Mehrere schwere Finanzmarktkrisen in den vergangenen Jahren haben die Investoren geprägt. Begonnen mit dem Platzen der Internetblase bis hin zu den letzten Krisen in Form der Fehlspekulationen mit US-Immobilienkrediten und der aktuellen Staatsfinanzenkrise wurde viel Vermögen vernichtet, sodass sich Investoren in den vergangenen Jahren mehr und mehr dem Management von Risiken zugewandt haben. Daraus haben sich komplett neue Investmentansätze ergeben. Bei der Zusammensetzung des Portfolios waren für viele Investoren lange Zeit quasi ausschließlich die Renditeaussichten von Relevanz. Doch die Medaille hat zwei Seiten: Höhere Gewinnpotenziale erkauft sich der Investor durch ein größeres Risiko. Das kann gut gehen. Entwickeln sich die Dinge jedoch nicht wie geplant, sind Teile des Vermögens weg. Viele Möglichkeiten der Risikominimierung, vor allem durch Diversifikation, haben Investoren seitdem verinnerlicht. Doch in der vergangenen Zeit hat sich ein neuer Ansatz etabliert.

Dabei geht es um eine risikogewichtete Zusammensetzung des Portfolios. Ziel ist, das Risiko gleichwertig auf die verschiedenen Positionen zu verteilen. Was zunächst kompliziert klingt, ist im Prinzip relativ einfach. Bisher haben Investoren und viele Vermögensverwalter bei der Zusammensetzung des Portfolios schlicht die vorhandenen Gelder prozentual auf verschiedene Assetklassen, Wertpapiere, Aktien oder ähnliche Kategorien verteilt. Je nach Markterwartung wurde die eine Position über- und die andere untergewichtet, punktuell erfolgten leichte Veränderungen in der Gewichtung. Stets standen dabei aber die Assets und damit die erste Seite der Medaille im Blickpunkt. Bei einigen Angeboten auf dem Fondsmarkt hat sich die Vorgehensweise inzwischen geändert. Hintergrund hierfür ist die Erkenntnis, dass die bisherige Portfoliozusammensetzung zu ineffektiven Anlagen führen kann – das heißt, das Renditen nur mit einem zu hohen Risiko erwirtschaftet werden können oder bei einem gegebenen Risiko mit einer anderen Portfoliozusammensetzung ein besseres Ergebnis bei gleichem Risiko möglich gewesen wäre. Die neuen Risikogleichgewichtungskonzepte sollen diesen Missstand umschiffen. Sie setzen nicht auf eine Asset Allocation, die an den Assets selbst ausgerichtet ist, sondern nehmen die mit diesen Investments eingegangenen Risiken in den Fokus. Eine Streuung der Gelder über die Anlageklassen Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Zinsen hinweg ist ein typisches Merkmal dieser Strategie. Die Gewichtung der einzelnen Positionen bestimmt sich nicht nach Marktaussichten oder Renditeerwartungen, sondern die Risiken dieser Assetklassen werden im Portfolio gleich gewichtet.

Diese unterschiedliche Betrachtungsweise hat erhebliche Verschiebungen in der Zusammensetzung des Portfolios zur Folge. Risikobelastete Anlageklassen wie Aktien und Rohstoffe sind bezogen auf das Gesamtvolumen des Portfolios niedriger gewichtet, Anleihen und Zinsen als weniger risikobelastete Anlagevarianten haben die größeren Anteile. Durch die niedrigen Korrelationen der einzelnen Assetklassen zueinander entsteht so ein Portfolio mit insgesamt niedrigeren Risiken, das trotzdem eine gute Ertragsstärke aufweist. Entsprechend effektiv sind Portfolios, die nach dem Risikogleichgewichtungskonzept zusammengesetzt werden.