Geopolitische Spannungen, hohe Inflationsraten, steigende Zinssätze und gestörte Lieferketten sorgen aktuell für nervöse Aktienmärkte und hohe Volatilität. Auf der Suche nach soliden Investments rücken gerade konjunkturunabhängige Assets wieder verstärkt in den Fokus der Anlegerschaft. Neben Basiskonsumgütern, Energie (respektive: Versorgern) und Versicherungen zählt vor allem der Gesundheitssektor zu den Nutznießern dieser Rückbesinnung auf elementare Grundbedürfnisse. Trifft er dabei auf eine Region wie den asiatisch-pazifischen Raum, in dem über 4,5 Milliarden Menschen leben, wird das enorme Potenzial schnell offensichtlich.


Der asiatische Healthcare-Markt


Der Gesundheitssektor in Asien ist ein riesiger Wachstumsmarkt. Allein in den drei Ländern China, Indien und Indonesien leben über drei Milliarden Menschen, wobei der Anteil der Mittelschicht an der Gesamtbevölkerung kontinuierlich wächst. Dies geht mit einer Erhöhung der Kaufkraft und gesteigerter Konsumneigung einher – ganz besonders bei der Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen im Bereich Gesundheit. Angesichts einer zunehmenden Überalterung der Gesellschaft – in Asien werden im Jahr 2050 rund eine Milliarde Menschen über 60 Jahre als sein – ist zudem mit einer weiteren Intensivierung dieses Trends zu rechnen.


Um dieser Nachfrage gerecht werden zu können, investieren die Länder im asiatisch-pazifischen Raum massiv in die Digitalisierung ihrer Gesundheitssysteme. So baut Japan für seine 1.741 Kommunen eine eigene digitale Verwaltungsplattform auf, welche auch die virtuelle medizinische Versorgung unterstützen soll. Die hohen Wachstumsraten in diesem Segment belegt auch eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey & Company – für den digitalen Gesundheitsmarkt in Asien prognostiziert das Unternehmen bis 2025 einen Wert von 100 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2020 waren es gerade einmal 37 Milliarden US-Dollar – Tendenz: weiter steigend. Ein Blick auf die Investitionen der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) untermauert dies: Im Jahr 2021 sagte die Bank insgesamt 35,7 Milliarden US-Dollar Unterstützung für die Region zu, wobei der Gesundheitssektor der große Gewinner war. In Summe konnte der Healthcare-Bereich neunmal so hohe Zusagen wie noch 2019 für sich verbuchen.


Zwei spannende Themenfonds im Kurzportrait


Der von Oliver Kubli und Remo Krauer gemanagte Bellevue Asia Pacific Healthcare (ISIN: LU1587985570) diversifiziert sehr breit, sowohl hinsichtlich der Regionen als auch des gesundheitlichen Leistungsspektrums. So befinden sich im Portfolio Unternehmen aus den Bereichen Generika, Medizinaltechnik, Biotechnologie, Pharma und Gesundheitsdienstleistungen. Da eine stringente Barbell-Struktur eingehalten wird, investiert der Fonds etwa 50 Prozent des Portfolios in entwickelte Länder wie Japan, Australien und Korea, während die andere Hälfte in (riskantere) Entwicklungsländer wie China, Indien und Thailand angelegt wird – wobei der Schwerpunkt mit über 30 Prozent ganz klar auf China liegt. „Die jüngsten Quartalszahlen für Q1/2022 im asiatischen Healthcare-Markt waren sehr ermutigend und haben die Analystenerwartungen in den meisten Fällen übertroffen“, weiß Fondsmanager Kubli zu berichten. Nicht zuletzt die hohe Anzahl von Innovationsführern unter den asiatischen Gesundheitsunternehmen mit bahnbrechenden neuen Technologien und Therapien (z. B. Legend Biotech aus China im Bereich der Zelltherapie/Blutkrebsbehandlung), weltweite Kooperationen und langfristig intakte Wachstumstrends machen den asiatisch-pazifischen Gesundheitsmarkt wirtschaftlich so attraktiv. „Die Nachfrage wird in naher Zukunft enorm zulegen. Daher erwarten wir für die nächsten Jahre ein doppelt so hohes Wachstum der asiatischen Gesundheitsindustrie im Vergleich zum Bruttosozialprodukt“, ergänzt Kubli. Zudem weist er auf die günstige PEG-Bewertung (price/earnings-to-growth, deutsch: Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis) der im Fonds enthaltenen chinesischen Aktien hin. Diese läge aktuell bei 0,6 und markiere damit einen neuen Tiefstand seit Lancierung des Fonds. „Dies entspricht einem Abschlag von gut 30 Prozent zum historischen Durchschnitt. Gleichzeitig beläuft sich das Umsatzwachstum der Portfoliowerte für die nächsten Jahre auf 18,7 Prozent pro Jahr.“ Zusammenfassend sei festzuhalten, dass der chinesische Gesundheitssektor unter diesen Gesichtspunkten auf ein sehr attraktives Niveau gefallen sei, resümiert Kubli.


Geballte China-Power holt man sich mit dem Guliver China Health Care (ISIN: DE000A2P37G3) ins Depot, der faktisch ausschließlich (knapp 97 Prozent) in das „Reich der Mitte“ investiert. Die größten Einzelpositionen sind WuXi Biologics (8,8 Prozent), WuXi AppTec (8,3 Prozent), Shenzhen Mindray (6,4 Prozent) und China Medical System (6,3 Prozent). Angesichts der hohen Dynamik, mit der die chinesische Regierung die Modernisierung des Gesundheitssystems vorantreibt – inklusive massiver Förderung der chinesischen Forschung und Entwicklung, um mittel- und langfristig die heimischen Gesundheitsmärkte mit selbst entwickelten Produkten und Dienstleistungen zu versorgen –, erscheint der Fokus vielversprechend. Zwar mussten chinesische Gesundheitsaktien in den letzten beiden Dekaden heftige Kurskorrekturen hinnehmen (u. a. Finanzkrise 2008 oder Eurokrise 2011), dennoch konnte der US-Aktienmarkt im besagten Zeitraum um Längen outperformt werden. Gleichwohl gilt es zu bedenken, dass regulatorische Maßnahmen von Seiten der Regierung (Stichwort: Zero-Covid-Politik oder internationale Expansionsverbote) unkalkulierbar sind – die goldene Regel, dass Überrenditen mit einem höheren Risiko erkauft werden, gilt eben auch in diesem Fall. Für risikobewusste Anleger, die ihr Exposure in China erhöhen wollen, eine sicherlich interessante Option.