FondsDISCOUNT.de: Herr Professor Weber, den ARERO Weltfonds zeichnet als gemischter Indexfonds eine hohe Asset Allokation aus, da nicht in Einzeltitel sondern in Indizes investiert wird. Mittlerweile konnte der ARERO Weltfonds (ISIN: LU0360863863) mehr als eine Milliarde Euro an Volumen aufbauen. Herr Professor Weber, Sie haben diese Methode an der Universität Mannheim entwickelt. Was war Ihre Intention dahinter?


Martin Weber: 2007 haben wir den Börsenratgeber „Genial einfach investieren“ veröffentlicht. Das Buch war sehr erfolgreich. Gleichzeitig sind viele Leser auf uns zugekommen und haben uns gefragt, wie sie denn nun konkret anlegen sollten. Aus dieser Situation heraus ist ARERO als Nachfolgeprojekt entstanden. Dabei haben wir uns gefragt, wie man als Privatanleger tatsächlich wissenschaftlich fundiert investieren sollte. Dazu gehören für uns in erster Linie ein passiver Anlagestil, der auf Stock Picking und Market Timing verzichtet, eine breite Diversifikation über Anlageklassen und Anlageregionen sowie niedrige Kosten. ARERO orientiert sich konsequent an diesen Eigenschaften. Hinzu kommt das halbjährliche Rebalancing auf Fondsebene, um die gewünschte Asset Allocation von 60 Prozent Aktien, 25 Prozent Renten und 15 Prozent Rohstoffen im Zeitablauf beizubehalten.


 


Haben Sie bei der Erstellung des Modells auch an so außergewöhnliche Marktsituationen gedacht, wie wir sie das erste Halbjahr an den Märkten gesehen haben?


Zunächst einmal muss man sich bewusst machen, dass Kurseinbrüche von 30 Prozent, 40 Prozent oder 50 Prozent und damit einhergehend sehr hohe Kursschwankungen an der Börse zwar selten, aber auch nicht extrem selten sind. In den letzten 20 Jahren gab es immerhin drei Einbrüche mit solcher Heftigkeit: das Platzen der „dot.com“-Bubble 2000 bis 2003, die Finanzkrise 2008 und 2009 und nun Corona. Anleger sollten sich angesichts dessen klar machen, wie viel Risiko sie aufgrund ihrer eigenen Finanzsituation verkraften können. Außerdem ist die alte Börsenweisheit, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, nach wie vor richtig. Es kann aus Diversifikationsgründen sinnvoll sein, dem Depot auch andere Anlageklassen wie Staatsanleihen oder Rohstoffe wie Gold beizumischen. Genau das wird mit ARERO ja umgesetzt.


 


Die namensgebenden Anlageklassen Aktien, Renten und Rohstoffen sind im Verhältnis 60/25/15 Prozent aufgeteilt. Wenn wir hier ins Detail gehen: Aus welchem Universum wird der Aktien-Anteil gebildet? Gibt es Länder oder Branchen, die ausgeschlossen werden?


Der Aktien-Anteil setzt sich aus den Solactive Indizes für die Region Europa, Nordamerika, den Pazifikraum und Entwicklungsländer zusammen. Hierin sind insgesamt etwa 2.800 Aktien aus mehr als 40 Ländern vertreten. Da wir mit ARERO eine möglichst breite Diversifikation über Anlageklassen, Regionen und Branchen anstreben, schließen wir keine Unternehmen oder Branchen aus. Länder, in denen ARERO nicht investiert ist, sind Länder, in die es sich nicht so leicht investieren lässt.


 


Der Anleihenmarkt gerät durch die Niedrigzinspolitik seit Jahren unter Druck. Wird die Gewichtung der Anlageklasse weiterhin bei 25 Prozent bleiben?


Derzeit sind hier keine Änderungen vorgesehen. Sicherlich haben Anleihen eine niedrigere erwartete Rendite als Aktien, aber gleichzeitig tragen sie einen großen Teil zur Risikostreuung des Fonds bei. Während die Korrelation zwischen Aktienmärkten in der Vergangenheit tendenziell global zugenommen hat, blieben Anleihen recht unkorreliert mit Aktien. Zudem bedeuten negative Zinsen nicht gleich negative Renditen. So hat die Anleihenkomponente des ARERO trotz negativer Zinsen in den letzten fünf Jahren eine annualisierte Rendite von über zwei Prozent erwirtschaftet.


 


In welche Anleihenklassen investiert der Fonds?


Der Rentenanteil von ARERO setzt sich ausschließlich aus Staatsanleihen aus dem Euro-Raum zusammen, die ein Investment Grade Rating haben. Durch die Begrenzung auf den Euro-Raum vermeiden wir Währungsrisiken. Durch das Investment Grade Rating halten wir Ausfallrisiken möglichst gering.


 


Neben dem Aktienmarkt ist auch jener für Rohstoffe besonders volatil. Welche Rohstoffe sind über die Indizes im ARERO Weltfonds abgedeckt?


In ARERO werden Rohstoffe mit einer Gewichtung von 15 Prozent durch die Wertentwicklung des Bloomberg Commodity Index Total Return 3 Month Forward abgebildet. Dieser Index umfasst die Bereiche Energie, Edelmetalle, Industriemetalle, sowie Agrarrohstoffe und Lebendvieh einteilen. Aufgrund seiner breiten Streuung passt er ideal für ARERO.


 


Seit dem 30. Juni 2020 gibt es den ARERO Weltfonds auch in nachhaltig. Was war die Motivation für diesen Schritt?


Mit dem nachhaltigen ARERO wollen wir Anlegern, die auf das Thema Nachhaltigkeit Wert legen, die Möglichkeit geben, ihre Präferenzen auch beim Investieren umzusetzen. Wir haben das Ziel, Investoren hierbei einen Fonds zu bieten, mit dem sie nachhaltig anlegen und trotzdem möglichst viel Diversifikation und Effizienz beibehalten können.


 


Für Nachhaltigkeit in der Geldanlage gibt es keine allgemein gültige Definition. Wie setzen Sie die Maßstäbe für den ARERO - Der Weltfonds – Nachhaltig (ISIN: LU2114851830) an?


Weil es sich leichter sagen lässt, was nicht nachhaltig ist, gehen wir den Weg zur Nachhaltigkeit über den Ausschluss von Positionen, die unter sozialen und ökologischen Aspekten eher als nicht nachhaltig angesehen werden. Um ein Maximum an Objektivität zu bewahren, orientieren wir uns hierbei an der DWS Engine, die die ESG-Ratings einer Vielzahl führender Anbieter aggregiert. Mittels dieser Daten werden die Unternehmen in einem ersten Schritt danach beurteilt, ob sie in einem kontroversen Geschäftsfeld tätig sind. Kontroverse Sektoren sind beispielsweise Glücksspiel, Tabak, Alkohol, Pornografie oder Waffenhandel. Im zweiten Schritt prüft die DWS Engine die Unternehmen auf die Einhaltung von Unternehmensnormen. Die zugrundeliegenden Normen basieren Großteils auf den zehn Prinzipien des UN Global Compact und umfassen somit sowohl Umwelt- und soziale Aspekte als auch Aspekte der Unternehmensführung, wie beispielsweise die Einhaltung von Anti-Korruptionsrichtlinien. Das dritte Kriterium ist das Klimatransitionsrisiko, welchem ein Unternehmen ausgesetzt ist. Darunter sind Risiken für das Geschäftsmodell zu verstehen, die sich beim Übergang zu einer kohlenstofffreien Welt einstellen können. In einem vierten Schritt wird die allgemeine ESG Qualität eines Unternehmens über ein aggregiertes Rating, das sogenannte DWS SynRating gemessen. Zuletzt werden dann die Unternehmen ausgeschlossen, die bei den vier Kriterien die Mindeststandards nicht erfüllen.


 


Ein besonders spannender Punkt ist sicher das Thema Rohstoffe, welches viele erstmal nicht als so nachhaltig erachten. Wie wird das Thema ESG im Bereich Rohstoffe umgesetzt?


Hierzu schließen wir im Vergleich zum klassischen ARERO den Bereich Agrarrohstoffe und Lebendvieh aus. Der Ausschluss dieses Bereichs bedeutet nach unserer Auffassung auch keinen großen Diversifikationsverlust für Anleger, da dieser Bereich auch am klassischen ARERO schon nur einen geringen Anteil hatte.


 


Unterscheidet sich der nachhaltige ARERO Weltfonds nur in Bezug auf ESG-Kriterien von seinem „großen Bruder“ oder gibt es noch weitere Unterschiede?


Nein, beide Fonds basieren auf der bewährten Mischung von Aktien, Renten und Rohstoffen mit einer Zielallokation von 60-25-15. Die Gewichtung zwischen den Aktienregionen erfolgt immer nach dem BIP. Beide Fonds verzichten auf einen Ausgabeaufschlag und die laufenden Kosten gemäß KID, also dem Key Investor Document, betragen für beide Fonds 0,5 Prozent p.a.