FondsDISCOUNT.de: Herr Neef, als Gründer des Berliner Internetdienstleisters Pixelpark sind Sie genau zum richtigen Zeitpunkt ins Internet-Business eingestiegen und haben den Börsengang Ihres Unternehmens bravourös gemeistert. Worauf führen Sie Ihren Erfolg in dieser spannenden New-Economy-Phase zurück? Eher kühles Kalkül oder ein Gespür für Trends und Geschäftsideen?
Paulus Neef: Es klingt wie ein Klischee. Aber so war es wirklich: Wir waren jung und hungrig; hochmotiviert durch die Feedbacks unserer Kunden. Natürlich geht so ein Erfolg nicht ohne Gespür für neue Megatrends und den vollen persönlichen Einsatz. In den heftigsten Zeiten haben wir öfters drei Tage und Nächte durchgearbeitet. Aber das bringt alles nichts, wenn man es nicht schafft seine Mitarbeiter hochmotiviert zu halten. Gerade für Internetunternehmen ist trotz aller Technik der Mensch der entscheidende Erfolgsfaktor. Die Menschen machen den Unterschied. Erst dann kommt die richtige Idee zur richtigen Zeit.

Welche Projekte haben Sie seither begleitet, was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Mein Steckenpferd ist Company-Building. D.h. funktionierende Ideen aufzuspüren und diese mit Geld und umsetzungsstarken Teams zusammenzubringen. Hier agiere ich auf vielfältige Weise. Das reicht vom Netzwerk, das man zur Verfügung stellt bis hin zur langfristigen Umsetzungsbegleitung. Aber es gibt natürlich auch immer wieder Konzepte und Ideen, die ich rein als Investor begleite. In den letzten Jahren habe ich so über 50 Unternehmens-gründungen begleitet, davon über die Hälfte im Internetbereich. Viele Namen kennt man, z. B. Mister Spex. Letztlich gilt für alle Unternehmensgründungen: Die Idee ist immer nur ein Prozent des Erfolgs. Den Löwenanteil macht die gelungene Umsetzung aus und da nutzt mir meine Erfahrung aus 25 Jahren Unternehmertum ungemein und verschafft mir oft den entscheidenden Vorsprung bei der Auswahl der besten Konzepte und Ideen.

Ganz aktuell verstärken Sie ja den Beirat der in Konstanz ansässigen Beteiligungsgesellschaft Internet Stars, die mit ihrem gleichnamigen Fonds erstmals auch privaten Anlegern Zugänge zum lukrativen Online-Markt eröffnet. Worin genau bestehen Ihre Aufgaben als Beirat?
Die Hauptaufgaben liegen darin, den ganzen Wertschöpfungsprozess einer Beteiligungsgesellschaft nachhaltig und professionell aufzubauen und die Prozesse als Beirat aktiv zu begleiten und zu kontrollieren. Am Anfang steht dabei die Schaffung von Zugängen zu Top-Unternehmen, die es sich heutzutage aussuchen können, mit welchen Investoren sie zusammenarbeiten wollen. Hier geht es darum, für Internet Stars den Zugang zu den attraktivsten Investitionschancen der deutschen Internetszene zu schaffen. Eine weitere Aufgabe ist die Verhandlung attraktiver Konditionen, denn nur so sind auch attraktive Renditen und hohe Gewinnausschüttungen realisierbar. Internet Stars agiert mittlerweile auf Augenhöhe als Co-Investor mit so etablierten und staatlichen Unternehmen wie der KfW-Bank oder der IBB Beteiligungsgesellschaft aus Berlin, die im letzten Jahr die zahlenmäßig meisten Investitionen im deutschen Internetsektor getätigt hat. Neben dem Aufbau des „Dealflows“ gibt es natürliche eine ganze Reihe weiterer Aufgaben wie etwa das Asset Management und Vorbereitungen für die späteren Anteilsverkäufe.

Und was waren Ihre Beweggründe, diese bislang eher unbekannte Private-Equity-Gesellschaft zu verstärken?
Das Spannende an Internet Stars ist, dass hier im Fundraising für die Internetbranche Neuland beschritten wird. Die Gemeinsamkeit mit Crowfunding-Anbietern ist, dass hier erstmals der Zugang zu Beteiligungen an Internetunternehmen für Privatanleger in der Breite eröffnet wird. Während Crowdfunding bisher nur für kleinere Finanzierungen in einem sehr frühen Unternehmensstadium funktioniert, wo die Totalverlustrisiken noch sehr hoch sind, bietet Internet Stars Zugang zu etablierten Internetunternehmen, die jetzt vor dem nächsten großen Wachstumsschritt stehen und Wertsteigerungen damit nahezu garantiert sind. Der Zugang zu diesem Segment ist bisher einmalig. Wir werden in Zukunft weitere Anbieter wie Internet Stars sehen. Denn die Internetbranche hat aufgrund ihres Wachstums einen Finanzbedarf den herkömmliche deutsche Investoren nicht mehr decken können. Aus Deutschland kommt sicher nicht das nächste Facebook, aber die Unternehmen mit denen Facebook in Europa sein Geld verdienen wird. Das haben auch viele Private Equity-Unternehmen aus den USA und UK erkannt, denn diese drängen massiv auf den deutschen Markt, um diese Chancen als Kapitalgeber wahrzunehmen. Internet Stars ist mit seiner Öffnung für den Privatanlegermarkt europaweit Pionier und kann in der Zukunft eine beherrschende Rolle spielen und sich zu einem der führenden deutschen Internet-Investment-Häuser entwickeln. Letztlich ist es ähnlich wie bei Pixelpark: Dort ging es darum, das Internet für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hier geht es darum, für diese Öffentlichkeit nun auch Partizipationsmöglichkeiten am ökonomischen Erfolg der deutschen Internetwirtschaft zu schaffen.

Können Sie interessierten Anlegern vielleicht schon einzelne Unternehmen oder Branchen nennen, die Sie mit in den Fonds holen möchten?
Das Spektrum erstreckt sich rund um das Thema eCommerce und Internethandel. Solide Geschäftsmodelle, die nicht nur Spekulation sind, sondern reales Business darstellen. Vor allen interessieren uns Unternehmen, welche die online- und offline-Welt vereinen, und das geschieht häufig über das Thema „Mobile“. Bei den Namen der Firmen sowie den Bewertungen sind wir häufig vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Das Spektrum reicht dabei sehr weit. Von sogenannten „Enabling Technologies“ bis hin zu klar fokussierten Internethandelsunternehmen. So haben wir in einen Mobilprovider für eServices im kommunalen Bereich investiert, der sich in der Vorbereitung auf einen Börsengang im übernächsten Jahr befindet. Die andere Seite markiert ein Internetunternehmen im Kaffeesegment, das mit einem innovativem Konzept und Bezugsmodellen eine Marke aufbaut, die sowohl von großen Handelsketten nachgefragt wird als auch rein online funktioniert. Das Konzept und die bisherige Umsatzwachstumsdynamik hat den Medienkonzern Axel Springer bewegt, gegen eine reine Umsatzbeteiligung für die nächsten drei Jahre ein Medienbudget im gehobenen siebenstelligen Euro-Bereich zur Verfügung zu stellen. Gegenwärtig schauen wir uns bei Internet Stars ca. 20 potentielle Targets im Detail an. Alle kommen aus dem deutschen Internethandel und sind aus dem reinen start-up-Stadium weit hinaus.

Sie gelten als einer der Pioniere der Internetwirtschaft, die heute vielleicht sogar noch mehr als in den Anfangsjahren als absoluter Wachstumsmarkt betrachtet wird. Was macht für Sie persönlich die Faszination der Online-Welt aus, worin liegen Ihrer Meinung nach die besonderen Chancen – für den Konsumenten, aber auch für Investoren?
Vor 15 Jahren wurde ich von einem Marketingvorstand eines großen deutschen Konzerns noch gefragt „Sie haben doch gute Beziehungen zum Internet, können Sie da nicht mal anrufen und was für uns machen und ein gutes Wort einlegen?“ Heute ist Internetnutzung in der breiten Masse angekommen. Jeder nutzt es täglich. Aber was kaum vorstellbar ist: Wir stehen hier immer noch lange nicht am Ende. Die technologische Basis beginnt jetzt reif zu werden und damit sind noch ganz andere Geschäftsmodelle möglich, die weiterhin massiv Märkte und ganze Industrien verändern werden. Das ist der Grund, warum die Internetbranche im Vergleich zu fast allen anderen Branchen so ein massives Wachstum verzeichnet und auch die nächsten Jahre noch haben wird. Und bedenken Sie, es ist ein Markt mit jährlich zweistelligen Wachstumszahlen. So was kennen wir sonst nur aus Asien oder Südamerika. Das Spannende dabei ist, dass es direkt vor unserer Haustür passiert ohne jegliche Länderrisiken.

Zum Abschluss noch eine private Frage: Könnten Sie sich vorstellen, ein Wochenende lang auf die Vorzüge und Annehmlichkeiten des Internets zu verzichten?
Eine spannende Frage. Wollen ja, können nein. Ich nehme mir immer wieder vor, mal für ein paar Tage komplett offline zu gehen, z. B. auf Touren in den Pyrenäen. Dennoch ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich morgens oder abends auf dem Smartphone doch nochmal die eine oder andere Email lese, oder an Freunde Nachrichten über What‘s App versende. Und schließlich ist es auf den Touren unterwegs ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass man sein mobiles Navigationssystem jederzeit bei sich trägt.

Herr Neef, vielen Dank für das Gespräch!