Linde verabschiedet sich mit einem Paukenschlag


New York statt Frankfurt – der Großkonzern Linde hat sich aus dem DAX verabschiedet, um ausschließlich an der Wall Street gelistet zu werden. Das hat weitreichende Konsequenzen für den Index und die daran gebundenen Indexfonds, wie die Tagesschau berichtet. Linde gehört zu den führenden Unternehmen in Sachen Industriegase und Ingenieurwesen. Das Traditionsunternehmen wurde 1879 von Carl von Linde mit fünf Partnern in Wiesbaden gegründet. In ihren Anfängen baut und vertreibt die „Gesellschaft für Lindes Eismaschinen“ Kältemaschinen, die in Deutschland vor allem unter den Bierbrauern Anklang fanden. Es folgte die Expansion nach Amerika und in Europa: Linde kauft im Jahr 2000 die schwedische Gasgruppe AGA, was ihr Geschäftsfeld außerdem nach Mittel- und Südamerika erweitert. Zuletzt erfreute Linde seine Investoren mit der Nachricht, im 30. Jahr in Folge eine Steigerung ihrer Quartalsdividende verkünden zu können.


Im DAX war Linde der am schwersten gewichtete Konzern und seit der Gründung des Index im selbigen gelistet. Der Rückzug von Linde habe praktische Gründe: An zwei Börsen gelistet zu sein sei teuer und ein hoher bürokratischer Aufwand, verrät Chris Oliver Schickentanz von der Capitell AG gegenüber der Tagesschau. „Der Inflation Reduction Act, das ist ja das große Konjunkturpaket, das die Biden-Administration ins Leben gerufen hat, der könnte dann natürlich Linde auch geschäftspolitisch noch einmal zu Buche schlagen und entsprechend unterstützen und helfen“, führt Schickentanz weiter aus. Steuerliche Erleichterungen, niedrigere Energiekosten, risikofreudigere Anleger und weniger bürokratischer Aufwand gehörten zu den Vorteilen des amerikanischen Marktes. Die Aufrücker in den DAX freuen sich indes über den Rückzug des Index-Schwergewichts.


Commerzbank kehrt mit Gewinn zurück


Auch sie war einst Gründungsmitglied des DAX: Die Commerzbank musste 2018 dem Konzern Wirecard im DAX Platz machen, der allerdings 2020 mit einem Betrugsskandal Pleite machte. Nun kehrt die Commerzbank zurück und sticht damit den Rüstungshersteller Rheinmetall aus, der nach dem Rückzug von Linde ebenfalls den freigewordenen Platz hätte einnehmen können. Die Commerzbank musste seit der Finanzkrise 2008 einen steinigen Weg gehen, um wieder in der ersten Liga anzukommen. Damals hatte sie gerade ihre Konkurrentin, die Dresdner Bank übernommen, als das Platzen der Immobilienblase in den USA die globale Finanzkrise lostrat. Wie ntv schreibt, musste der deutsche Staat damals die Milliardenlücken in der Bilanz der Commerzbank füllen und ist bis heute der größte Aktionär der Bank. Doch die Bank konnte auch positiv überraschen: 2015 schaffte sie es, ihren Gewinn zu verdreifachen. Dieses starke Ergebnis konnte die Bank nun wiederholen, sie weist somit laut Tagesschau den höchsten Gewinn seit zehn Jahren auf. Der Überschuss sei damit auf über 200 Prozent beziehungsweise 1,4 Milliarden Euro gestiegen. Die Bank erfüllt also die Aufnahmevoraussetzungen, die nach dem Wirecard-Skandal verschärft wurden: Die potenziellen Aufsteiger müssen mindestens für die vergangenen zwei Jahre eine positive Bilanz vorweisen können. Die erste Woche im DAX verlief für Bank und Investoren erfreulich und schloss mit einem Plus. Commerzbank-Chef Manfred Knof erwartet für 2023 weitere Gewinne: „Das zeigt, dass unsere Strategie greift und wir die Trendwende geschafft haben“, erklärt er in einer Pressemitteilung. „Unter dem Strich soll das Konzernergebnis deutlich über dem von 2022 liegen.“ Gleichzeitig legt er die Strategie der Commerzbank für die Zukunft dar: „Wir sind zur Halbzeit unseres Transformationsprogramms auf einem guten Weg, die digitale Beratungsbank für Deutschland zu werden. Wir werden auch in der zweiten Hälfte der Umsetzung unserer ,Strategie 2024‘ das Tempo hoch halten und unsere Renditeziele erreichen.“ Außerdem betont Knof die Stärke der Privatbank in der Kundenberatung. Der Start für die zweitgrößte deutsche Privatbank im DAX ist geglückt. Folgt man den zuversichtlichen Worten Knofs, steht der Commerzbank eine blühende Zukunft bevor.


Nachzügler Rheinmetall


Auf der Homepage von Rheinmetall finden sich zahlreiche Pressemitteilungen über Aufträge für den Technologiekonzern. Eine Mitteilung fehlt (bislang) jedoch: Die über den Aufstieg in die erste Börsenliga Deutschlands. Lang wird sie aber voraussichtlich nicht mehr auf sich warten lassen, denn Rheinmetall soll Fresenius Medical Care (FMC) ersetzen, die ihren Abstieg aus dem DAX in den M-DAX für den 20. März 2023 angesetzt haben. Überraschend erholte sich der Kurs von FMC in den letzten Tagen und das Unternehmen befindet sich aktuell im oberen Drittel des DAX, wie die Welt berichtet. Rheinmetall hat indes die positiven Erwartungen seit Ausbruch des Ukraine-Krieges erfüllt: Seit Beginn des Krieges habe sich der Aktienkurs verdoppelt, so die Tagesschau. Daniel Mohr von der Frankfurter Allgemeinen berichtet, dass der Kurs seit Januar um ein Drittel gestiegen sei.


Auswirkungen auf die Fondslandschaft


Auch die Indizes M-DAX und S-DAX sind in Bewegung: In den M-DAX steigen Rüstungsbauer Hensoldt und Tech-Unternehmen Jenoptik auf. Ihnen müssen der Biokraftstoff-Hersteller Verbio und die Software AG weichen – diese werden künftig im S-DAX zu finden sein. Dort gibt es weitere Wechsel, weil der Versicherer Wüstenrot & Württembergische zurückkehrt und den Mannheimer Biokraftstoff-Produzenten CropEnergies verdrängt. Der allgemeine Trend scheint zu sein, dass Rüstungsunternehmen Konjunktur haben, während Biokraftstoff-Unternehmen das Nachsehen haben.


Auch für die ETFs bedeuten die Wechsel Arbeit. Während Linde von den Vorteilen der Entscheidung profitiert, stehen der DAX und die Fondsmanager vor einem weitreichenden Wandel. ETFs, die den DAX abbilden, sind nun gezwungen, Linde-Aktien zu verkaufen und mit Commerzbank-Aktien zu füllen. Da jedoch Linde der am stärksten gewichtete Titel im DAX war, muss nun kräftig umgeschichtet und umgewichtet werden, um den DAX abzubilden. Der Index startet indes mit guten Nachrichten in die Woche: Am Montag, den 6. März stieg der DAX dank verblassender Zinsängste auf ein neues Jahreshoch von 15.620 Punkten, wie unter anderem Börse Online veröffentlichte.