren dürften nach Einschätzung der HSH Nordbank vor allem ältere und große Tanker.

Fazit: Anleger von Schiffsfonds mussten in den vergangenen Jahren herbe Enttäuschungen hinnehmen. Doch es tut sich etwas im Markt: Zum einen werden neue Geschäftsmodelle entwickelt, zum anderen steigen die Charterraten derzeit wieder an. Wie nachhaltig diese Entwicklung ist und ob daraus ein Trend werden kann, bleibt abzuwarten.