Im Januar gab Axel Brosey, Senior Fund Manager Equities, CFA und Certified ESG-Analyst der Lloyd Fonds AG, den Kunden von FondsDISCOUNT.de in einer Webkonferenz interessante Einblicke in die Hintergründe und die Entwicklung des Lloyd Fonds – Green Dividend World. Die spannende Konferenz regte die Teilnehmer zu einer Vielzahl qualifizierter und inspirierter Fragen an, auf die er ausführlich einging. Da aus Zeitgründen ein paar der Fragen offen blieben, sprach FondsDISCOUNT.de noch einmal mit Axel Brosey.


FondsDISCOUNT.de: Herr Brosey, vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, um noch einmal auf die offengebliebenen Fragen einzugehen! Können Sie zu Beginn noch einmal kurz zusammenfassen, was die Schwerpunkte des Green Dividend World sind?


Axel Brosey: Der Green Dividend World verfolgt drei Schwerpunkte. Erstens, weltweite Renditechancen zu nutzen oder, anders formuliert, eine attraktive Performance zu generieren. Zweitens, eine attraktive Dividende auf Portfolioebene zu erwirtschaften und diese zweimal im Jahr auszuschütten. Drittens, mit den Investments eine möglichst positive Wirkung auf die Umweltziele, wie z. B. Treibhausgasreduktion, zu erzielen. Diese Zielsetzung steht im Einklang mit den UN Sustainable Development Goals.


Auf die Frage, welche Kriterien und Kennzahlen bei einer Fundamentalanalyse im Rahmen der Aktienauswahl eine primäre Rolle spielen, konnten Sie aus Zeitgründen nur kurz eingehen. Können Sie dies hier noch einmal aufgreifen?


Das ist schwer in Kurzform zu beantworten. Wir machen bei all unseren Investments eine sehr detaillierte Fundamental- und Nachhaltigkeitsanalyse. Wir schauen uns unter anderem Marktstruktur, Marktpotential, Wachstumsmöglichkeiten, Wettbewerbssituation, Gewinnspannen, ROCE, Verschuldungssituation, Verwendung des Kapitals, Cashflow-Entwicklung und -Potential, Status Quo der Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeitszielsetzung und Kontroversen an.


Auch das Thema Wasserstoff konnten Sie in der Fragerunde nur kurz anreißen. Sie sagten dazu, dass Wasserstoff zwar ein sehr interessantes Thema sei, in den deutschen Medien aber zu sehr gehypt werde. Können Sie dies noch einmal näher erläutern?


Wasserstoff ist mindestens seit 20 Jahren ein Thema und kocht immer mal wieder hoch. Grundsätzlich verdienen aber nach Jahrzehnten unterschiedlichen Entwicklungen kaum ein Unternehmen nachhaltig Geld damit – auch wenn es gibt Ausnahmen gibt. Zudem ist Wasserstoff nicht grundsätzlich C02-neutral. Man unterscheidet grauen, blauen, türkisen und grünen Wasserstoff. Bei den ersten drei Arten wird Wasserstoff aus Erdgas hergestellt, und je nach Verfahren ist dies mehr oder weniger treibhausgasarm. Grüner Wasserstoff hingegen ist der heilige Gral. Hier wird Wasserstoff per Elektrolyse hergestellt und es ist komplett C02-neutral, aber heute leider noch nicht investierbar.


Ihr Investmentfonds wird unterstützt vom WWF Deutschland. Ein Teilnehmer der Konferenz möchte wissen, wie sich dies damit vereinbaren lässt, dass der Fonds Anteile von Procter & Gamble hält – die zugeben, in ihrer Produktentwicklung Tierversuche durchzuführen, sofern es keine tierversuchsfreie Alternative gibt.


Wir sehen Tierversuche sehr kritisch. Uns ist nicht bekannt, dass ein einziges Unternehmen Tierversuche in unserem Investmentuniversum freiwillig macht, da sowohl ethische Gründe als auch Kostengründe dagegensprechen. Tierversuche werden von der überwiegenden Mehrheit der Unternehmen nur gemacht, weil sie vom Regulator dazu gezwungen werden. Dies betrifft in erster Linie die Pharmaindustrie, aber auch in bestimmten Bereichen die Konsumgüterproduzenten, wie beispielsweise Procter & Gamble. Gerade dieses Unternehmen setzt sich seit Jahrzehnten gegen Tierversuche ein und versucht, diese komplett zu meiden.


Ein anderer Teilnehmer fragte, inwiefern die Geschäftsmodelle ein paar der Positionen in Ihrem Fonds, wie beispielsweise Reckitt Benckiser und Procter & Gamble – die er persönlich nicht als nachhaltig einschätzen würde –, nachhaltig sind. Können Sie dazu Stellung nehmen?


Grundsätzlich investieren wir nur in Unternehmen, die sich starke Ziele setzen, die im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der UN sind. Sowohl Procter & Gamble als auch Reckitt Benckiser haben sich starke Ziele unter anderem in den Bereichen Treibhausgasreduzierung, Recycling, Kreislaufwirtschaft, Plastikreduktion, Wasserverbrauchreduktion und vielen mehr gesetzt.


Ebenfalls aufgegriffen wurde in der Fragerunde das Thema Atomenergie als vermeintlich CO2-freie Energiequelle. Der Teilnehmer möchte wissen, ob Sie für den Fonds eine Investition in diesen Bereich in Betracht ziehen – vor dem Hintergrund möglicher zukünftiger Technologien zur besseren Aufbereitung des Atommülls.


Das Problem der Atomenergie in Deutschland und den meisten anderen Ländern ist, dass die Kraftwerke als nicht hundertprozentig sicher angesehen werden und das Endlagerproblem nicht gut gelöst ist. Aufgrund dessen stehen wir Atomenergie, wie sie heute gehandhabt wird, sehr kritisch gegenüber und begrüßen zeitnahe Ausstiegspfade der Unternehmen. Grundsätzlich stehen wir neuen Technologien immer offen gegenüber. Diese sind leider im Nuklearbereich, nach unserem Kenntnisstand, derzeit nicht marktfähig.


Die asiatische Industrie ist nicht dafür bekannt, besonders nachhaltig zu sein. Gibt es hier eine Tendenz, dass Nachhaltigkeit in Zukunft eine größere Rolle spielen wird? Und könnten Sie sich in diesem Fall vorstellen, Ihr Portfolio weiter zu diversifizieren, indem Sie nachhaltige asiatische Positionen aufnehmen?


Das ist richtig, europäische Unternehmen führen im Bereich Nachhaltigkeit, diesen folgen amerikanische Unternehmen und erst dann kommen asiatische Unternehmen. In allen Regionen entwickelt sich dieses Thema aber rasant weiter und wird mit Sicherheit auch in Asien eine deutlich größere Bedeutung spielen. Asiatische Aktien sollten von daher eine größere Rolle spielen.


Herr Brosey, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!


Hier geht's zur kompletten Aufzeichnung der Webkonferenz:



Wertentwicklung seit Auflage