LTRO, Long-Term Refinancing Operation heißt das neue „Spielzeug“ der EZB, mit dem die Europäische Zentralbank im Dezember 2011, sowie erneut Ende Februar 2012, Banken auf drei Jahre mit mehr als 1.000 Milliarden Euro (brutto) zu 1 Prozent ausstattete. Was die verschiedenen, teilweise heftig umstrittenen Rettungsmaßnahmen nicht erreicht haben, soll nun der LTRO, eine nie dagewesene Liquiditätsspritze, schaffen. Ziel ist nichts Geringeres, als den „Vicious Circle“ (dt.: Teufelskreis) zu durchbrechen und das Vertrauen in die europäischen Banken und Staaten wenn schon nicht gänzlich wiederherzustellen, so doch wenigstens so gut es geht zu stärken und die Finanzmärkte zu stabilisieren.

Der „Vicious Circle“ vor dem LTRO
Durch die Staatsschuldenkrise im Anschluss an die Bankenkrise, gefolgt von einer Banken- und gleichzeitigen Staatsschuldenkrise, gerieten die Finanzinstitute unter enormen Druck. Die Refinanzierungskosten am Kapitalmarkt stiegen aufgrund der Unsicherheit stark an. In Verbindung mit regulatorischen Änderungen mussten die Institute „abspecken“, das heißt „deleveragen“, um u.a. das Eigenkapital zu stärken. Außerdem wurde die Kreditvergabe eingeschränkt. Dies merkten insbesondere die „schlechten“ Schuldner wie auch die GIIPS-Staaten, welche in der Regel schon vorher ein hohes Defizit aufwiesen. Plötzlich konnten sie sich, wenn überhaupt noch, nur zu viel höheren Zinsen refinanzieren. Der Druck auf den bestehenden Schuldenberg vergrößerte sich. Eine der Folgen: Betroffene Staaten waren und sind gezwungen, ihre Ausgaben und Investitionen drastisch zu reduzieren. Kurz: Von Staats- als auch von der Banken-Seite fließt kaum bzw. viel weniger Geld in den Wirtschaftskreislauf, welches für (notwendige) Investitionen benötigt wird. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass fehlende Investitionen direkte Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben. Während die Wirtschaftsleistung sinkt, steigt meist einhergehend die Arbeitslosenzahl, gleichzeitig sinken Steuereinnahmen und Kaufkraft. Eine noch restriktivere Kreditvergabe der Banken ist meist die Folge. Die Staatsdefizite steigen, das Wirtschaftswachstum sinkt. Der „Kreislauf“ beginnt von vorne.

„Virtuous Circle“, die Lösung aller Probleme?
Durch ihren gigantischen Eingriff mit über 1.000 Milliarde Euro veränderte die EZB die Spielregeln allerdings drastisch. Die „simple“ Idee war, die Kapitalisierung der Banken über die nächsten drei Jahre zu sichern, sodass diese in die Lage versetzt werden, verstärkt Kredite zu vergeben. Anstatt „abzuspecken“ wurden sie so weiter „aufgepumpt“. In der Theorie lässt sich quasi wie beim „Vicious Circle“ weiter argumentieren. Staaten erhalten größere Freiräume für Investitionen. Die Investitionen und Kredite von Staaten und Banken fördern das Wirtschaftswachstum. Während die Arbeitslosigkeit sinkt, steigen das Einkommen der Konsumenten und die Steuereinnahmen. Beflügelt davon können Banken vermehrt Kredite vergeben, Staaten ihren Schuldenberg reduzieren und die Wirtschaft wächst und wächst. Ein neuer „Kreislauf“ kommt in Gang. In der Praxis sieht es (leider) etwas anders aus. Die gewünschten Wachstumsimpulse sind bisher ausgeblieben. Die Geldschwemme „versickerte“ bei den Banken und den Staaten. Lediglich weichere Wirtschaftsindikatoren zeigen positive Tendenzen. Ob sich dies letztendlich bewahrheitet, bleibt abzuwarten. Ansonsten kommt eben mehr Liquidität? Oder besser nicht? Das „Ponzi-Spiel“ beginnt von vorne…

Definition
Ein „Ponzi-Spiel“ ist ein Schneeballsystem oder auch Pyramidenspiel genannt. Der Name stammt von Charles Ponzi, einem der größten Betrüger der amerikanischen Geschichte.