FondsDISCOUNT.de: Herr Dr. Thaler, die Pandemie hat viel verändert. Wie hat Corona den Investmentprozess bei Ihrem Lloyd Fonds - European Hidden Champions R (ISIN: DE000A2PB598) beeinflusst? Gab es temporäre oder auch mittelfristige sektorale Umschichtungen?


Dr. Maximilian Thaler: Das Portfolio findet sich generell – auch außerhalb der Corona-Thematik – in einem konstanten Weiterentwicklungsprozess. Die Pandemie hat die Entwicklung in vielen Sektoren, die bereits im Vorfeld schon im Fokus der Anlagestrategie waren, nochmals beschleunigt. Themen der Digitalisierung, des wachsenden Online-Handels, der Automatisierung, der Überarbeitung unserer Gesundheitssysteme waren und sind im Portfolio berücksichtigt. Die Strategie des Fonds zielt unverändert auf die innovativen Marktführer des europäischen Mittelstands ab.


Die Coronakrise begann, da war Ihr Fonds noch kein Jahr alt. War das ein ungünstiger Zeitpunkt oder betrachteten sie dies damals als eine willkommene Bewährungsprobe (die ja letztlich auch gelang)?


Willkommen war die Krise mit Sicherheit nicht. Und auch außerhalb meiner täglichen Arbeit im Fondsmanagement ist es schwer mit anzusehen, wie viele Industrien und Gewerke und die damit verbundenen Menschen und Familien unter der aktuellen Situation leiden. Dennoch zeigte die Krise, dass das Risikomanagement im Fonds gut funktioniert und es in solchen Extremsituationen – im Vergleich zu passiven Produkten – mit entsprechenden Maßnahmen möglich ist, einen größeren Teil der Verluste abzusichern. Auch die schnelle Umschichtung in Corona-Gewinner und die flexible Steuerung des Portfolios durch diese Krise zeigen, dass aktives Fondsmanagement eine Daseinsberechtigung hat und wir die Bewährungsprobe gut bestanden haben.


Sie gehen mit Ihrem Fonds ins dritte Jahr und können auf zwei erfolgreiche Jahre zurückblicken. Was haben Sie besser gemacht als andere Wettbewerber aus dem Segment Aktienfonds Small/Mid Caps Europa?


Nach meiner Einschätzung haben mehrere Faktoren zu dieser bisher sehr guten Entwicklung geführt: konservative Positionierung in einem strukturell starken Wachstumsportfolio, gut funktionierendes Risikomanagement , genereller Fokus auf robuste familiengeführte Unternehmen, die gut durch die Krise gekommen sind, und schnelle Umschichtung der Einzelwerte in Krisengewinner, auch bedingt durch das gute Setup bei Lloyd Fonds, das es uns ermöglicht in allen Phasen schnell und zielführend zu reagieren.


Wie haben sich die Zuflüsse entwickelt, auch vor dem Hintergrund der Pandemie? Konnte das Vertrauen der Anleger auf einem stabilen Niveau gehalten werden?


Ja, das war mit die erfreulichste Erkenntnis aus dem letzten Jahr. Während es zu dem großen Drawdown in der ersten Lockdown-Phase im März 2020 kam, hat nahezu kein Investor panisch reagiert und seine Mittel abgezogen. Ganz im Gegenteil: Es fanden viele sehr konstruktive Einzelgespräche und Webinare mit unseren Investoren statt, in denen wir auch die Chancen aufzeigen konnten, die sich für Anleger in so einer Korrektur bieten. Als der Fonds dann überproportional an der Erholung partizipierte, kam es im Verlauf zu hohen Mittelzuflüssen. Unsere Investoren, die in keiner einfachen Phase Mut bewiesen und die langfristige Perspektive erkannten, wurden am Ende mit einer stattlichen Jahresperformance des Fonds belohnt.


Was erwarten Sie von den kommenden zwölf Monaten? Wie ordnen Sie das Potenzial europäischer Nebenwerte ein?


Aktuell zeigt sich eine Konsolidierung vor allem innerhalb der Wachstumssegmente, die ich angesichts der starken vorangegangenen Entwicklung trotz wirtschaftlicher Belastung für gesund erachte. Dennoch haben viele sich Unternehmen durch die Krise neu aufgestellt und vor allem auf der Kostenseite verschlankt. Bei anhaltender wirtschaftlicher Erholung dürfte dies zu inkrementell starken Quartalen führen, sodass ich mittelfristig weiterhin großes Potenzial in bestimmten Nischen innerhalb der europäischen Nebenwertelandschaft sehe. Vor allem bei marktführenden Mittelständlern innerhalb stark strukturell wachsender Nischenmärkte mit eigenen kurstreibenden Katalysatoren.  


Noch ein Blick ins Portfolio: Wie viele Positionen halten Sie derzeit? Können sie uns zwei, drei Top-Positionen nennen?


Der Fonds hält aktuell 64 Positionen. Zu den Top-Positionen zählt unter anderem der Marktführer für Eye-Tracking Software Tobii, die in Schweden ansässige Pierce Gruppe, die führende eCommerce Plattform für Zweiräder, und Asetek, die mit ihrer patentierten Kühltechnologie den hohen Energieverbrauch in Datenzentren weltweit deutlich senken wird und somit einen großen ökologischen Beitrag leistet.


Herr Dr. Thaler, wir danken Ihnen für Ihre Zeit und für die interessanten Einblicke.


 


Wertentwicklung im Vergleich zur Peergroup (Small & Mid Caps Europa / seit Auflage)