Europäische Investmentfonds mit implementierten ESG-Kriterien zeigten sich im ersten Quartal dieses Jahres widerstandsfähiger als der Durchschnitt von in Europa aufgelegten Investmentfonds. Das meldet Morningstar und beruft sich auf eine hauseigene Auswertung. Anleger hätten trotz anhaltender Volatilität und einem „covid-19 sparked market sell-off“ Interesse an Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen gezeigt. 

ESG-Fonds: Zuflüsse im ersten Quartal


Investmentfonds mit verankerten Nachhaltigkeitskriterien hätten laut der Ratingagentur im ersten Quartal 2020 Zuflüsse von rund 30 Milliarden Euro verbuchen können. Das gesamte Fondsspektrum in Europa hätte hingegen Federn lassen müssen und mit Abflüssen von 148 Milliarden Euro das erste Quartal abschließen müssen.


Das erste Quartal des neuen Jahrzehnts verlief auf den europäischen Aktienmärkten sehr unterschiedlich und war durch Zuflüsse in den ersten beiden Monaten geprägt. Nachhaltige Fonds konnten im Januar Zuflüsse von 14 Milliarden Euro verzeichnen, so Morningstar, gefolgt von Zuflüssen von 18,5 Milliarden Euro im Februar. Der März sei allerdings von den Auswirkungen der Pandemie geprägt gewesen. Laut den Auswertungen seien 3,3 Milliarden Euro aus in Europa ansässigen nachhaltigen Strategien abgezogen worden. Dies sei jedoch ein begrenzter Verlust im Gegensatz zu den März-Abflüssen bei traditionellen Fonds in Höhe von 245,5 Milliarden Euro. Insgesamt sei das Vermögen von europäischen Fonds mit Nachhaltigkeitskriterien im ersten Quartal um 10,6 Prozent zurück. Das Vermögen im gesamten europäischen Fondsuniversum war jedoch stärker betroffen und ging den Daten zufolge um 16,2 Prozent zurück.


Professor Christian Klein, Fachgebietsleiter für Sustainable Finance an der Universität Kassel (Bild rechts), hat die Vermutung, dass Anleger mit ESG-Fokus die weitsichtigeren Investoren sind: „Vieles deutet darauf hin, das wissen wir auch aus unseren Forschungsergebnissen“, so Klein zu FondsDISCOUNT.de. Der ESG-Experte verweist aber auch auf die Resilienz der Unternehmen: „Außerdem scheint es so zu sein, dass Unternehmen, die als Nachhaltiger eingestuft werden, gerade weniger von den Kursverlusten betroffen sind. Hier sind wir im Moment dabei, das näher zu untersuchen.“


Hortense Bioy, Expertin für Nachhaltigkeitsforschung bei Morningstar spricht von einer andauernden Stabilität bei ESG-Investitionen. Anleger von nachhaltigen Fonds würden in der Regel von ihren Werten bestimmt sein und langfristig investieren. Zudem sei es offensichtlich so, dass diese Anleger eher bereit seien, Perioden mit schlechter Performance zu überstehen.


Zukünftige Konjunkturprogramme sollten aus Sicht von Professor Klein noch mehr Nachhaltigkeitsthemen integrieren: „Am Beispiel des Themengebiets Klimawandel erkennen wir, dass Nachhaltigkeit in vielen Fällen kein Gut-Mensch-Thema ist, sondern dass es um Risikomanagement geht. Wir haben jetzt die Chance die Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Geschäftsmodelle in Richtung einer klimaneutralen Zukunft zu transformieren.“ Ein großer Schritt sei schon getan: „Durch die Änderung von MiFID II werden Kundenberater sich zukünftig mit ihren Klienten über nachhaltige Geldanlagen unterhalten müssen. Hier sehen wir ein enormes Potenzial für den Retail-Bereich“, so Klein weiter.


Aktiv gemanagte ESG-Fonds im Vorteil


Morningstar sieht hinsichtlich der Auswertung eine weitere interessante Entwicklung. Aktiv verwaltete Fonds hätten innerhalb des ESG-Fondsuniversum gegenüber Indexfonds deutlich besser abgeschnitten: „Während im vierten Quartal 2019 Indexfonds 28 Prozent der Zuflüsse in ESG-Fonds ausmachten, belief er sich nur auf 14 Prozent im ersten Quartal des laufenden Jahres." Dies lasse auf die eher stetige Natur des Investorenverhaltens bei aktiv verwalteten ESG-Fonds schließen.


Interessante Entwicklung in den USA


Die Analysten von Morningstar stellten in einer weiteren Auswertung fest, dass ESG-Fonds in den USA im ersten Quartal sogar einen Rekord hinsichtlich der Mittelströme aufstellten. Die Nettozuflüsse für nachhaltige Fonds, die US-amerikanischen Anlegern zur Verfügung standen, hätten demnach im ersten Quartal 2020 einen Wert von 10,5 Milliarden US-Dollar erreicht – und dies trotz des plötzlichen Einbruchs von Aktien in einen Bärenmarkt in der Mitte des Quartals. Das vierte Quartal 2019 sei bisher diesbezüglich das erfolgreichste Quartal gewesen. Nachhaltige Fonds hätten laut Morningstar in den USA im gesamten Jahr 2019 einen Nettofluss von 21,4 Milliarden US-Dollar erzielt. Das sei viermal so viel wie im davorliegenden Kalenderjahr. Die Zuflüsse im ersten Quartal 2020 seien bereits halb so hoch. Morningstar schlussfolgert, dass nachhaltige Fonds trotz Pandemie auf dem besten Weg seien, die Marke des letzten Jahres zu übertreffen.


Es sehe so aus, dass ESG-Fonds auch hinsichtlich der Perfomance im ersten Quartal besser als herkömmliche Fonds abschneiden. Dies könnte künftig diese Entwicklung noch mehr pushen.


Europäische ESG-Fonds: zwei Bestseller aus dem ersten Quartal


Pictet - Global Environmental Opportunities-P (ISIN: LU0503631714)


Portfoliomanager Philippe Rohner investiert bevorzugt in Unternehmen, die in ökologisch nachhaltigen Dienstleistungen, Infrastruktur, Technologien und Ressourcen tätig sind. Die typischen Portfoliotitel kommen dabei aus dem Bereich Umwelttechnologie. Zu den Top-Holdings im Portfolio (rund 50 Positionen) zählen der in Kalifornien ansässige Rechenzentren-Anbieter Equinix, der Wasserversorger American Water Works sowie der Tech-Konzern Thermo Fisher Scientific. Der Aktienfonds aus dem Jahr 2010 hält ein Volumen von rund 2,6 Milliarden Euro.


Nordea 1 - Global Climate and Environment Fund BP (ISIN: LU0348926287)


Thomas Sørensen und Henning Padberg verwalten diesen Aktienfonds aus dem Jahr 2008. Das Manager-Duo investiert in Unternehmen, die hinsichtlich ihrer Fundamentaldaten und aufgrund der Bewertung ihres Wachstums überzeugen. Das konzentrierte Portfolio besteht aus 40 bis 60 Einzeltiteln. Diese wählen Sørensen und Padberg nach einem bottom-up-getriebenen Investmentansatz aus. Schwergewichte im Portfolio sind der Industriekonzern Linde, Air Liquide (technische Gase) sowie der in New York ansässige Aromahersteller International Flavors and Fragnances.


Die Nachhaltigkeitsfonds im Vergleich zum Sektorendurchschnitt Aktienfonds All Cap Welt (Fünf-Jahres-Zeitraum)


 



 


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