Wo sehen Sie die größten Vorteile auf dem US-Markt?
Da gibt es viele. Ich konzentriere mich derzeit auf die Technologie- und Automobilindustrie. In den USA gibt es die innovativsten Motoren. Das Auto ist nicht mehr länger nur ein mechanisches Vehikel, sondern ein Kommunikationsmittel. Viele neue große Player drängen auf den Markt, wie z.B. Google, Apple, Tesla und auch Amazon.

Außerdem ist Healthcare in den USA gerade ein sehr großes und innovatives Feld. Generell könnte die Produktion und die Nutzung von Technologie unter der neuen US-Administration immer billiger werden.

Welchen Einfluss messen Sie der neuen US-Regierung unter Donald Trump bei?
Die neue US-Administration hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie will Unternehmens-Steuern von 35 auf 20 Prozent senken. Das zieht Investitionen und Jobs an. Kleine Unternehmen können davon profitieren.

Small- und Midcap-Unternehmen sind seit der Trump-Wahl überdurchschnittlich stark gewachsen. Glauben Sie dass das also auch ein langfristiger Trend sein könnte?
Ja, denn wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Wenn Trump seine Pläne umsetzen kann, dann könnten die Unternehmens-Investitionen wieder steigen. Auch die Investitionen des Staates befinden sich derzeit auf einem Niveau der 70er Jahre. Das wird sich mit den geplanten Infrastruktur-Investitionen der Trump-Administration ändern.

Auf der anderen Seite könnte es natürlich ein Schuldenproblem geben. Aber auch da sehe ich eine Lösung. Trump könnte durch die geplanten Zölle auf US-Importe etwa eine Billion US-Dollar aus dem Ausland zurück in die Staaten holen. Damit könnte er einerseits seine Infrastruktur-Investitionen finanzieren und andererseits neue Anreize für die großen Konzerne geben, die Produktion zurück in die Staaten zu verlegen, vor allem wenn die Bürokratie abgebaut wird.

Ist es denn realistisch, dass große Konzerne ihre Fabriken wieder in die USA verlegen?
Wie viele Mitarbeiter braucht man denn, um eine Auto-Fabrik zu betreiben? Vor zwanzig Jahren brauchte man noch 5.000 Mitarbeiter. Heutzutage braucht man nur noch 2.000. Hoch automatisierte Fabriken können also tatsächlich zurück in die Staaten verlegt werden.

Und wenn Apple für jedes iPhone 20 Prozent Steuern zahlen muss, was es in die USA importiert, dann könnten sie sich veranlasst sehen, die Produktion zurückverlegen. Diese Entwicklungen werden wiederum den Menschen zugutekommen, die sich zurückgelassen fühlen. Mit ihnen profitieren dann auch kleine und mittelgroße Unternehmen.

Gibt es auch Verlierer dieser neuen Wirtschaftsdoktrin?
Natürlich. Alle Unternehmen, die Waren außerhalb der USA produzieren und in die USA exportieren wollen, könnten zu den Verlierern gehören. Die Inflation wird steigen und auch der Druck auf die Gehälter im unteren Lohnsegment wird steigen. Aber die Beschäftigung in den USA geht aufgrund der Automatisierung und der Globalisierung schon seit Jahren zurück. Trump will diesen Trend umkehren.

Setzen Sie in Ihren Short-Strategien auch gezielt gegen die Verlierer dieser Wirtschaftspolitik?
Ja, ich shorte Offshore-Unternehmen und solche Unternehmen, die auf die USA als Exportmarkt angewiesen sind. Unsere Long-Strategien konzentrieren sich auf die Automobilseite. Die Pläne von General Motors, Fabriken im Ausland zu bauen, wurden bereits gestoppt. In einem zweiten Schritt werden Automobilproduzenten ihre Produktionsstätten zurück verlegen.

Mit dem Ausbau der Infrastruktur kommt dann der Wandel in der US-Konjunktur. Bis diese neuen Gesetze umgesetzt werden, wird es vermutlich drei bis sechs Quartale dauern.

Glauben Sie auch an eine Fortsetzung der Trump-Rallye?
Die Märkte sind nicht in eine Rally eingetreten, weil Donald Trump Präsident geworden ist, sondern weil die Republikaner nun alle vier Kammern im politischen System kontrollieren – das Amt des Präsidenten, den Senat, den Kongress und den Supreme Court. Das birgt viel Potenzial für Wandel. Zuerst will der neue Präsident das Ministerium für Energie komplett abschaffen, um Bürokratie abzubauen.

Ist das nicht ein Rückschritt und das Ende der erneuerbaren Energie?
Die Administration ist der Meinung, dass der Staat sich nicht in die Angelegenheiten des Energiemarktes einmischen soll. Es ist nicht die Aufgabe des Staates, die Gewinner und Verlierer am Markt mit Regulierungen zu bestimmen.

Eine Frage zum Abschluss: Welches sind die beängstigendsten beruflichen Erfahrungen, die Sie in 2016 gemacht haben?
Der Brexit und die US-Wahl sind da zu nennen. Weil beides so unerwartet kam. Nach der Trump-Wahl ist Gold in die Höhe geschossen und der Markt ging runter, kurz danach hat sich beides dann komplett gedreht. Aus der Perspektive eines Fondsmanagers ist es sehr schwer, damit umzugehen. Vor allem aus der Perspektive europäischer Fondsmanager ist der US-Markt derzeit schwierig einzuschätzen. Die meisten Anlagestrategien haben den politischen Entwicklungen nicht standgehalten.

Herr Khowala, vielen Dank für dieses Gespräch.

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Indien, Australien, UK und USA – Aditya Khowala hat schon die ganze Welt gesehen und kennt sich an den Kapitalmärkten aus.