Der Blick vieler Anleger richtet sich meist in Richtung USA, China, Europa oder Japan. Verständlich – schließlich zählen diese Regionen zu denen mit der höchsten Wirtschaftskraft. Doch es lohnt sich, weiter zu schauen. Unternehmen aus Australien kreisen oftmals unter dem Radar der Analysten und bieten reichlich Potenzial.
Stabiles Australien: 28 Jahre lang keine Rezession
Der fünfte Kontinent liegt von Europa aus gesehen – tausende Kilometer entfernt – am anderen Ende der Welt. Viele verbinden Australien mit Kängurus, Koala-Bären, Buschbränden und Surfparadiesen. Doch der sechstgrößte Staat der Erde kann mehr bieten. Neben einem stabilen westlich geprägten politischen Wertesystem verfügt Australien ebenso über eine starke und stabile Wirtschaft. Hinsichtlich der Wirtschaftskraft rangiert Australien zur Zeit auf Rang 14 (Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukte/BIP).
Eine stabile Wirtschaft trägt zudem zu Wohlstand bei. Laut einer Studie der Bank Credit Suisse aus dem Jahr 2017 ist Australien das Land mit dem weltweit neunt-größten Gesamtvermögen. Das Land lag demnach beim Vermögen pro Kopf sogar auf Platz drei (hinter Island und der Schweiz). Wirtschaftliche Stabilität in Down Under lässt sich auch daran messen, dass es dort 28 Jahre lang keine Rezession gab. Das ist weltweiter Rekord. Ob das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000, die Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 oder der Verfall der Rohstoffpreise im Jahr 2015 – dies alles konnte erfolgreich abgewendet werden. Die Corona-Pandemie hatte jedoch im ersten Quartal dieses Jahres auch Australien erreicht und wirtschaftlich getroffen. Die Regierung reagierte mit strengen Maßnahmen und verhängte harte Lockdowns. Das könnte sich nun bezahlt machen. „Nachdem das Virus stark zurückgedrängt worden ist, kommt die australische Wirtschaft wieder schneller in Schwung als vorausgesagt“, bemerkte kürzlich die Neue Zürcher Zeitung. So erwarte der Internationale Währungsfonds, dass die Wirtschaft bis Ende 2020 um 4,2 Prozent schrumpfe, und nicht wie zuvor berechnet um 6,7 Prozent. Der australische Premierminister Scott Morrison hatte in den letzten Tagen erklärt, dass das Vertrauen in die Wirtschaft zurückgekehrt sei. Prognosen gehen davon aus, dass Australiens Wirtschaft im kommenden Jahr um drei Prozent wachsen kann.
Investieren in Australien – diese Branchen dominieren
Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige ist der Rohstoff-Sektor. Das Land besitzt hohe Vorkommen an Bodenschätzen wie Gold, Diamanten, Eisenerz, Minerale und Kohle. Binnen weniger Jahre wurde das Fördervolumen von Eisenerz in den australischen Minen nahezu verdoppelt, der höchste Anteil des Eisenerzes geht nach China. Die geförderte Menge an Gold entspricht rund zwölf Prozent auf dem Weltmarkt. Australien zählt zudem zu den weltweit größten Exporteuren von Steinkohle. Durch die Rohstoff-Fokussierung hängt die Wirtschaft im großen Umfang vom Export ab. Zwar können so Schwankungen im Welthandel deutlicher spürbar sein als anderswo, der Export bietet aber auch eine wesentliche Chance. China zählt beispielsweise zum wichtigsten Handelspartner für Stahl.
Australien profitiert zudem von einem effizienten Dienstleistungssektor, in dem rund Dreiviertel der Bevölkerung beschäftigt ist. Diese Branche erwirtschaftet rund 60 bis 65 Prozent des Bruttoinlandsproduktes/BIP). Schwerpunkte bilden dabei die Bereiche Finanzen, Immobilien und Unternehmensdienstleistungen. Privatanleger können am Erfolg der australischen Wirtschaft teilhaben, indem sie in aussichtsreiche Aktienfonds investieren.
Die Landwirtschaft ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Hier dominiert die Weidewirtschaft (Schafe, Rinder). Australien gehört zu den größten Wolle-Produzenten und trägt ein Viertel der Weltproduktion bei. Die Agrarwirtschaft erwirtschaftet rund ein Drittel aller Exporteinnahmen Australiens, obwohl auf diesen Sektor weniger als fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes fallen. Rund 80 Prozent der Agrarprodukte werden exportiert – China ist auch hier der größte Abnehmer.
Australien-Fonds mit viel Potenzial
NESTOR Australien Fonds B (ISIN: LU0147784119)
Portfoliomanager Wilhelm Schröder sieht sich als Stock-Picker und setzt den Fokus auf Rohstoffaktien, welche knapp die Hälfte der sektoralen Gewichtung ausmachen. Er investiert vor allem in Small- und Mid-Cap-Titel und verfolgt bei dem im Jahr 2002 aufgelegten Fonds einen antizyklischen Investmentansatz. Der Mineralsand-Förderer Sheffiled Resources, das Öl- und Gas-Förderunternehmen Strike Energy sowie Genex Power, ein Spezialist für die Erzeugung und Speicherung erneuerbarer Energien, gehören zu den Top-3 im Portfolio.
AS SICAV I - Australasian Equity Fund A (ISIN: LU0011963328)
Portfoliomanager Hugh Young investiert hauptsächlich in Unternehmen aus Australien und Neuseeland. Dabei hat er die Sektoren Finanzen und Gesundheit höhergewichtet. Im Fokus stehen unterbewertete Titeln, die bisher von den Analysten wenig Beachtung bekamen. Der Aktienfonds aus dem Jahr 1988 hält ein Volumen von rund 80 Millionen Australische Dollar. Die zehn Einzelwerte mit den meisten Anteilen machen 50 Prozent des Fondsvermögens aus. Zu den größten Positionen des Portfolios gehören das Rohstoffunternehmen BHP Group, der auf Impfstoffe spezialisierte Pharmakonzern CSL sowie die Kundenbank Commonwealth Bank of Australia. Alle Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Melbourne.
Candriam Equities L Australia C (ISIN: LU0078775284
Dieser Aktienfonds wurde im Jahr 1997 aufgelegt. Zuständiger Portfoliomanager ist Paul Xiradis. Der Fondslenker ist branchenseitig breit gestreut, ist jedoch vor allem bei Finanzen und Grundstoffe engagiert. Der Aktienfonds der Candriam Investor Group hält ein Anlagekapital in Höhe von rund 92 Millionen Australischen Dollar. Auch in diesem Fonds gehören CSL, die BHP Group sowie die National Australian Bank zu den Schwergewichten des Portfolios.
Wertentwicklung der Australien-Fonds im Fünf-Jahresrückblick
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