FondsDISCOUNT.de: Herr Terwey, bevor wir auf Ihren Fonds zu sprechen kommen: Wie haben Sie die zurückliegenden Monate erlebt und inwiefern hat der Corona-Crash Ihre Arbeit als Vermögensverwalter beeinflusst?


Philip Terwey: Corona hat unser aller Leben verändert. Nicht unbedingt zum Guten. Die Art und Weise wie wir leben, wird auf einmal in Frage gestellt. Wir sorgen uns plötzlich um Dinge, die uns vor Corona nicht wirklich gekümmert haben. Wer hatte schon Angst, sich mit einem Schnupfen anzustecken? Mit Bezug auf unsere Arbeit muss man konstatieren, dass es in der heißen Phase der Börsenpanik durchaus schwierig war, sich besonnen und objektiv zu verhalten. Letztlich haben wir es aber geschafft, trotz der medialen Raserei. Das bedeutet, dass wir an unseren Investitionen vollumfänglich festgehalten und keine Verkäufe in den Markt gegeben haben. Dadurch konnten wir nach dem Crash mit voller Investitionsquote an dem V-förmigen Aufschwung partizipieren. Geholfen hat sicherlich auch unsere Erfahrung der vergangenen vier Jahrzehnte. Wer defensive und konjunkturresistente Titel mit Substanz und Qualität im Portfolio hat, muss sich in solch einer Situation nicht so sehr sorgen wie diejenigen Anleger und Investoren, die Zykliker und Wachstumswerte im Fokus haben.


Hinzu kommt, dass sich die Drawdowns in unseren Portfolios aufgrund der beschrieben Ausrichtung im Relation zum breiten Markt deutlich in Grenzen gehalten haben. Grade der DWS Concept GS&P Food lag bei Vollinvestitionsquote im Tief bei -21 Prozent. Da sind die -40 Prozent im breiten Markt schon eine andere Hausnummer.


Gerade die Lebensmittelbranche gilt ja gemeinhin als krisenresistent. Hat sich diese Zuschreibung während des Markteinbruchs bewahrheitet?


Ja. Man muss sagen, wieder einmal. Wie bereits erwähnt, war der Drawdown zwar spürbar, doch sind -20 Prozent leichter aufzuholen als -40 Prozent. So brauche ich für den Ausgleich im ersten Fall einen Zugewinn von 25 Prozent, im zweiten Fall von 66 Prozent. Daher liegt der Food als reiner Aktienfonds auch schon wieder bei -7 Prozent. Damit haben wir große Indizes wie Dow Jones und EuroStoxx wieder hinter uns gelassen. Und zwar ohne große Amplituden in Kauf nehmen zu müssen.


Mit Ihrem Aktienfonds DWS Concept GS&P Food (ISIN: DE0008486655) bieten Sie Anlegern seit 1995 die Chance, gezielt, dabei aber breit gestreut in den Nahrungsmittelsektor zu investieren. Wie stellt sich die bisherige Performance dar und was war der Grund dafür, dass auch Ihr Portfolio in diesem Jahr Federn lassen musste?


Gerade in Corona-Zeiten hat man wieder einmal die existenzielle Bedeutsamkeit von Nahrungsmitteln feststellen können. Die Bilder von Hamsterkäufen sind sicherlich noch jedem in Erinnerung. Und darum geht es letztendlich. In kaum einem anderen Sektor findet man eine solche Dichte von Unternehmensqualität und derart stabile Umsätze. Dass der Fonds YTD mit -7 Prozent im Minus liegt, ist in erster Linie mit der Sippenhaft begründet. Wenn Aktien verkauft werden, dann auch solche aus dem Food-Sektor. Jedoch wesentlich später als Zykliker. Und dann werden Sie auch früher wieder gekauft.


Wie möchten Sie gegensteuern?


Wir müssen mit dem Fonds nicht gegensteuern. Unserer Strategie und unserem Vorgehen bleiben wir treu. Aktionistisch zu werden ist keine Lösung, die langfristig zu Erfolg führt.


Als wir uns vor zwei Jahren unterhalten haben, galt der Veggie-Burger-Hersteller Beyond Meat als Rising Star. Welche Rolle spielt der Titel in Ihrem aktuellen Fonds-Portfolio?


Damals haben wir die Kursentwicklung von Beyond Meat mit Skepsis betrachtet. Ungeachtet des unbestreitbaren Börsenerfolgs tun wir das jedoch immer noch, da nach wie vor kein Geld verdient wird. Beyond Meat war und ist ein Marketingkonstrukt ohne ein wirklich innovatives Produkt. Morningstar Farms, eine 100-prozentige Tochter von Kellogg, bedient seit den 70er Jahren den Markt für vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte und hat einen Marktanteil von 30 Prozent in den USA. Beyond Meat hatte definitiv das bessere Marketing. Und dann ist es ja auch cool, Produkte von einem Start-Up zu kaufen. Der Geschmack überzeugt jedoch in keinster Weise. Deshalb hat Beyond Meat auch mit einem Burger Patty den Marktstart gesucht. In der Regel werden diese mit einer Menge an Saucen und Mayonaise serviert, der den eigentlichen Geschmack des Pattys überlagert. Ein cleverer Schachzug.


Welche weiteren Trends sehen Sie in der Branche?


Fleischersatzprodukte sind sicherlich ein wichtiger und starker Trend. Die Menschen wollen bewusster essen und nachhaltiger Leben. Da passt Massentierhaltung nicht ins Weltbild. Dennoch muss das Ganze auch bezahlbar sein. Daher sind solche Entwicklungen wie bei Beyond Meat, oder Aleph Farms, in erster Linie für arrivierte Industrieländer mit entsprechender Kaufkraft gedacht. Allerdings macht die Bevölkerung der Industrieländer nur ein Drittel der Weltbevölkerung aus.  Bei den restlichen fünf Milliarden Menschen geht es vornehmlich darum, dass Essen - und bei der wachswenden Mittelschicht auch gutes Essen - samt echtem Fleisch auf den Tisch kommt. Wir dürfen also nicht den Fehler machen, von uns auf die ganze Welt zu schließen. Dennoch nehmen wir hierzulande sicherlich eine Vorreiterrolle ein. Von daher sind diese Trends gut und richtig für den Weg den wir als Menschheit noch gehen werden müssen, bevor wir ein globales Versorgungsproblem bekommen.


Wenn Sie einen Anleger von Ihrem Fondskonzept überzeugen wollten: Welche Argumente würden Sie hier mit auf den Weg geben?


Schauen Sie sich die Performance seit Auflage und die Drawdowns in Krisenzeiten an. Das reicht in der Regel als Argument.


Herr Terwey, wir bedanken uns für dieses Interview!



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